Autokartell:BMW fühlt sich von Daimler hintergangen

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BMW und Daimler arbeiten seit langer Zeit auf einigen Gebieten zusammen. Jetzt scheint das Vertrauen erschüttert. (Foto: AFP; Getty Images (M))
  • Bereits 2014 hat sich Daimler bei den Behörden wegen möglichen Verletzungen des Kartellrechts angezeigt. Kooperationspartner wie BMW haben davon nichts erfahren.
  • Deshalb fühlt man sich bei BMW jetzt hintergangen und stellt die weitere Zusammenarbeit in Frage.
  • Davon geraten womöglich auch Projekte wie das gemeinsame Netz für Elektro-Tankstellen in Gefahr.

Von Thomas Fromm, Max Hägler und Klaus Ott, München

Der in München ansässige Autokonzern BMW hat nach Informationen der Süddeutschen Zeitung Gespräche mit Daimler über neue Kooperationen ausgesetzt. Damit reagiert BMW auf die Kartellvorwürfe gegen die deutschen Autohersteller, die auch auf einer Art Selbstanzeige von Daimler bei der EU-Kommission in Brüssel beruhen. Diese Selbstanzeige, die Daimler offenbar schon 2014 gestellt hat, sorgt bei BMW für große Verärgerung. "Das Vertrauen ist total beschädigt", heißt es aus Industriekreisen. Man befinde sich nun "mitten in einem Tsunami".

BMW und Daimler nahmen auf Anfrage zur vorläufigen Einstellung von Kooperationsgesprächen nicht Stellung. In Konzernkreisen wurde dies aber bestätigt. Es gibt zwar keinen Vorstandsbeschluss, doch will das BMW-Management offenbar die Zusammenarbeit kritisch hinterfragen. Die Prüfung betrifft mehrere Bereiche. Zum einen die künftige Strategie für den gemeinsamen Einkauf von Autoteilen bei Zulieferfirmen.

BMW und Daimler kooperieren seit vielen Jahren

Zudem wollten BMW und Daimler beim Aufbau eines Tankstellennetzes für Elektrofahrzeuge zusammenarbeiten. Dieses Vorhaben soll fortgeführt werden, dürfte sich aber nun verzögern.

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Der Stuttgarter Konzern bezichtigte sich zuerst bei den Kartellbehörden, Absprachen mit anderen Firmen getroffen zu haben. Die Schwaben können damit auf Straffreiheit hoffen.

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Die beiden Konzerne planen außerdem seit Monaten eine Allianz ihrer Carsharing-Töchter Car 2 Go (Daimler) und Drive Now (BMW). Ziel ist es, nach außen hin gemeinsam aufzutreten, um so mehr Kunden zu gewinnen. In der Autobranche wird mit dieser Allianz innerhalb des nächsten halben Jahres gerechnet. Beim Carsharing kaufen und besitzen die Kunden keine eigenen Fahrzeuge mehr, sondern mieten diese je nach Bedarf, meist via Internet.

BMW und Daimler sind Konkurrenten bei teuren, leistungsstarken Autos. Da die beiden Konzerne aber mit jeweils rund zwei Millionen verkauften Fahrzeugen pro Jahr im Vergleich zu Massenherstellern wie Volkswagen, General Motors oder Toyota eher klein sind und Kostennachteile bei der Produktion haben, kooperieren sie seit Langem. Das gilt vor allem für den Einkauf, um bessere Lieferpreise auszuhandeln. Diese Kooperation führt bei beiden Unternehmen dem Vernehmen nach zu Kostenvorteilen in dreistelliger Millionenhöhe pro Jahr.

Bei BMW fühlt man sich von Daimler hintergangen

Die Selbstanzeige von Daimler bei der EU-Kommission bezieht sich auf gemeinsame Arbeitskreise der fünf deutschen Autohersteller BMW und Daimler sowie VW mit den Töchtern Audi und Porsche. Die EU prüft nun, ob es dabei zu unzulässigen Absprachen etwa auf Kosten der Autokäufer kam. Daimler musste, um den Status als Kronzeuge nicht zu gefährden und im Falle eines verbotenen Kartells ohne Strafe davonzukommen, nach außen Stillschweigen bewahren. Bei BMW fühlt man sich dennoch von Daimler hintergangen.

Sowohl bei Daimler als auch bei VW kommen an diesem Mittwoch die Aufsichtsräte zusammen, um über die Selbstanzeigen ihrer Konzerne zu beraten. Daimler hatte das Gremium offenbar zeitig informiert. Beim VW-Konzern, der 2016 ebenfalls eine Selbstanzeige einreichte, unterrichtete der Vorstand die Kontrolleure aber nicht. Das erklärten jedenfalls mehrere Aufsichtsräte.

© SZ vom 26.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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