Geschichten aus der zweiten Liga:Bloß kein Schadenfreudismus!

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Warten aufs Erfolgserlebnis: Trainer Pal Dardai und seine Hertha kassieren gegen Wehen Wiesbaden die zweite Niederlage im zweiten Spiel. (Foto: Soeren Stache/dpa)

Die Hertha erstaunt trotz Niederlage mit einem Punkt, Rostock siegt in der 13. Minute der Nachspielzeit und Hannover liefert den Fehlschuss des Jahres: In der zweiten Liga ist schon wieder ordentlich was los.

Von SZ-Autoren

Ein Punkt!

Zu den vielen gemeinen Dingen, die gerade über Hertha BSC gesagt werden, zählt, dass die Spieler aussähen, als trügen sie Clownsnasen. Auf der Brust. Denn das Logo des neuen Trikotsponsors auf dem Jersey ist ein Punkt, so rot wie die Nase eines Bajazzos. Trainer Pal Dardai warnte dieser Tage per herrlicher Wortschöpfung vor "Schadenfreudismus". Das sagt sich so leicht! Der rote Punkt ist der einzige, den die sieglose Hertha in der laufenden Saison holen konnte. Und dann begab es sich, dass der Treffer zum 0:1 vom Freitag gegen Wehen Wiesbaden harlekinesk daherkam: Fernschuss in der Nachspielzeit, linker Innenpfosten, rechter Innenpfosten, Tor - und Keeper Oliver Christensen sah die Vögel zwitschern. Er flog beim Rettungsversuch gegen den Pfosten. Javier Cáceres

Tor in der 103. Minute: Juan Jose Perea vom FC Hansa Rostock jubelt nach seinem Siegtreffer in Elversberg. (Foto: Harry Langer/dpa)

Schüler und Vater

Die Abiturprüfungen sind vorbei, die Absolventen von ihren Abschlussfahrten zurückgekehrt, dennoch wehte am Samstag ein Hauch von Prüfungsphase durch das Stadion. Verantwortlich dafür war der FC Hansa Rostock, der bei seinem 2:1-Sieg beim Aufsteiger aus Elversberg an so manchen Schüler erinnerte: Aufgabe kolossal unterschätzt, spät den Ernst der Lage erkannt, sich in letzter Sekunde abgemüht - und dann ins Ziel gerettet. Angreifer Juan José Perea, 23, traf für die Rostocker erst in der zehnten und 13. Minute der Nachspielzeit. "Das ist ein Traum für mich!", jubilierte der Debütant, der keine 48 Stunden zuvor per Leihe aus Stuttgart verpflichtet worden war. Als Vorbild für künftige Abiturjahrgänge taugt er allerdings nur bedingt: Perea ist drei Tage zuvor Vater geworden. Thomas Hürner

Noch immer gefährlich: Der Karlsruher Lars Stindl (links), 34, kämpft mit dem Hamburger Levin Öztunali um den Ball. (Foto: Uli Deck/dpa)

Ein bisschen Champions League

Im Jahr 2010 hatte Lars Stindl den Karlsruher SC verlassen, um seine Karriere auf größerer Bühne voranzutreiben. Der Plan ging auf, er schaffte es in die Champions League und zum deutschen Nationalspieler - und das badische Publikum freute sich für ihn, weil sich der Spielmacher als idealer Botschafter seines Jugendvereins präsentierte. Nun, im Alter von 34 Jahren, ist Stindl zum KSC zurückgekehrt, um seine Karriere auf kleinerer Bühne ausklingen zu lassen. Altersmüde ist er aber nicht, wie das Zweitliga-Heimspiel am Sonntag gegen den Hamburger SV bewies: Die Gästeelf lag vorn, in der fünften Minute der Nachspielzeit erhielt Stindl den Ball am gegnerischen Strafraum. Ein Blick, ein Steckpass - und schon stand es 2:2. Ein bisschen Champions League steckt also noch drin im Heimkehrer. Thomas Hürner

Tor leer, Ball am Pfosten: Hannovers Louis Schaub verfehlt mit einer Slapstick-Einlage das Nürnberger Gehäuse. (Foto: Wolfgang Zink/Imago)

Ans Stangerl

Es ist noch früh in der Saison, aber wenn jemand schon mal eine Stoffsammlung für den Jahresrückblick anlegen will, dann gerne mit Hannovers Louis Schaub. Seine Einlage gegen den 1. FC Nürnberg ließe sich getrost einreihen zwischen den hübschesten Torverfehlungen der Geschichte. Anzusiedeln wäre sie irgendwo zwischen Jakub Blaszczykowskis "Kuba-Krise" gegen Freiburg (2010) und Frank Mills Pfostenkunstwerk gegen die Bayern (1986). Schaubs Slapstick ergab sich in der zweiten Hälfte nach einem Steckpass des Kollegen Nicolo Tresoldi, als der Offensivmann den gegnerischen Keeper elegant umkurvt hatte. Tor leer, Glücksschrei in der Kehle - doch dann wurde der Winkel eng und sein Kullerball träufelte ans Stangerl, wie es in Österreich heißt. Schaub ist Deutsch-Österreicher, insofern: Sauber eingefädelt. Jonas Beckenkamp

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