2. Bundesliga:Ngankams Abschied schmerzt die Hertha

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Jessic Ngankam im Einsatz. (Foto: Soeren Stache/dpa)

Zu Union Berlin wollte Jessic Ngankam wegen seiner Liebe zur Hertha nicht. Nun wechselt der junge Angreifer zu Eintracht Frankfurt. Für die Hertha ist das dennoch der falsche Transfer.

Arne Richter, dpa

Berlin/Frankfurt/Main (dpa) - Jessic Ngankam zeigte das Victory-Zeichen und grüßte noch einmal mit dem obligatorischen Ha-Ho-He. Die Nachricht, die der 22-Jährige den Fans von Hertha BSC in einem Video-Clip überbrachte, war längst nicht mehr überraschend und sie schmerzt die Berliner dennoch. Der junge Angreifer wechselt zu Eintracht Frankfurt. Die Aussicht auf Bundesliga-Fußball und Auftritte im Europacup sind natürlich wichtiger als die große Verbundenheit mit dem „Herzensverein“.

„Es ist eine schwierige Entscheidung gewesen“, sagte Ngankam und lieferte die Erklärung mit. „Warum ich das Ganze mache? Weil es eine neue Herausforderung ist, eine neue Möglichkeit, die ich nutzen möchte“, sagte der Junioren-Nationalspieler.

Auch die Hertha-Verantwortlichen hatten Zeit, sich auf den Abschied Ngankams vorzubereiten. Er hatte sich angebahnt. „Es ist kein Geheimnis, dass wir viel und lange mit Jessic gesprochen haben und ihn gerne gehalten hätten. Leider hat er eine andere Entscheidung getroffen, die wir respektieren müssen“, wurde Herthas Sportdirektor Benjamin Weber in einer Club-Mitteilung zitiert.

Weber muss jedenfalls umplanen. Lieber hätten die Berliner Großverdiener wie Krzysztof Piatek oder Dodi Lukebakio von der Gehaltsliste gestrichen als Ngankam. Auch Torwart Alexander Schwolow oder Rekord-Transfer Lucas Tousart stehen noch auf der Verkaufsliste des Zweitligisten. Die Hertha braucht bekanntlich Millioneneinnahmen, um die klamme Kasse zu füllen. Weber hat im Trainingslager in Zell am See ordentlich zu tun.

Mit den kolportieren vier bis fünf Millionen Euro für Ngankam ist zumindest ein bisschen Bares verfügbar. Allerdings soll nun auch noch ein anderer Angreifer kommen, dem Vernehmen nach schätzt Trainer Pal Dardai den einstigen Darmstädter Serdar Dursun, der bei Fenerbahce Istanbul geringe Perspektiven hat.

Das Problem mit Ngankam. Er ist ein echter Berliner Junge, sollte bei dem neuen Hertha-Weg eine Identifikationsfigur sein. Geradezu hymnisch wurde der Stürmer in Fan-Kreisen gefeiert, als er kürzlich erklärte, warum er ein Angebot von Union Berlin ausgeschlagen hatte - trotz der Option Champions League. Seine Kernaussage: „Weil ich Herthaner bin“. Die entzückte die blau-weißen Herzen. Was viele nicht hörten: Ngankam schloss einen Wechsel zu einem anderen Club in dem Instagram-Talk nicht aus.

Wer genau lauschte, konnte sogar schon vernehmen, dass der Angreifer natürlich an seine Karriere denken muss, in der er „so oft wieder neu angreifen musste, so oft mir meinen Arsch aufgerissen habe, Dinge gemacht habe, auf die ich eigentlich gar keine Lust hatte“, erzählte er. Zwei Sommer liefen für Ngankam nämlich ziemlich mies. Sein einziges Fußballer-Jahr abseits von Berlin begann bei der SpVgg Greuther Fürth 2021 mit einem Kreuzbandriss, nach der Rückkehr zur Hertha war es im Vorjahr wieder das Knie, das Probleme machte.

In der abgelaufenen Saison kam er dennoch zu 18 Einsätzen, in denen ihm vier Treffer gelangen, die ihm auch einen EM-Platz in der U21 einbrachten. In Frankfurt unterschrieb Ngankam einen Vertrag bis 2028. Die Hertha will er aber nicht vergessen, ein „Fan“ werde er bleiben, versicherte er. „Ich werde immer hinter der Alten Dame stehen“, sagte Ngankam.

© dpa-infocom, dpa:230714-99-400315/3

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