Liverpool-Profi Luis Díaz:Ein Tor als Botschaft an den entführten Vater

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"Freiheit für meinen Papa" steht auf dem Unterhemd von Luis Díaz: Nach seinem Treffer zum 1:1 in Luton gelten die Gedanken des Kolumbianers seinem Vater. (Foto: Zac Goodwin/PA Images/Imago)

Der Kolumbianer Luis Díaz rettet dem FC Liverpool in Luton ein Unentschieden. Viel wichtiger wäre ihm aber die Rettung seines Papas, der sich in der Hand einer Guerilla-Gruppierung befindet.

Von Sven Haist, London

Selbst die gegnerischen Spieler und Fans schienen sich mit Luis Díaz über sein Tor zu freuen, dabei verhinderte der Angreifer des Liverpool FC mit seinem Ausgleichstreffer zum 1:1 in der Nachspielzeit am Sonntagabend den ersten Premier-League-Heimsieg von Luton Town überhaupt. Sie umarmten den Kolumbianer nach Spielende, gratulierten ihm zu seiner Leistung und wünschten ihm alles Gute.

Auf diese Weise drückten die Luton-Profis ihre Solidarität mit Díaz aus, dessen Eltern vor anderthalb Wochen in der Heimatstadt Barrancas im Norden Kolumbiens an einer Tankstelle von bewaffneten Männern verschleppt worden waren. Hinter der Entführung steckt eine radikale linke Rebellengruppe, die Nationale Befreiungsarmee Ejército de Liberación Nacional (ELN), die ein kleiner Teil eines langwährenden brutalen Bürgerkriegs in Kolumbien ist. Díaz' Mutter konnte kurz nach der Tat befreit werden, aber sein Vater, Luis Manuel Díaz, wird weiter festgehalten.

Familie und Freunde von Luis Díaz demonstrierten am Sonntag in seinem Heimatort Barrancas für die Freilassung seines Vaters. (Foto: Lismari Machado/AFP)

Auf dem Weg zum Stadionausgang krempelte Luis Díaz sein Liverpool-Trikot hoch und zeigte darunter ein weißes Shirt, auf dem in schwarzer Schrift stand: "Libertad Para Papa" - Freiheit für meinen Papa. Die Zuschauer klatschten Beifall, und der ohnehin bewegende Zuspruch wurde noch emotionaler, als ihn sein Trainer, Jürgen Klopp, von hinten an die Schultern fasste. Sekundenlang drückte Klopp Díaz in seine Arme. Nach dem Match stellte Klopp die Belange seiner Mannschaft hinten an. Die Zeitung Telegraph titelte treffend, dass Díaz zwar Liverpool ein Unentschieden gerettet habe, aber die Welt auf ein anderes Ergebnis warte, eines, das wirklich zähle - nämlich die Freilassung seines Vaters.

Die Entführer kündigen die baldige Freilassung des Vaters an - weil er ein Verwandter des "von allen Kolumbianern geliebten Fußballers" ist

Auf Instagram erklärte der 26-Jährige, aufgrund seiner Bekanntheit in Kolumbien mehr Nationalheld als Nationalspieler, dass Angst und Verzweiflung mit jeder Sekunde größer würden und es keine Worte gebe, um zu beschreiben, wie es seiner Familie ergehe. Er bat die Guerilla-Gruppierung inständig darum, die Integrität seines Vaters zu respektieren und das "schmerzhafte Warten" durch die sofortige Freilassung zu beenden.

Vor ein paar Tagen bekannte sich die ELN zum Kidnapping. Die Organisation kündigte darin die baldige Rückgabe des Vaters an, weil jener "ein Verwandter des großen, von allen Kolumbianern geliebten Fußballers (Díaz)" sei. Die Mitteilung und die fortlaufenden, grundsätzlich offenbar positiven Verhandlungen schienen Díaz nach einer Woche dazu zu bewegen, am Freitag wieder ins Mannschaftstraining einzusteigen und in den Spielkader zurückzukehren - vermutlich auch, um sich selbst ein wenig abzulenken. Der Klub hatte ihm freigestellt, wie lange er pausieren möchte. Als Liverpool in der Schlussphase gegen Luton überraschend in Rückstand geriet, wechselte ihn Klopp unverzüglich ein. Tatsächlich bugsierte er wenig später eine Flanke ins Netz, halb mit dem Kopf, halb mit der Schulter.

Selbstredend war Díaz nicht nach Jubel zumute. Er nutzte den berührenden Moment, um auf das Schicksal seines Papas aufmerksam zu machen, indem er seine Botschaft auf dem Hemd entrollte - wohlgemerkt im Rückwärtslaufen zur Mittellinie, damit seiner Elf möglichst viel Restspielzeit für einen eventuellen Siegtreffer verblieb. Der Kurzeinsatz sage alles über den Charakter und die innere Stärke von Díaz aus, befand Liverpool-Torwart Alisson Becker. Und Klopp sagte, dies sei ein wunderbarer Moment, verändere aber die Situation nicht. Das Wichtigste sei nach wie vor die Freilassung des Vaters.

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