FC Bayern gegen Villarreal:Aus dem gelben U-Boot wird ein Autobus

Lesezeit: 3 min

Villarreals Raul Albiol (links) und seine Kollegen nach dem 1:0 gegen die Bayern - im Hinspiel überraschten die Spanier den deutschen Meister. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

Der FC Villarreal spielt in der Champions League weit defensiver als in der heimischen Liga. So werden sie auch im Rückspiel beim FC Bayern erwartet.

Von Javier Cáceres, Madrid

Der Hinspiel-Besuch des FC Bayern in Villarreal hat dazu beigetragen, Vorurteile zu korrigieren. Im Großen, wie man an der Schlagzeile der Zeitung La Vanguardia ablesen konnte, nachdem der FC Villarreal die bisher in Spanien stets gefürchteten Münchner 1:0 besiegt hatte ("Angst vor den Bayern? Ha!"). Aber auch im Kleinen, wie man erfährt, wenn man sich bei Villarreals Klublegende Marcos Senna erkundigt, der 2008 mit Spanien Europameister wurde.

"In meinem Kopf hatte sich die Idee festgesetzt: Die Deutschen sind kühl", erzählt er am Telefon. Seit dem offiziellen Mittagessen des Präsidiums des FC Villarreal - Senna ist inzwischen eine Art Außenminister des Klubs - mit der Delegation der Bayern sieht er das ganz anders: "Die waren das komplette Gegenteil von kühl. Ungemein freundlich, alles andere als zugeknöpft, sehr warmherzig, und Oliver Kahn hat eine sehr schöne Rede gehalten", berichtet Senna.

FC Bayern vor Villarreal
:"Mit uns ist nicht zu spaßen"

Die Münchner sind nach dem 0:1 im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League angestachelt, findet Manuel Neuer. Doch es gibt den nächsten Ausfall zu beklagen.

Am Dienstagabend wird er wohl ein weniger freundliches Gesicht des FC Bayern kennenlernen. "Mit uns ist nicht zu spaßen", sagte Torwart Manuel Neuer vor dem Rückspiel. Und Trainer Julian Nagelsmann berichtete, dass er seine Spieler an einer sehr kurzen Leine führe: "Jetzt muss ich nur noch diese silberne Schnalle aufmachen - und dann müssen sie laufen ..."

"Dies wird ein ganz anderes Spiel als vergangene Woche", sagt Villarreals Trainer Emery

Das wird die Spanier aber kaum überraschen. Bei einer Pressekonferenz klangen die Vertreter des FC Villarreal, als stellten sie sich auf nicht weniger als ein Martyrium in München ein. Senna sagt: "Das Gute ist: Die Verantwortung liegt nach dem 1:0 im Hinspiel ganz bei den Bayern. Unsere einzige Verantwortung ist es, das Spiel zu genießen. München ist eine der größten Bühnen der Welt. Und Fußballer lieben die großen Bühnen."

Letzteres gilt für Villarreals Spieler in dieser Saison tatsächlich. Bei Auftritten in Europa agierten sie großartig, ihre Resultate in der spanischen Liga sind dürftig. Am Samstag reichte es für den Tabellensiebten Villarreal gegen Bilbao nur zu einem 1:1, allerdings pausierte die Elf aus dem Bayern-Spiel. Eine solche Radikalrotation hatte es bei Villarreal noch nie gegeben, aber sie geschah nicht grundlos. Das Rückspiel gegen die Bayern sei "die größte Herausforderung meiner Karriere", sagte Trainer Unai Emery. Die Münchner seien weiterhin der Favorit, nicht nur aufs Weiterkommen, sondern auch auf den Gewinn der Champions League.

Marcos Senna (Mitte) im Duell mit DFB-Kapitän Michael Ballack bei der Europameisterschaft 2008. (Foto: Imago)

Das war nicht nur Tiefstapelei, sondern eine Verneigung vor der Geschichte des FC Bayern, der Emery große Bedeutung beimisst. Vor ein paar Tagen erschien ein aufschlussreiches Interview in L'Équipe, in dem Emery auf seine dramatischste Niederlage einging: das 1:6 mit Paris beim FC Barcelona nach einem 4:0-Hinspielerfolg (2017). Sein Kollege Pep Guardiola habe ihm mal gesagt, dass Mannschaften wie Barça oder Real Madrid (oder eben Bayern) in der Champions League "besser auf schwierige Situationen reagieren, weil sie den Wettbewerb bereits gewonnen haben. Der Schlüssel ist der Umgang mit Enttäuschungen".

Bei Villarreal ruhen im Angriff die Hoffnungen auf Moreno und Danjuma

Was er dem Münchner Trotz entgegensetzen will? "Unsere Wesensart, unsere Identität", sagte Emery am Dienstag. In der Champions League war diese bisher von defensivem Denken geprägt. Auch Bayern-Trainer Nagelsmann merkte an, dass Villarreal in der spanischen Liga unter den drei Teams sei, die am höchsten verteidigen - zwischen Torwart und Abwehrkette sei ein Abstand von im Schnitt 42 Metern.

In den Gruppenspielen der Champions League habe Villarreal dagegen rund zwölf Meter tiefer gestanden, im Achtelfinale gegen Juventus Turin sogar noch tiefer. "Dies wird ein ganz anderes Spiel als letzte Woche, und auch ein ganz anderes als gegen Juve", betonte Emery. Gleichwohl muss erwartet werden, dass das "gelbe U-Boot", wie Villarreal wegen seiner kreischgelben Trikots und dem Beatles-Song "Yellow Submarine" genannt wird, in München zum gelben Autobus mutiert. Und dass dieser Bus im Strafraum von Torwart Gerónimo Rulli geparkt wird.

Dennoch: In der Vorstellung von Altmeister Senna darf Villarreal sich nicht passiv hinten reinstellen: "Wenn wir nur abwarten, regnet es Flanken auf die Abschlussspieler der Bayern. Und auch wenn mich überrascht hat, dass man im Hinspiel weder Lewandowski noch Müller gesehen hat - sie sind hervorragend", sagte Senna. Bei Villarreal ruhen im Angriff die Hoffnungen wie im Hinspiel auf Gerard Moreno und Arnaut Danjuma, dem Schützen des Siegtores gegen die Bayern. "Ich kenne unsere Mannschaft. Wenn sie konzentriert ist, ist sie großartig", sagt Senna.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Villarreal-Präsident Fernando Roig Alfonso
:Der König vom Fußballdorf

Vor 25 Jahren kaufte der Keramik-Unternehmer einen spanischen Lokalverein und investierte 190 Millionen Euro. Jetzt darf er auf einen Triumph über den FC Bayern hoffen.

Von Karin Janker

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: