Villarreal-Präsident Fernando Roig Alfonso:Der König vom Fußballdorf

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"Mir gehören zwar die Anteile an Villarreal, aber der Verein gehört mir nicht." Präsident Fernando Roig Alfonso zahlte einst 432 000 Euro für den Klub. (Foto: Jose Miguel Fernandez/NurPhoto/Imago)

Vor 25 Jahren kaufte der Keramik-Unternehmer einen spanischen Lokalverein und investierte 190 Millionen Euro. Jetzt darf er auf einen Triumph über den FC Bayern hoffen.

Von Karin Janker, Madrid

Einen inoffiziellen Titel hat Fernando Roig Alfonso seinem Verein schon früh geholt: Der FC Villarreal dürfte der Erstligaverein mit dem höchsten Mitgliederanteil sein - gemessen an den Einwohnern seiner Heimatstadt. Vila-real, gelegen in der Küstenregion Valencia, ist ein Fußballdorf und Fernando Roig ist sein König. Jeder vierte der 51 000 Bürger hat eine Dauerkarte für das Estadio de la Cerámica. Das ist, als pilgerten 400 000 Münchner ständig zum FC-Bayern. Der Rückhalt bei den Menschen in Vila-real (so der valencianische Originalname der Stadt) ist riesig, selbst für spanische Verhältnisse, wo generell wichtiger ist, zu welchem Verein du hältst, als welche Partei du wählst.

Fernando Roig hat als Mäzen den FC Villarreal erst großgemacht. Aber sein persönliches Spielzeug ist der Klub nicht. Roig besitzt offenkundig Gespür für die Fans, oft wirkt er, als sei er einer von ihnen. Sie sind das Orchester, er nur der Dirigent, so sagte er es einmal in einem Interview.

"Submarino amarillo", gelbes U-Boot, nennen sie den FC Villarreal in Spanien. Gelb sind die Trikots seit Mitte der 1940er Jahre - aus Kostengründen, gelb war schlicht billiger. Das war lange vor Roig. Aber nichts läge dem Unternehmer ferner, als mit der Nostalgie zu brechen. Und so bescherte er Vila-real ein quietschgelb gekacheltes Stadion. Kacheln haben Tradition in der Roig-Dynastie, mit ihnen begründete die Familie einst ihr Vermögen. Sie gehört zu den einflussreichsten Familien Spaniens.

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Vor allem drei der Söhne machten von sich reden: Juan, der von den Eltern einst eine Handvoll Tante-Emma-Läden erbte und aus ihnen die Supermarktkette Mercadona mit heute 93 000 Beschäftigten machte. Francisco, der einige Jahre Präsident des FC Valencia war und erfolglos versucht hatte, den Klub zu kaufen. Und eben Fernando, mittleres von sieben Kindern: Er erbte das Keramikunternehmen Pamesa und offenbar eine ordentliche Portion Übermut, die ihn dazu verleitete, einen Lokalverein zu kaufen mit dem Ziel, ihn in die Erste Liga zu hieven.

Vila-real, die kleinste Stadt mit europäischem Titel

Als Roig im Mai 1997 in einer Bar den Kaufvertrag unterzeichnete, weil Villarreal damals noch kein eigenes Vereinsgebäude, geschweige denn ein eigenes Trainingszentrum hatte, galt er als Spinner. 432 000 Euro kostete ihn der Kauf, weitere 190 Millionen Euro habe er seither investiert. Sein Plan ging auf: Villarreal stieg kurz danach in die Primera División auf und ist dort bis auf zwei Unterbrechungen geblieben. In der Ersten Liga zu spielen, sei für ihn mehr wert als ein Titel, sagte Roig stets. Bis dann tatsächlich ein Titel kam: Im vergangenen Jahr gewann Villarreal die Europa League, 11:10 gegen Manchester United im Elfmeterschießen - die kleinste Stadt mit europäischem Titel.

Bitter für Fernando Roig: Er musste das Danziger Finale zu Hause in Valencia am Fernseher verfolgen. Er hatte sich mit Corona angesteckt, am Tag des Spiels waren seine Tests zwar negativ, doch die Uefa war streng, Roig durfte nicht ins Stadion und musste im Privatjet nach Hause. In München dabei zu sein, wird er sich diesmal nicht nehmen lassen. Aber hofft er wieder auf einen Sieg? Roig gibt sich bescheiden, er wage nicht einmal, daran zu denken.

Die aktiven Geschäfte hat der 74-Jährige zwar bereits seinem Sohn, ebenfalls Fernando, übertragen. Dennoch wird Roig regelmäßig bei Spielen bis hinunter zur D-Jugend gesichtet. Die Jugendarbeit des Vereins gilt als vorbildlich. "Fußball ist Emotion", sagte er einmal. "Mir gehören zwar die Anteile an Villarreal, aber der Verein gehört mir nicht." Der gehöre den 20 000 Mitgliedern. Ihnen wolle er etwas zurückgeben. Zum Viertelfinale in München kommen die Fans zum Low-Budget-Preis: Hin- und Rückflug, Bustransfer und Stadioneintritt für 250 Euro. Die Nacht verbringt man im Wartesaal am Flughafen. Bequem ist das nicht, aber dafür pure Emotion.

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