Prozess um die Fifa:Blatter und Platini müssen vor Gericht

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Im Mai 2015 erschütterte der Fifa-Skandal schon die Fußballwelt - kur darauf mussten deswegen auch Fifa-Präsident Joseph Blatter (links) und Uefa-Boss Michel Platini abtreten. (Foto: Patrick B. Kraemer/dpa)

Das Schweizer Bundesstrafgericht lässt die Anklage gegen die Ex-Fußball-Bosse zu - damit steht eines der größten Mysterien des Weltfußballs vor der Klärung. Auch für Infantino könnte es brenzlig werden.

Von Thomas Kistner

Showdown an der Fifa-Spitze: Das Schweizer Bundesstrafgericht lässt die Anklage gegen den ehemaligen Fifa-Präsidenten Sepp Blatter und dessen früheren Uefa-Kollegen Michel Platini zu. Das Duo steht vom 8. bis 22. Juni in Bellinzona wegen "Verdachts auf Betrug, Untreue, unlautere Geschäftsführung und Titelfälschung" vor Gericht.

Damit strebt eines der größten Mysterien des Weltfußballs der Auflösung entgegen. Im Jahr 2015 war die Schweizer Bundesanwaltschaft (BA) durch den Wink eines geheimnisvollen Hinweisgebers auf die Causa Blatter/Platini gestoßen: Es geht um eine Zahlung der Fifa in Höhe von zwei Millionen Schweizer Franken an Platini im Jahr 2011. Die Topfunktionäre hatten den Vorgang stets so erklärt, dass damit eine mündlich vereinbarte Restzahlung für eine Beratertätigkeit erfolgt sei, die Platini zwischen 1998 und 2002 erbracht habe.

Die Ankläger der BA sehen hingegen "keine Rechtsgrundlage" für die Zahlung, die Fifa sei im Vermögen geschädigt und Platini bereichert worden. Blatter werden neben Betrug auch Untreue-Delikte angelastet, Platini die Beihilfe dazu. Doch beide Angeklagte äußern sich optimistisch zum Verfahrensausgang. Tatsächlich liegt eine Frage noch völlig im Dunkeln, die nun Platini per Strafanzeige klären lassen will: Wie war die BA damals überhaupt an diesen Zahlvorgang gelangt? Die Ermittler selbst hatten ja erklärt, dass es einen Hinweisgeber gab. Das könnte nun brisant werden: Falls der Hinweisgeber aus dem Umfeld des heutigen Fifa-Bosses und Blatter-Nachfolgers Gianni Infantino stammt, könnte das den gesamten Prozess gefährden.

Rückblende ins Skandaljahr 2015, als US-Justiz und BA in die Fifa eingerückt waren: Im Juli saß plötzlich ein enger Vertrauter Infantinos - aus mysteriösen, von den Beteiligten widersprüchlich dargestellten Gründen - bei BA-Chef Michael Lauber. Gleich darauf fing die Behörde an, gezielt nach den zwei Millionen bei Platinis Bank zu fahnden. Erst im Herbst wurde diese Ermittlung offiziell, und Blatter/Platini kassierten auf sportpolitischer Ebene mehrjährige Sperren. Deshalb konnte Platini die Nachfolge Blatters an der Fifa-Spitze nicht antreten. An seiner Stelle eroberte plötzlich sein Generalsekretär Infantino den Thron.

Daher ist zu klären, wer damals die Zahlung in Bern durchgestochen hatte. Denn in der Schweiz wird auch gegen Lauber/Infantino ermittelt, wegen diverser Geheimtreffen, die sie verschwiegen hatten. Sollte Infantino an der Enttarnung der Zahlung mitgewirkt haben, müsste dies auf seine späteren Treffen mit dem Bundesanwalt ausstrahlen - und könnte alle Schweizer Fußballverfahren kontaminieren.

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