FC Bayern in der Einzelkritik:Spektakulär wie Hermann Maier

David Alaba tut alles, um wieder Österreichs Sportler des Jahres zu werden. Xabi Alonso kehrt als natürliche Autorität zurück, Thomas Müller spielt den Unsichtbaren. Der FC Bayern beim 2:0 in Stuttgart.

Von Matthias Schmid, Stuttgart

Manuel Neuer

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Manuel Neuer hatte Martin Harnik vor dem Spiel freundlich die Hand geschüttelt. Neuer ist also nicht nachtragend, weil der österreichische Nationalspieler neben Robert Lewandowski der einzige Spieler ist, dem es gelang, ihn gleich viermal zu überwinden, seit der Nationaltorwart das Bayern-Trikot trägt. Fünfmal hat er den Ball allein nach der Winterpause aus dem Tor holen müssen. Gegen Stuttgart erlebte Neuer allerdings einen ruhigen Arbeitstag, einmal musste er in der ersten Hälfte aus dem Strafraum eilen, um mit der Brust vor dem heranstürmenden Moritz Leitner zu klären. Er hätte nach dem Seitenwechsel aber gemütlich rüber in die Porsche-Arena schlendern können, wo die deutschen Tennis-Frauen gegen Australien spielten.

Mitchell Weiser

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(Foto: AP)

Ob sich Mitchell Weiser für Tennis interessiert, ist nicht bekannt. Als freigeistiger rechter Außenverteidiger war er in der Defensive gegen scheue Stuttgarter wenig gefragt, in der Offensive zeigte er, warum Pep Guardiola auf ihn steht. Er spielte Arjen Robben geistesgegenwärtig vor dessen Führungstor frei. Durfte danach zur Belohnung in der warmen Kabine bleiben.

Medhi Benatia

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(Foto: dpa)

Beim desaströsen 1:4 in Wolfsburg fehlte Medhi Benatia wegen Rückenproblemen. Seit er wieder dabei ist, muss sich Guardiola weniger Sorgen und Gedanken machen um seine Aufstellung in der Verteidigung. Er könnte den Innenverteidiger auch nachts um zwei wecken, er würde trotzdem jeden Zweikampf in der Luft und am Boden gewinnen. Er hatte so wenig im eigenen Strafraum zu tun, dass er einmal sogar VfB-Torhüter Sven Ulreich in Mittelstürmermanier den Ball abjagen wollte.

Dante

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(Foto: AFP)

Bayern-Trainer Pep Guardiola muss ein bisschen nachtragend sein. Dieser stolze Katalane, der jetzt ganz nett zu den Schiedsrichtern sein möchte, setzte Dante im Spiel eins nach dessen schwachem Auftritt in Wolfsburg auf die Bank, aber die Degradierung dauerte nicht mal 20 Minuten (Jérôme Boateng hatte Rot gesehen). Gegen Stuttgart spielte der Brasilianer einfach, ohne große Fehler, in der ersten Hälfte spitzelte er Leitner im letzten Moment noch den Ball vom Fuß.

Juan Bernat

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Wechselte sich mit Alaba des Öfteren als Linksverteidiger ab, tat sich aber gegen die doppelte Außenverteidigung aus Daniel Schwaab und Florian Klein schwer. So eine destruktive Spielweise kennt er aus Spanien nicht. Aber nicht nur deshalb wünschte er seine Heimat herbei: Er fror bei der eisigen Kälte und rannte daher auch gerne die Linie hoch und runter.

David Alaba

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(Foto: AFP)

Der Österreicher fror nicht, er fürchtet sich nach dem WM-Titel für Hannes Reichelt bei der Ski-WM aber davor, dass er seinen Abonnement-Titel als Sportler des Jahres bald los ist. Er spielte diesmal recht unauffällig, bis zur 51. Minute. Dann wuchtete er einen Freistoß mit links aus rund 23 Metern genau ins Eck zum 2:0 - ein Tor wie Hermann Maier weiland die Abfahrtspisten hinunterstürzte: spektakulär. Falls es für Alaba nicht mehr zum Sportler des Jahres reichen sollte, könnte er sich vielleicht mit dem Tor des Monats trösten.

Xabi Alonso

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(Foto: AFP)

Der spanische Alt-Herren-Spieler taugt nur noch für die von Franz Beckenbauer betreute "Uwe-Seeler-Traditionsmannschaft", so lauteten die Rezensionen nach seinem Auftritt in den ersten beiden Spielen nach der Winterpause. Gegen Stuttgart spielte er zunächst wie Beckenbauer früher und ließ sich häufig hinter die beiden Innenverteidiger zurückfallen, einmal konnte er einen langen Pass von Vedad Ibisevic nicht verhindern, der fast zum Tor von Gotoku Sakai geführt hätte. Zeigte aber im Spiel nach vorne diese anmutige Stärke, wenn er 50-Meter-Pässe mit der Präzision eines Chirurgen schlug. Trat in der zweiten Hälfte wieder als die natürliche Bayern-Autorität aus der Vorrunde auf.

Bastian Schweinsteiger

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Gehört ebenso zum festen Ensemble der "Uwe-Seeler-Traditionsmannschaft", raunten einige Spötter, nachdem die Wolfsburger ihn wie Alonso mehrmals überlaufen hatten. Gegen Stuttgart führte er sich gleich mit einem Fehlpass ein, weil er sich den Ball in der eigenen Hälfte zu weit vorgelegt hatte. Ist er im Moment etwas abgelenkt, weil eine serbische Tennisspielerin des Öfteren in München gesichtet wird? Sucht im Moment in jedem Fall noch nach der Form, die ihn zu einem prägenden Kicker des Planeten machte.

Arjen Robben

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(Foto: REUTERS)

Wie Alaba Sportler des Jahres seines Landes. Robben fürchtet aber eher die Eisschnelllauf-WM als die Ski-WM. Wie Bernat fragte er sich, warum ein niederländischer Trainer in Sakai und Adam Hlousek gleich zwei Außenverteidiger aufstellen kann. Erst als Weiser ihm zu Hilfe kam, hatte er Raum und Muse, um mit einem schönen Volleyschuss seine Mannschaft in Führung zu bringen. Holte sich ab und an sogar die Bälle aus der eigenen Hälfte, um so etwas wie Dynamik entfalten zu können.

Mario Götze

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Er ist ein großer Freund des Tischtennissports, er hat aber auch schon Tennis gespielt und dort gezeigt, wie viel Ballgefühl er auch in der Hand hat. Gegen destruktive Stuttgarter versteckte er allerdings seine fußballerischen Qualtäten so sehr, dass es nicht aufgefallen wäre, wenn Götze sich noch während der ersten Hälfte davongeschlichen hätte zur deutschen Fed-Cup-Partie nebenan.

Robert Lewandowski

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(Foto: AFP)

Seinen Mitspieler Robert Lewandowski hätte Götze gleich mitnehmen können, der Pole erlebt gerade schwierige Wochen im Bayern-Trikot. Er wirkte so teilnahmslos, als hätte er sein Startrecht in einem Preisausschreiben gewonnen. Ein Tor hätte der Pole trotzdem beinahe erzielt, scheiterte zehn Minuten vor Schluss mit dem Innenrist aber an Ulreichs Fuß.

Thomas Müller

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(Foto: AFP)

Kam zur Pause für Weiser in die Partie. Als Oberbayer an die Kälte gewöhnt, verzichtete auf Handschuhe. Perfektionierte diesmal die Rolle des Unscheinbaren. Kurz vor Schluss sogar fast von seinem eigenen Mitspieler übersehen, als er Götze mit einem feinen Reflex gerade noch ausweichen konnte. Seine beste Szene. (Archivbild)

Sebastian Rode

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Durfte für Robben noch seinen dicken Mantel ausziehen und drei Minuten spielen. (Archivbild)

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