Basketball-Playoffs:Nach der Pause zündet der Turbo

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Die Basketballer des FC Bayern um Cassius Winston (links) setzen sich gegen Göttingen durch - und werden künftig von BMW statt Audi mit Fahrzeugen ausgestattet. (Foto: Ulrich Gamel/kolbert-press/Imago)

Die Basketballer des FC Bayern starten mit einem Heimsieg gegen Göttingen in die Playoff-Viertelfinal-Serie - auch weil sie nach einem schwierigen Start die Gäste-Offensive mehr und mehr in den Griff bekommen.

Von Ralf Tögel und Sebastian Winter

Dass in der Halle der Bayern-Basketballer am Dienstagabend auf jedem Zuschauersitz ein knallrotes T-Shirt lag, hatte gleich zwei Vorteile für die Münchner. Erstens kaschierte der Klub, dass der Audi Dome im ersten Viertelfinalspiel gegen die BG Göttingen nicht ausverkauft war - 6059 Zuschauer kamen zum Playoff-Auftakt. Zweitens verdeutlichte es auch dem ahnungslostesten Fan, welch entscheidende Wochen nun anstehen in dieser Bundesliga-Saison: "Krunchtime", so lautete das Schlagwort auf den Shirts, im Sinne des Sponsors falsch geschrieben, darunter stand, dass die Bayern auf die "Straße der Erlösung" eingebogen sind.

Am Ende dieses Weges soll schlicht der Meistertitel stehen, nach einer zehrenden, von Verletzungen geprägten Saison, die enttäuschend in der Euroleague verlief, aber in der sich die Münchner immerhin schon den nationalen Pokaltitel sicherten. Ihre erste Etappe auf diesem Roadtrip hat die Mannschaft von Andrea Trichieri, für den es der erste Meistertitel als Bayerntrainer wäre, nun erfolgreich beschritten. Sie gewann gegen Göttingen mit 87:67 (44:36).

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Dabei war das Spiel gar nicht einmal so gut losgegangen für die Bayern, die in den Playoffs verletzungsbedingt auf Kapitän Vladimir Lucic, der sich nach Klubangaben bald einem Eingriff an der Hand unterziehen muss, Othello Hunter und Augustine Rubit verzichten müssen: Die ersten beiden Punkte des Spiels erzielte Göttingens Harper Kamp per Freiwurf, Nick Weiler-Babb konterte umgehend per Dreier.

Die Bayern zogen dann auf 11:3 davon, aber die Gäste aus Niedersachsen kamen wieder heran, schnell stand es nur noch 11:9 für die Münchner. Das Spielchen wiederholte sich kurz vor Ende des ersten Viertels, und als dann Bayern-Guard Ognjen Jaramaz zu Beginn des zweiten Viertels wegen Beinstellens disqualifiziert wurde und den Innenraum verlassen musste, wurde es hektisch. FCB-Sportdirektor Marko Pesic sprang von seinem Sitz auf und zeterte an der Seitenlinie, der 46-Jährige verstand die Welt nicht mehr.

"Die Halle wird mit BMW gebrandet, eine Hoeneß-Hall wird es jedenfalls nicht geben", sagt Ehrenpräsident Uli Hoeneß

21:21 stand es kurz darauf, Göttingen hielt dank der vielen Punkte seines überzeugenden Aufbauspielers Mark Smith gut mit. Doch dann kam die Zeit, in der die Bayern-Basketballer ihren E-Turbo zündeten, um im Straßenbild zu bleiben, das ja auch ganz gut passte an diesem Tag: Am Morgen vor dem Spiel hatte der Klub schließlich seinen neuen Mobilitätspartner verkündet, BMW löst Audi ab und wird die Spieler und das Trainerteam von Juli an mit vollelektrischen Fahrzeugen ausstatten. Bayern-Ehrenpräsident Uli Hoeneß sagte der SZ am Rande des Basketballspiels: "Das hat sich so ergeben, der Deal war nur möglich, weil sich Audi anders orientieren wollte, Richtung Formel 1."

Und der bayerische Autobauer habe die Gelegenheit dankend ergriffen, Verwerfungen jedweder Art jedenfalls werde es zwischen den Sponsoren nicht geben: "Audi unterstützt die Fußballer und die AG, BMW ist bei der GmbH der Basketballer." Hoeneß betonte zugleich, dass das Engagement von Audi bei den Fußballern dadurch nicht berührt werde, das ohnehin noch vertraglich bis 2029 gesichert ist. Aber Hoeneß erklärte auch, dass der Audi Dome künftig anders heißen wird: "Die Halle wird mit BMW gebrandet, eine Hoeneß-Hall wird es jedenfalls nicht geben."

Heute zahm: Trainer Andrea Trinchieri streicht Spieler Freddie Gillespie über den Kopf. (Foto: Mladen Lackovic/Imago)

Dank Nick Weiler-Babb und Niels Giffey, denen Trinchieri viel Spielzeit schenkte, zogen die Münchner jedenfalls immer mehr davon - erst auf 44:36 zur Pause, dann gar auf 59:40. Ins letzte Viertel gingen sie mit 16 Punkten Vorsprung. Sie hatten Göttingens quirlige Offensive längst auch unter dem eigenen Korb besser im Griff. Giffey, der am Ende auf zehn Punkte kam (Bayern-Topscorer Weiler-Babb erzielte 15, Cassius Winston 13, Isaac Bonga 10), hatte seine Kollegen ja bereits vor der Partie gewarnt: "Wir müssen uns auf ihren Spielstil vorbereiten, ein freies System, ziemlich offensiv und aggressiv."

Das gelang den Münchnern, die am Ende aber noch eine kleine Delle zu verkraften hatten. Dreier-Spezialist Andreas Obst lag vier Minuten vor Schluss nach einem Zusammenprall auf dem Parkett und humpelte ein paar Momente später verletzt vom Feld. Später gab er Entwarnung, "nicht so schlimm", am Donnerstag werde es schon gehen. Aber Jaramaz' Einsatz beim zweiten Spiel der Best-of-five-Serie am Donnerstag (18 Uhr, Audi Dome) ist gefährdet - er könnte nach seiner Hinausstellung für ein Spiel gesperrt werden. "Er wollte kein böses Foul begehen", versuchte Trainer Trinchieri zu schlichten. Er weiß, dass er jeden seiner Spieler noch brauchen wird.

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