Dortmund gewinnt 2:0 in Freiburg:Im Schneematsch zum ersten Auswärtssieg

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Trotz einer schwachen ersten Halbzeit gewinnt Borussia Dortmund auf matschigem Rasen 2:0 beim SC Freiburg. Der Meister gewinnt damit zum ersten Mal in dieser Saison in der Fremde und auch das erste Mal nach einer Champions-League-Partie. Dabei hat es in der ersten Halbzeit überhaupt nicht danach ausgesehen.

Martin Anetzberger

Der Wendepunkt des Spiels: Neven Subotic erzielt mit dem Rücken zum Tor das 1:0 für den BVB. (Foto: dapd)

Die Erfahrungen mit dem Ligaspiel nach der Champions-League unter der Woche waren für Borussia Dortmund bisher eher schlecht gewesen. Auf den Sieg gegen Ajax Amsterdam folgte eine Niederlage beim Hamburger SV, gegen Hannover 96 reichte es nach dem Unentschieden bei Manchester City nur zu einem 1:1. Das wollte die Mannschaft von Trainer Jürgen Klopp im dichten Schneetreiben von Freiburg besser machen. Und nebenbei war es für die Schwarz-Gelben auch höchste Zeit für den ersten Auswärtssieg der Saison, um im Kampf um die Champions-League-Plätze ein Lebenszeichen von sich zu geben.

Die personellen Voraussetzungen dafür waren gut. Außer dem schon länger verletzten Jakub Blaszczykowski (Anriss der Syndesmose) fehlte beim Meister nur Sven Bender. Für ihn rückte der genesene Ilkay Gündogan ins zentrale Mittelfeld. Beim Sportclub musste Coach Christian Streich kurzfristig auf Außenverteidiger Oliver Sorg (Pferdekuss) verzichten, ihn ersetzte Jonathan Schmid. Erik Jendrisek begann deswegen im rechten Mittelfeld.

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Und auch diesmal sah es lange danach aus, dass Dortmund maximal einen Punkt beim zuletzt zwei Mal siegreichen SC Freiburg holen konnte. Die gesamte erste Halbzeit kam der Deutsche Meister nicht gefährlich vor das gegnerische Tor und hatte Glück, dass die Gastgeber ihre guten Gelegenheiten nicht verwerten konnten. Eine kurze Drangphase nach der Pause und ein Kopfballtor von Neven Subotic (57.) reichten dem BVB im Freiburger Schneematsch für den ersten Auswärtssieg der Saison. Götze erhöhte in der 83. Minute zum 2:0-Endstand.

Die ersten Minuten hatten beide Teams gebraucht, um sich an die winterlichen Verhältnisse zu gewöhnen. Bald verzichteten die Spieler bis auf Flanken und Befreiungsschläge auf hohe Bälle. Wann immer möglich schickten sie die Bälle flach über den leicht schneebedeckten Freiburger Boden. Und die Badener stellten sich besser auf den heimischen Matschboden ein. Dabei hatte Jürgen Klopp vor dem Spiel noch darauf hingewiesen, dass die ja eigentlich sonnenverwöhnten Badener Schnee eher selten zu Gesicht bekommen und an seine Spieler appelliert, sich auf ein Kampfspiel einzustellen.

"In der ersten Hälfte war es super schwierig, sich hier auf die schwierigen Bodenverhältnisse einzustellen", sagte Klopp. "Hier bei diesen Bedingungen 2:0 zu gewinnen, ist außerordentlich gut." 22 super Fußballer hätten es nicht geschafft, den Ball zu kontrollieren und richtig einzuschätzen. Die bessere Seite des Feldes hätten seine Jungs nach der Pause aber dann genutzt. "Passt", lobte der BVB-Coach.

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Den ersten gefährlichen Vorstoß der Gastgeber über Daniel Caligiuri beendete Neven Subotic noch per Foul, den zweiten über den starken Karim Guede, wandelte er in die erste Ecke für die Breisgauer um (15. Minute). Und bei dieser wurde es zum ersten Mal richtig brenzlig für den Meister. Caligiuri kam zweimal kurz hintereinander zum Kopfball. Einmal traf er dabei Lewandowskis ausgefahrenen Arm - Schiedsrichter Marco Fritz ließ weiterspielen. Bei einer anschließenden Flanke prallten Lukas Pisczek und Jendrisek aneinander, und der Ball vom Kopf des Dortmunders unfreiwillig gezielt auf das eigene Tor, wo Marcel Schmelzer für seinen geschlagenen Keeper Roman Weidenfeller an den Pfosten klärte.

Der Pfostenknall schien den Meister jedoch nicht ausreichend gewarnt zu haben. Hatten die Freiburger bis dahin spielerisch den besseren Eindruck gemacht, erkämpften sie sich jetzt die Überlegenheit und kamen zu weiteren Gelegenheiten. Fallou Diagne köpfte nach einer Freistoßflanke von Julian Schuster völlig freistehend über das Tor (32.). Drei Minuten später dribbelte der Freiburger Kapitän von links in den Strafraum. Anstatt selbst zu schießen, legte er den Ball quer, wo er jedoch auf dem nassen Untergrund liegenblieb. Die Dortmunder mit den starken Technikern Marco Reus, Mario Götze und Ilkay Gündogan brachten nicht einen guten Spielzug zustande. Gündogan kam nach einer Reus-Flanke kurz vor der Halbzeit zum Abschluss. Doch sein Versuch aus etwa 18 Metern brachte keine Gefahr. Zu allem Überfluss stand der verwarnte BVB-Kapitän Sebastian Kehl schon vor der Halbzeit kurz vor dem Platzverweis.

Nach der Pause traten die Dortmunder wie verwandelt auf. Zunächst schickte Götze Reus steil auf die Grundlinie. Dessen Rückpass drosch Piszczek in Richtung Tor. Caligiuri konnte sich gerade noch dazwischenstellen (47.). Nur eine Minute später tauchte Robert Lewandowski nach einem Gestocher im Strafraum vor SCF-Keeper Oliver Baumann auf. Fallou Diagne konnte aber gerade noch von hinten klären. Und in der 50. Minute stellte Götze nach einer starken Vorarbeit von Kevin Großkreutz den 3:3-Chancenausgleich her, indem er dessen halbhohe Flanke über das Tor lenkte.

Die nächste Gelegenheit für die Schwarz-Gelben bedeutete dann schließlich die Führung nach 1:0 Toren (54.). Einen auf das Tor geschnittenen Freistoß lenkte Neven Subotic mit dem Hinterkopf ins Tor - die Freiburger hatten die knapp zehnminütige Phase des Warnens nicht ernst genug genommen. Es schien fast so, als hätte der Meister mit dem Treffer gewartet, bis er ihn sich spielerisch verdiente. Trotz des Rückschlags wurden die Freiburger noch einmal gefährlich. Jendrisek kam nach einem Freistoß am Fünf-Meter-Raum frei zum Schuss (57.). Doch sein kurzes Zögern nutzte Weidenfeller um sich mit seinem gestreckten Bein in den Schuss zu werfen.

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"Dortmund macht aus einer Standardsituation das Tor, das ist uns nicht gelungen. Aber es ist schön, dass wir uns nach so einem Spiel darüber ärgern können, verloren zu haben. Wir freuen uns, dass wir auf diesem Niveau mithalten können. Die Bedingungen heute waren schwierig und es gab auch noch andere Dinge, die nicht optimal waren", sagte SCF-Trainer Streich.

Nach der Führung dominierten die Dortmunder zunehmend erschöpft und enttäuscht wirkende Freiburger. Der Meister hätte das Spiel frühzeitig entscheiden können, die beste Chance vergab Piszczek (74.). Wenige Minuten später krönte Götze seine gute zweite Halbzeit mit einem Flachschuss ins linke untere Eck - Großkreutz und Lewandowski hatten ihn zuvor schön freigespielt. 2:0 für den BVB.

Die Gäste bewegten sich jetzt immer besser zwischen den in der Halbzeitpause neu gezogenen roten Linien und zeigten Spielzüge, die man ihnen nach der ersten Halbzeit niemals zugetraut hätte. Das 2:0 war am Ende gar schmeichelhaft für den Sportclub, weil auch der für den blassen Reus eingewechselte Julian Schieber knapp vorbeizielte (81.). Nichts mehr war zu sehen von der kämpferischen Überlegenheit aus den ersten 45 Minuten. Dabei war der Schneefall in der zweiten Hälfte nicht weniger und der Boden keineswegs besser bespielbar geworden.

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