DFB-Frauen in der Nations League:Viel Platz für Ideen

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Viel Kampf, wenig Spielkultur: Das DFB-Team setzt sich auf Island am Ende trotzdem mit 2:0 durch. (Foto: Brynjar Gunnarsson/dpa)

Gegen Island gewinnt das deutsche Nationalteam nach einem zähen Spiel 2:0 und wahrt seine Chance auf eine Olympia-Teilnahme. Vor dem entscheidenden Duell gegen Dänemark wartet auf Interims-Bundestrainer Hrubesch noch viel Arbeit.

Von Anna Dreher

Als hätten sie sich erst einspielen müssen, arbeiteten sich Islands Fußballerinnen nach und nach etwas besser in Richtung deutsches Tor. Beim DFB-Team machte sich die Befürchtung breit, für einen Haufen ausgelassener Chancen nun bestraft zu werden. Fünf Minuten blieben noch übrig, als Dilja Zomers plötzlich vor Ann-Katrin Berger auftauchte. Hätte sie getroffen und wäre dieses Nations-League-Spiel am Ende Unentschieden ausgegangen - das Ergebnis wäre zumindest am Dienstagabend einer verpassten Olympia-Qualifikation gleichgekommen. Aber Berger hielt.

Und dann kam ja noch die Nachspielzeit. Klara Bühl rannte in der vierten Minute des zusätzlichen Zeitkontingents so entschlossen aufs Tor zu, wie es Interims-Bundestrainer Horst Hrubesch sicher gerne öfter gesehen hätte im kleinen Stadion Laugardalsvöllur in Reykjavík. Als sie in der Mitte der Strafraumgrenze angekommen war, zog sie ab. Der Schuss geriet nicht wirklich gefährlich, aber Islands Torhüterin Telma Ivarsdottir verschätzte sich, der Ball rutschte unter ihrem Körper zum 2:0 durch. "Wir haben uns heute sehr schwergetan. Die letzte Konsequent hat gefehlt, gerade in der ersten Halbzeit", sagte Lena Lattwein im ZDF. "Beim 2:0 kam dann die Erlösung, vor allem auf der Bank, vorher haben wir noch ganz schön gezittert."

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Auch nach einer persönlichen Stellungnahme ist offen, ob Martina Voss-Tecklenburg ihre Arbeit als Bundestrainerin fortführen wird. Der DFB klingt distanziert - und so manches bleibt undurchsichtig.

Von Anna Dreher

Der Druck auf das deutsche Nationalteam wurde schon vor dem Anpfiff, wenn auch erwartbar, erhöht: Dänemark gewann gegen Wales mit 2:1 und baute seinen Vorsprung als Gruppenerster auf das DFB-Team zwischenzeitlich auf sechs Punkte aus. Diesen Abstand immerhin konnten die Deutschen dank des Siegs wieder auf drei Zähler verkürzen. Und so kommt es am 1. Dezember in Rostock zum direkten Duell um jenen Platz, der den Einzug in die Endrunde der Nations League bringt. "Zuhause", sagte Bühl, "können wir da schon ein Feuerwerk abfackeln". Bis zu einem explosiven Auftritt in der Adventszeit aber muss noch ganz schön etwas passieren.

Schüller sorgt für einen Schreckmoment

Gegen Island hatten die Deutschen im September noch deutlich mit 4:0 gewonnen, nun taten sie sich ausgerechnet mit jener Aufgabe schwer, die sie sich am Freitag nach der Partie gegen Wales gegeben hatten: Chancen effizienter nutzen, viele Tore schießen. Am Freitag hatte nach Abpfiff manch eine Spielerin gehadert, angesichts der Flut von Abschlussmöglichkeiten war die fehlende Präzision beim 5:1 besonders auffällig. Und vielleicht wäre der Verlauf nun auch ein ganz anderer gewesen, wenn die erste richtig gute Chance zur Führung genutzt worden wäre. In der vierten Minute arbeitete sich Bühl auf der linken Seite gut nach vorne, gab den Ball in den Strafraum zu Lea Schüller ab. Die 25-jährige Stürmerin erwischte ihn gut - und traf dennoch die Latte. Am Freitag gegen Wales war ihr ein Doppelpack per Kopf gelungen.

Mit dem Kopf traf Lea Schüller (links) heute nicht, ihr Jubel über die Toren der anderen fällt umso energischer aus. (Foto: Brynjar Gunnarsson/dpa)

Vier Tage später aber tat sie sich wie ihre Mitspielerinnen schwer. Hrubesch hatte die Startelf gezwungenermaßen umgebaut: Abwehrchefin Marina Hegering fiel mit Achillessehnen-Problemen aus, sie wurde in der Innenverteidigung vertreten von Sara Doorsoun. Lena Lattwein und Linda Dallmann durften diesmal beginnen. Auch diese Aufstellung ging zunächst auf. In der Anfangsphase hatten die Deutschen permanent den Vorwärtsgang drin, nach der ersten großen Chance hätte Lattwein in der 13. Minute beinahe das 1:0 erzielt, wäre der Ball nicht noch knapp vorbei gelenkt worden. Und wie einfach nichts gelang, wurde Hrubesch an der Seite immer unruhiger und unzufriedener.

"Wir wissen, dass es kein Selbstgänger ist und wir einiges tun müssen", hatte er vorab gesagt. "Wir müssen gewinnen, so gehen wir es an. Wir werden von Anfang an versuchen, das Kommando zu übernehmen." Mit unsauber ausgeführten Eckbällen und Flanken erschwerten sich die EM-Finalistinnen von 2022 den Arbeitstag jedoch. Insgesamt fehlte es abgesehen von Präzision auch an Ideen. Sie hatten Glück, dass den Isländerinnen um Kapitänin Glódís Viggósdóttir vom FC Bayern offensiv in der ersten Hälfte nichts gelang und DFB-Torhüterin Berger kaum gefragt war.

Nach der Pause hätte beinahe die eingewechselte Jule Brand getroffen. Doch nach einer Flanke von Sarai Linder - die so schon am Freitag zur Vorlagengeberin geworden ist - erwischte Brand den Ball freistehend nicht richtig, er segelte am Pfosten vorbei. Lena Oberdorf zeigte schließlich wie Linder, dass dieses Team durchaus noch weiß, wie saubere Flanken zu schießen sind. Beinahe wäre daraus direkt ein Treffer geworden: Schüller rannte dem Ball entgegen, setzte sich in der Luft gegen zwei Gegnerinnen durch - bevor sie von der Faust von Ivarsdottir im Gesicht getroffen wurde. Mit dem Gesicht auf dem Rasen blieb sie liegen und sorgte für einen Schreckmoment.

Als Giulia Gwinn in der 64. Minute den fälligen Elfmeter verwandelte, konnte Schüller aber schon wieder energisch jubeln. Die Partie wurde zäher und zäher - bis zum Schlussakt von Klara Bühl.

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