Bundesliga: Trainer:Ein Klopp für alle

Lesezeit: 2 min

Die Bundesliga kann sich bei ihrer Trainersuche bald selbst nicht mehr helfen: Am Ende holt der FC Bayern noch Christoph Daum. Jürgen Klopp hat die Preise verdorben und einige Klubbosse legen falsche Kriterien zugrunde.

Christof Kneer

Vermutlich ist nun der Zeitpunkt gekommen, an dem die Bundesliga sich nicht mehr selbst helfen kann. Sie ist dabei, den Überblick zu verlieren. Sie weiß selbst nicht mehr genau, bei welchem Klub gerade der Trainer gefährdet ist, bei welchem er sich vorübergehend gerettet hat und warum manche als lame duck enden (Veh), andere als Turboente (van Gaal). Am besten wäre, es würde jetzt eine offizielle Stelle eingreifen und die Koordination dieses unübersichtlichen Marktes übernehmen.

Bundesliga: 26. Spieltag
:Tag der kuriosen Tore

Erst erinnert Raúl mit einer Aktion an Carsten Jancker, dann trifft Frankfurt - und dann trifft auch noch Charisteas: Schalke gegen Frankfurt führte zu viele kuriosen Treffern. Der Spieltag in Bildern.

So gilt es zum Beispiel zu verhindern, dass Klubs Trainer einstellen, die sie eben erst entlassen haben. Dem HSV würde man schon zutrauen, beim Scannen des Trainermarktes plötzlich auf Armin Veh zu stoßen: Guter Mann, war schon mal Meister, kann man machen! Die offizielle Stelle sollte Veh also schnell nach Schalke dirigieren, wo er eine Zigarette mit Kumpel Horst Heldt rauchen könnte. Louis van Gaal könnte dann im Sommer in Wolfsburg anfangen, weil er sich ja schon mit dem einen Hoeneß-Bruder gut verstanden hat, und der Münchner Hoeneß-Bruder könnte vielleicht den Daum...

Zugegeben, es gibt noch Szenarien, die man ausschließen kann in dieser nervösen Liga, aber viele sind es nicht mehr. Wer Gründe sucht, warum der Trainermarkt durchgedreht ist wie noch nie, der wird nur zum Teil beim durchgedrehten Tabellenbild fündig. Natürlich reagieren ehemalige Meister wie Wolfsburg oder Stuttgart auf Abstiegsangst mit dem üblichen Reflex, und umgekehrt müssen ehemalige Absteiger wie Freiburg oder Mainz eben damit rechnen, dass ihre Trainer Begehrlichkeiten wecken, wenn sie zehn Plätze vor Wolfsburg oder Stuttgart landen.

Vor allem aber müssen die Trainer feststellen, wie sehr der Kollege Jürgen Klopp die Preise verdorben hat. Seine lässige, nach innen und außen kooperative und doch autoritäre Art gilt zurzeit als stilbildend und lässt andere Trainer im Vergleich unglücklich aussehen. Den Klubchefs, die verzweifelt einen Klopp suchen, sei aber ein Blick auf dessen Biographie empfohlen: Bevor er der Klopp wurde, der er heute ist, hat er in Mainz Erstliga-Aufstiege knapp verpasst, er hat dort öffentlich weinen und dann in Dortmund wachsen dürfen.

Vor allem wirtschaftsnahe Klubbosse (Hoffmann, Tönnies, Staudt) haben in der Vergangenheit zu sehr darauf geachtet, ob ein Trainer schon Titel gewonnen oder - wie sie sagen: generiert - hat. Der Fall Klopp lehrt, dass es schlauer sein kann, einen umgekehrten Blick auf die Trainer zu werfen: Es geht darum, früh zu erkennen, welcher Coach Titelpotenzial entwickeln könnte - in der Zukunft.

© SZ vom 14.03.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

FC Bayern: Einzelkritik
:So martialisch wie van Bommel

Mario Gomez agiert wie Kalle Riedle, Jay-Jay Okocha und Frank Mill, Franck Ribéry gibt den Roadrunner auf Speed - und Arjen Robben schafft eine Aktion, die einmal nach ihm benannt werden wird. Die Bayern beim 6:0 gegen den HSV in der Einzelkritik.

Jürgen Schmieder, Fröttmaning

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: