FC Bayern: Einzelkritik:So martialisch wie van Bommel

Mario Gomez agiert wie Kalle Riedle, Jay-Jay Okocha und Frank Mill, Franck Ribéry gibt den Roadrunner auf Speed - und Arjen Robben schafft eine Aktion, die einmal nach ihm benannt werden wird. Die Bayern beim 6:0 gegen den HSV in der Einzelkritik.

Jürgen Schmieder, Fröttmaning

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FC Bayern München - Hamburger SV

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FC Bayern: Einzelkritik:Louis van Gaal

Mario Gomez agiert wie Kalle Riedle, Jay-Jay Okocha und Frank Mill, Franck Ribéry gibt den Roadrunner auf Speed - und Arjen Robben schafft eine Aktion, die einmal nach ihm benannt werden wird. Die Bayern beim 6:0 gegen den HSV in der Einzelkritik.

Louis van Gaal

Agierte bei diesem Spiel, wie Louis van Gaal bei jedem Spiel agieren würde: Traf einige wundersame personelle Entscheidungen, überwachte das Aufwärmen seiner Spieler, wie der Kapitän eines Zerstörers die See überwacht, winkte vor Beginn des Spiels in die Richtung, wo Freunde von Familie sitzen. Hockte danach erstmal stoisch auf der Bank, freute sich dann ekstatisch über das Tor von Robben, und hockte danach wieder stoisch auf der Bank. Verblüffte sich dann selbst: Wechselte erst zur 68. Minute aus - und holte sich den Einwechselspieler selbst, anstatt Andries Jonker zu schicken. Macht also weiterhin, was er will - was ihn durchaus sympathisch macht.

FC Bayern Muenchen - Hamburger SV

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FC Bayern: Einzelkritik:Die Bayern-Fans

Auffällig leise beim Skandieren der Spielernamen. Steigerten sich zu Beginn des Spiels, um den Hamburger Widersachern das akustische Feld nicht kampflos zu überlassen. Das gelang nicht. Erlebten nach 15 Minuten eine Demütigung, als die Hamburger sangen: "Schon wieder keine Stimmung, FCB!" - und nicht in der Lage waren, diesen Gesang zu übertönen. Nach 25 Minuten wanderten einige Südkurven-Fans zur Haupttribüne und sangen: "Wir sind die Fans, die Ihr nicht wollt!" Dann sangen sie: "Vorstand raus!" Wurden erst richtig laut, als es darum ging, die eigene Mannschaft zu beschimpfen - was viel aussagt über das Publikum des FC Bayern. Es brodelt innenpolitisch in diesem Verein.

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FC Bayern: Einzelkritik:Thomas Kraft

Parierte nach neun Minuten einen Schlenzer von Mladen Petric, weil er - anders als in den vergangenen Wochen - mit der linken Hand in Oliver-Kahn-Manier übergriff. Durfte sich danach immer wieder auszeichnen, tat sich dabei mit Manuel-Neuer-Reflexen und Jörg-Butt-Ruhe hervor. Braucht nun nur noch ein Attribut, das in spätestens drei Monaten nach ihm benannt wird - das würde seine Chancen auf einen Verbleib in München erhöhen. Vorschlag von sueddeutsche.de: Das Thomas-Kraft-Stellungsspiel.

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FC Bayern: Einzelkritik:Philipp Lahm

Absolvierte sein 100. Pflichtspiel in Folge, stand dabei stets in der Startelf. Agiert ungefähr seit Partie eins dieser Serie nur noch auf hohem Niveau statt auf sehr hohem. Beruhigte zunächst Arjen Robben, dann den Schiedsrichter, dann sich selbst. In der Defensive auf sehr hohem Niveau. Schaltete sich selten in die Offensive ein, was zwar nicht unbedingt nötig war, aber doch schön gewesen wäre. Schaffte kurz vor Schluss noch eine ansehnliche Slapstick-Einlage. Deshalb zum 100. Mal in Folge: eine Partie von Philipp Lahm auf hohem Niveau.

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Quelle: AFP

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FC Bayern: Einzelkritik:Daniel Van Buyten

Hat nach eigener Aussage sein persönliches Tief der vergangenen Wochen überwunden. Untermauerte dieses Statement zunächst mit gewonnenen Zweikämpfen und sicheren Zuspielen. Allerdings wie gewohnt mit vielen Stellungsfehlern, dazu mit Nebenmann Luiz Gustavo ungefähr so eingespielt wie ein Mensch, der dem anderen zum ersten Mal begegnet. Auch seine Pässe im Aufbauspiel waren wie immer so genau, als würde ein Fünfjähriger zum ersten Mal eine Steinschleuder benutzen. Dafür bei Offensiv-Standards gefährlich wie immer, jedoch ohne Treffer.

FC Bayern Muenchen - Hamburger SV

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FC Bayern: Einzelkritik:Luiz Gustavo

Ist der Prototyp der van-Gaalschen Trainingsphilosophie, nach der ein Spieler nicht auf der Position spielt, auf der er am stärksten ist - sondern dort, wo die Mannschaft ihn braucht. Diesmal als Innenverteidiger neben Daniel Van Buyten, was auch darauf hindeuten könnte, dass van Gaal den Brasilianer bestrafen wollte. Wurde selten ernsthaft geprüft, dann jedoch mit einigen wackligen Aktionen. Diese Bayern-Elf braucht Gustavo auf einer anderen Position - und die ist weder die des linken Innen- noch die des linken Außenverteidigers.

FC Bayern München - Hamburger SV

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FC Bayern: Einzelkritik:Danijel Pranjic

Agierte auf der linken Abwehrseite, schaltete sich in Ermangelung defensiver Aufgaben immer wieder in die Offensive ein. Wurde dort von Ribéry immer wieder als Doppelpass-Wand benutzt, erfüllte diese Aufgabe blendend. Deutlich auffälliger und spielfreudiger als Philipp Lahm auf der Gegenseite, wurde von Ribéry allerdings auch öfter eingesetzt als Lahm von Robben.

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FC Bayern: Einzelkritik:Toni Kroos

Wenn eine Einzelkritik über ihn genauso auffällig sein soll wie er in diesem Spiel, dann dürfte an dieser Stelle kein einziges Wort stehen.

FC Bayern Muenchen v Hamburger SV - Bundesliga

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FC Bayern: Einzelkritik:Bastian Schweinsteiger

Wollte zu Beginn des Spiels zeigen, dass er nicht nur ein Fußballgott ist, sondern auch der Chef dieser FC-Bayern-Elf. Übte sich in Gesten, die martialischer waren als einst die von van Bommel, auffälligen Tacklings und dem gepflegten Anschiss für den Mitspieler. Fiel durch sicheres Stellungsspiel, gekonntes Zweikampfverhalten und feine Pässe beim Aufbau auf. Versuchte immer wieder, Toni Kroos in die Partie zu integrieren. Das misslang, was aber wahrlich nicht an Schweinsteiger lag. Ein eigener Treffer hätte seine Leistung vollendet, doch ein wahrer Chef legt keinen Wert auf diesen persönlichen Erfolg.

FC Bayern München - Hamburger SV

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FC Bayern: Einzelkritik:Arjen Robben

Wurde seiner Meinung nach in der ersten Halbzeit sehr oft gefoult, teilte dies dem gesamten Stadion gestenreich mit. Wurde nach Meinung von Schiedsrichter Michael Weiner kein einziges Mal gefoult. Spielte ungefähr zehn Fehlpässe, was seiner Meinung nach an den Laufwegen seiner Mitspieler lag. Agierte ein wenig wie einst Walter Zenga: Läuft etwas schief, dann sind stets Mitspieler/Schiedsrichter/Gegenspieler schuld. Machte dann das, was einmal als "einen Robben bauen" in die Geschichte eingehen wird: Als ihn jeder zum nervigsten Menschen auf dem Platz erklären wollte, schoss er eben ein Tor. Und noch eins. Und noch eins. Ließ sich bei seiner Auswechslung gekonnt feiern.

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FC Bayern: Einzelkritik:Thomas Müller

Durfte trotz akuter Formkrise von Beginn an spielen, was aber auch eine Strafe gewesen sein könnte. Musste nämlich meist gegen David Jarolim agieren, den bekanntlich einzigen Fußballer weltweit, vor dem sogar Mark van Bommel Angst hat. Hatte eine auffällige Szene in der ersten Halbzeit, als er dem heraneilenden Schweinsteiger den Ball stibitzte und dann einen grotesken Hakenfehlpass spielte. Hatte noch eine auffällige Szene, als er den Ball aus sieben Meter neben das Tor drosch. Weil er damit schon zwei auffällige Aktion mehr hatte als in den Spielen zuvor, bereitete er sich in der zweiten Halbzeit intensiv auf das Champions-League-Spiel gegen Mailand vor. Als ihm klar wurde, dass er aufgrund dieser Leistung gegen Mailand vielleicht auf die Bank muss, baute er einen Robben (siehe Robben).

FC Bayern Muenchen v Hamburger SV - Bundesliga

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FC Bayern: Einzelkritik:Franck Ribéry

Begann, als hätte ihm jemand rohes Fleisch und zehn Koffeintabletten ins Mittagessen getan. Wetzte wie der Roadrunner auf Speed die Linie auf und ab, kombinierte schnell und produktiv mit Pranjic und Schweinsteiger und schlug einige gefährliche Flanken. Zunächst glücklos, weil seine Mitspieler partout keine seiner Hereingaben verwerten wollte. Spielte deshalb in der zweiten Halbzeit auf Robben und bekam endlich den hochverdienten Assist zugeschrieben. Holte sich noch einen Assist, indem er ein Eigentor provozierte - und erzielte auch noch einen Treffer. Schoss zwar zwei Tore weniger als Robben, dennoch der beste Bayern-Spieler an diesem Nachmittag.

FC Bayern Muenchen v Hamburger SV - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

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FC Bayern: Einzelkritik:Mario Gomez

Bereitete sich mit einigen Kopfbällen im eigenen Strafraum auf die 16. Spielminute vor. Stieg bei einer Flanke von Robben in Kalle-Riedle-Manier und köpfte aufs Tor - doch Rost reagierte in Manuel-Neuer-Manier. Bereitete sich in der 25. Minute mit einem hanebüchenen Dribbling auf die Aktion zehn Minuten später vor, als er in Jay-Jay-Okocha-Manier drei Hamburger inklusive Torwart aussteigen ließ, den Ball dann aber in Frank-Mill-Manier an den Pfosten schob. Vergab in der zweiten Halbzeit noch einige Torchancen und wartete dann auf seine Auswechslung. Das gelang ihm ganz wunderbar.

FC Bayern Muenchen - Hamburger SV

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FC Bayern: Einzelkritik:Holger Badstuber

Kam für Luiz Gustavo - wahrscheinlich deshalb, um ein wenig Selbstvertrauen tanken zu dürfen. Zu diesem Zeitpunkt nämlich hatte der Hamburger SV sämtlich Offensivbemühungen eingestellt, weshalb Badstuber 23 fehlerfreie Minuten schaffte. Das war ihm zuletzt vor zwei Monaten im Trainingslager gelungen.

Miroslav Klose

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Hamit Altintop:

Wurde eingewechselt, damit sich Arjen Robben für den Dienstag schonen und sich einen Einzelapplaus von den Fans abholen durfte. Spielte auch so, als wäre er nur eingewechselt worden, damit sich Arjen Robben für den Dienstag schonen und sich einen Einzelapplaus von den Fans abholen durfte.

Miroslav Klose:

Saß lange auf der Bank und sah Mario Gomez dabei zu, wie der eine Kopfballgelegenheit nach der anderen vergeben durfte. Wurde dann für Gomez eingewechselt. Das war in der 72. Spielminute. Genug Zeit eigentlich noch für einen Treffer. Doch gab es plötzlich keine Flanken mehr. Also foulte Klose Frank Rost - auch eine Beschäftigung.

© sueddeutsche.de/aum
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