Bundesliga:Die Trillerpfeifen verstummen wegen Werner

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Mit ganz viel Wucht: Der Leipziger Timo Werner (Mitte) trifft mit einem satten Hieb gegen Borussia Mönchengladbach. (Foto: Michael Taeger/Jan Huebner/Imago)

Gladbachs Fans machen Lärm gegen Eberl und RB, doch Leipzig antwortet kompromisslos. Frankfurt enttäuscht gegen den VfB - und die Hertha flirtet gegen Mainz mit dem Glück. Alles Wichtige zum Spieltag.

Von Jonas Beckenkamp, Tim Brack und Andreas Liebmann

RB Leipzig - Borussia Mönchengladbach 3:0 (0:0), Tore: 1:0 Werner (58.), 2:0 Forsberg (71., Foulelfmeter), 3:0 Gvardiol (80.)

Wie es um die Atmosphäre zwischen RB und Gladbach bestellt ist, dokumentierten im Leipziger Stadion deutlich vernehmbar hunderte Trillerpfeifen. Borussia-Fans bedienten leidenschaftlich ihre Mitbringsel, die Berührungspunkte zwischen beiden Klubs sind bekannt: Leipzigs Sportchef Max Eberl hielt früher wenig von RB, ehe er nach einer Schaffenspause übersiedelte - gleiches gilt für den einstigen Gladbacher Coach Marco Rose. Die Borussia traf also auf ihre Vergangenheit, Eberl sagte deshalb: "Man kann sich darauf nicht wirklich vorbereiten", es sei für ihn "natürlich ein besonderes Spiel, da ich 23 Jahre in Mönchengladbach gearbeitet habe." In der Gegenwart sah es dann so aus, dass RB um Dominanz bemüht war, aber die Gäste durchaus ihre Momente reklamieren durften.

Zum Beispiel jenen in der 52. Minute, als David Raum Jonas Hofmann zu spät hinterhergrätschte. Der VAR ordnete einen Strafstoß an, aber Alassane Plea schoss so schwach, dass RB-Keeper Janis Blaswich den Ball festhalten konnte. Und so fiel doch das 1:0 für die Leipziger, als Timo Werner einen Gladbacher Ballverlust ungewohnt kompromisslos nutzte: Er donnerte die Kugel unter die Latte, da schwiegen die Trillerpfeifen. Etwas filigraner besorgte schließlich Emil Forsberg das 2:0 per Strafstoß, den Plea an seinem Unglückstag per Foul an Amadou Haidara verursacht hatte. Das 3:0 erstocherte dann Josko Gvardiol, während Gladbach zunehmend zerfiel. So blieb RB an diesem Nachmittag nicht nur der atmosphärische Sieger. Jonas Beckenkamp

Eintracht Frankfurt - VfB Stuttgart 1:1 (0:0), Tore: 1:0 Rode (55.), 1:1 Silas (75.)

Sein Treffer reichte der Eintracht nicht gegen Stuttgart: Sebastian Rode, hier beim Abklatschen mit Trainer Oliver Glasner. (Foto: Arne Dedert/dpa)

Für das anstehende Rückspiel im Champions-League-Achtelfinale in Neapel wird darüber juristisch noch ein wenig gestritten, beim Bundesliga-Heimspiel gegen den VfB Stuttgart aber war die Sache klar: Die Fans der Eintracht durften ins Stadion. Und aus unerfindlichen Gründen stand auch kein Ordner am Eingang, der sie mit dem hilfreichen Hinweis "Bitte gehen Sie weiter, es gibt hier nicht das Geringste zu sehen" wieder fortgeschickt hätte.

Dabei wäre das eine treffende Zusammenfassung der ersten Halbzeit gewesen. Nur ein Sieg in den jüngsten fünf Pflichtspielen war den Frankfurtern gelungen, Stuttgart nur einer in den acht Ligapartien seit Amtsantritt von Bruno Labbadia - und weil das Geschehen auf dem Rasen genau das widerspiegelte, musste man schon einen zu nichts führenden Sprint des Frankfurter Stürmers Randal Kolo Muani als Höhepunkt vor der Pause verkaufen - Kolo Muani übrigens wird in Neapel rotgesperrt fehlen. Zehn Minuten nach der Pause aber sprang der Ball glücklich vor die Füße von Sebastian Rode, der von der rechten Seite in den Winkel zum 1:0 für Frankfurt traf. Plötzlich gab es dann doch noch etwas zu sehen, den Ausgleichstreffer des eingewechselten Silas zum 1:1 zum Beispiel, und die Chance des ebenfalls eingewechselten Enzo Millot, die Partie für Stuttgart zu drehen. So müssen beide Teams noch etwas länger auf den nächsten Sieg warten. Andreas Liebmann

Hertha BSC - FSV Mainz 05 1:1 (1:0), Tore: 1:0 Ngankam (18., Handelfmeter), 1:1 Ajorque (57.)

Gar nicht schlecht: Ludovic Ajorque (Mitte) erzielt das 1:1 für die Mainzer in Berlin. (Foto: Soeren Stache/dpa)

Das Glück tritt im Fußball in den unterschiedlichsten Gewändern auf. Manchmal auch als VAR gekleidet - im Abstiegskampf darf man da nicht wählerisch sein, das weiß auch Hertha BSC. Als der Mainzer Leandro Barreiro einen Flankenball, der lange durch die Luft gesegelt war, versehentlich und nur leicht im Strafraum mit der Hand touchierte, störte das zunächst keinen Berliner. Es gab aber auch keine Einsprüche von Seiten der Hertha, als Schiedsrichter Benjamin Cortus sich auf Hinweis des VAR die Szene angeschaut und für strafbar befunden hatte. Der durch Jessic Ngankam verwandelte Strafstoß spendete der Hertha schließlich etwas Sauerstoff im atemraubenden Abstiegskampf.

Das Glück trug danach Gelb. Mit dieser Karte kam Tolcay Cigerci gerade so davon, nachdem er mit gestreckten Beinen Richtung der Fußgelenke von Barreiro gesprungen war. Danach hatte die Fortuna genug Gnade gezeigt mit der Hertha. Denn wieder trat Barreiro auf den Plan, als er unfreiwillig den Mainzer Ausgleich durch Ludovic Ajorque vorbereitete (was für ein Schuss, übrigens!). Die Herthaner dürfen sich trotzdem glücklich schätzen, denn gegen diese formstarken Mainzer kann man auch mal mit einem 1:1 über die Runden kommen. Tim Brack

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