Bundesliga, 22. Spieltag:Gladbach zieht vorbei, Bremen gewinnt Nord-Derby

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Borussia Mönchengladbach startet fulminant in Kaiserslautern, verliert dann aber Patrick Herrmann und muss am Ende zittern. Für Bremen erzielt der junge Tom Trybull sein erstes Tor in einem abwechslungsreichen Derby beim Hamburger SV. Der Spieltag im Überblick.

Borussia Mönchengladbach hat sich auch beim 1. FC Kaiserslautern keine größere Schwäche erlaubt und festigt mit einem 2:1 (2:0)-Sieg seinen Platz in der Bundesliga-Spitzengruppe. Vor 45.661 Zuschauern brachten die Tore von Patrick Herrmann (9. Minute) und Juan Arango (14.) die Gäste früh in Führung, Leon Jessen traf nur noch zum Anschluss (63.). Die Lauterer fanden zu lange kein Mittel gegen die schnellen Kombinationen der Borussia und bleiben nach nunmehr zwölf sieglosen Spielen in Serie in akuter Abstiegsgefahr.

Die Gladbacher bejubeln das 1:0 durch Patrick Herrmann (Foto: dpa)

In den ersten Spielminuten traten die Gastgeber noch mutig gegen die ohne den erkrankten Mike Hanke angereisten Gladbacher auf. Dennoch hatten die Gäste die erste Gelegenheit. Igor de Camargo setzte einen verlängerten Einwurf von Havard Nordveit per Direktabnahme von der Strafraumgrenze mit links jedoch übers Tor (3.). Sechs Minuten später erzielte Herrmann dann die Gladbacher Führung. Igor de Camargo stellte die Innenverteidigung durch einen perfekt getimten Pass auf den durchgestarteten 21-Jährigen bloß, Herrmann schob zu seinem sechsten Bundesligatreffer ein.

Kaiserslautern zeigte sich von dem Treffer unbeeindruckt und versuchte weiterhin auch in der Offensive Akzente zu setzen. Drei Minuten nach dem 0:1 setzte Pierre de Wit einen Freistoß an die Latte. Sobald Gladbach jedoch auf Angriff umschaltete, ging es den Kaiserslauterern oft zu schnell. Nach einer knappen Viertelstunde bediente Nationalspieler Marco Reus mit einem punktgenauen Zuspiel an mehreren FCK-Spielern vorbei Juan Arango. Der Venezolaner schlenzte den Ball mit dem Außenrist vorbei an Torhüter Kevin Trapp ins lange Toreck.

Torschütze Herrmann musste nach einem Zusammenprall mit Florian Dick den Platz verlassen (38.), er hatte einen Schlüsselbeinbruch erlitten und fällt mindestens sechs Wochen aus. Dies bestätigte Gladbachs Trainer Lucien Favre nach dem Spiel. Gladbach war danach nur kurz unsortiert gewesen, der FCK konnte dies nicht nutzen. In der zweiten Halbzeit zeigte sich Gladbach weniger dominant, kam jedoch durch Arango (53.) und Roel Brouwers (55.) zu guten Kopfballmöglichkeiten. Lautern kämpfte sich mit neuen Offensivkräften zurück in die Partie und wurde belohnt. Jessen erzielte mit einer sehenswerten Direktabnahme den Anschlusstreffer. Sein Ball aus mehr als 20 Metern schlug im linken Torwinkel hinter Keeper Marc-André ter Stegen ein.

Danach köpfte der eingewechselte Dorge Kouemaha einmal über das Tor und scheiterte kurz darauf an ter Stegen. Alle Bemühungen der Lauterer waren letztlich vergebens, es fehlten Ideen und Konsequenz beim letzten Pass. Nach wie vor wartet der FCK auf den ersten Sieg 2012.

Gladbach-Trainer Lucien Favre erklärte: "Es war keine Überraschung für uns, dass es sehr schwer war. Zum Glück haben wir schnell zwei tolle Tore gemacht. Wir wollten das dritte Tor machen, haben aber dann im Gegenteil einen Gegentreffer kassiert. Am Ende sind wir froh über den Sieg, denn für die anderen Mannschaften wird es nicht einfach, in Kaiserslautern drei Punkte zu holen."

Weniger froh dürfte der Trainer über die Verletzung seine Leistungsträger Herrmann sein. Der 21-Jährige erlitt während des Spiels einen Schlüsselbeinbruch bei einem Zusammenprall mit FCK-Außenverteidiger Florian Dick in der 37. Minute. Herrmann trat mit dem Team am Samstag die Rückreise nach Mönchengladbach an. Ob der Offensivspieler operiert werden muss, soll zu einem späteren Zeitpunkt entschieden werden. Besonders bitter für den Shootingstar: Nach Informationen des Kölner Express hatte Bundestrainer Joachim Löw eine Nominierung Herrmanns für das Länderspiel am 29. Februar gegen Frankreich erwogen.

Bremen siegt im Nordderby

Trainer Thomas Schaaf war begeistert: "Es war ein tolles Derby." Freilich ein Derby, dass seine Bremer gewannen: Werder hat seinen Europapokalplatz durch ein 3:1 (2:0) beim Erzrivalen Hamburger SV gefestigt. Nach zuvor vier Unentschieden in Folge sorgten Marko Marin (9.), Tom Trybull (45.) und Marko Arnautovic (86.) mit ihren Toren im 96. Nordderby für Werders ersten Sieg der Rückrunde. Für den HSV, der aus den vorherigen drei Spielen insgesamt sieben Punkte geholt hatte, war die die Pleite hingegen ein Rückschlag. Mit einem Dreier gegen den ungeliebten Konkurrenten hätten sich die Hamburger nach ihrem desaströsen Saisonstart in die Nähe der internationalen Plätze gebracht. Den Treffer für den HSV erzielte Mladen Petric mit seinem 50. Bundesliga-Tor (76.). Schaaf: "Wir haben unsere Taktik gut umgesetzt und sind dafür am Ende belohnt worden. Ausschlaggebend war auch, dass wir uns in Punkto Ballsicherheit verbessern konnten."

Vor 56.553 Zuschauern in der nicht ganz ausverkauften Arena gingen die ersten Minuten klar an die Platzherren. Der HSV ließ den Ball geschickt durch die eigenen Reihen laufen und drängte Werder weit zurück. Bis auf einen Distanzschuss von Dennis Diekmeier (5.) ging von den Kombinationen aber kaum Torgefahr aus. Ganz anders bei den Bremern: Nach einem Ballverlust von Tomas Rincon im Mittelfeld schalteten die Gäste blitzschnell. Marin kam am Hamburger Fünfmeterraum nahezu unbedrängt an den Ball, konnte sich die Kugel gar zurechtlegen und schob mit dem ersten Werder-Torschuss ein.

In der 42. Minute kochten dann die Emotionen hoch. Marin wurde vor der Ausführung eines Eckballs vor der Hamburger Fankurve von einem Becher an der Wade getroffen und beschwerte sich nicht ohne Theatralik. Kurz vor der Pause hatte der 22-Jährige dann aber ein zweites Mal Grund zum Jubeln. Zlatko Junuzovic brachte eine Ecke vor das Tor, und Trybull köpfte seinen ersten Bundesliga-Treffer. Ein abgefälschter Freistoß von Petric brachte dann den Anschluss. Doch die Hoffnung der Hamburger Zuschauer währte nicht lange, nach einem kapitalen Missverständnis zwischen Westermann und Slobodan Rajkovic schob Arnautovic freistehend an Drobny vorbei.

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Vor der spärlichen Kulisse von 23.368 Zuschauern in der BayArena machten Stefan Kießling mit seinen Saisontreffern Nummer fünf und sechs (25. Minute und 64.) sowie Gonzalo Castro (60.) und Andre Schürrle (70.) den 300. Bundesliga-Heimsieg in der Leverkusener Klubgeschichte perfekt. Den zwischenzeitlichen Ausgleich erzielte Ja-Cheol Koo (50.). Fußballerisch blieb Bayer aber einmal mehr Vieles schuldig. Allzu oft agierten die Leverkusener gegen den Abstiegskandidaten ideenlos und im Spielaufbau viel zu umständlich. Nur selten spielte die Werkself ihre technische Überlegenheit aus.

So resultierte fast schon folgerichtig der Führungstreffer aus einer Standardsituation. Nach einer Ecke stand Kießling sträflich frei und traf per Kopf. Auch der Brasilianer Renato Augusto hatte zwei gute Möglichkeiten (24. und 36.). Die Augsburger versteckten sich aber keineswegs und brachten die Leverkusener trotz ihrer begrenzten Möglichkeiten ein ums andere Mal in Verlegenheit. Insbesondere kurz vor der Pause war im Leverkusener Strafraum die Verwirrung groß. Zunächst wäre Kießling beinahe ein Eigentor unterlaufen (44.). Bei der anschließenden Ecke rettete zunächst Torwart Bernd Leno nach einem Kopfball von Sebastian Langkamp die Führung, beim anschließenden Abpraller köpfte Koo den Bayer-Spieler Castro auf der Linie an (45.).

Kurz nach der Pause legte Sascha Mölder per Hackentrick den Ball quer auf den völlig freistehenden Koo. Der südkoreanische Nationalspieler ließ sich die Chance nicht nehmen und traf aus 20 Metern. Anschließend wurden die Pfiffe und Unmutsbekundungen aus dem Bayer-Fanblock immer lauter. Für Beruhigung sorgte da die abermalige Führung durch den starken Castro auf Zuspiel von Lars Bender (60.). Vier Minuten später war dann erneut Kießling zur Stelle. Und kurz darauf kam auch Nationalspieler Schürrle nach 874 torlosen Minuten wieder zu einem Treffer (70.). Trainer Dutt kommentierte erleichtert: "Es liegt eine intensive und interessante Woche hinter uns."

Nürnberg schlägt Köln

Katerstimmung in Köln: Nach einer turbulenten Woche mit vielen Negativschlagzeilen hat der 1. FC Köln die nächste Pleite einstecken müssen und im Auswärtsspiel beim 1. FC Nürnberg mit 1:2 (0:1) verloren. Die Tore schossen Alexander Esswein mit einem fulminanten Distanzschuss (28. Minute) und Tomas Pekhart (85.). Milivoje Novakovic (66.) hatte für Köln zunächst ausgleichen können. Für Köln war es bereits die fünfte Niederlage in den vergangenen sechs Spielen. Nürnberg war dagegen zum ersten Mal seit drei Partien wieder erfolgreich und überholte die Kölner in der Tabelle.

Nürnberg wirkte vor 38.101 Zuschauern bemühter, konnte sich bis zur 28. Minute aber kaum eine nennenswerte Torchance erarbeiten. So war es ein Sonntagsschuss von Esswein, der die Franken in Führung brachte. Der vergangene Woche noch wegen zu lascher Trainingsleistungen aus der Stammformation gestrichene Stürmer zog nach einem Eckstoß aus 17 Metern ab und traf zum 1:0. Sein dritter Saisontreffer war gleichzeitig das erste Nürnberger Tor seit drei Bundesligaspielen. Von Köln war ohne Topstürmer Lukas Podolski (15 Ligatreffer) weiterhin wenig zu sehen. Die einzige echte Chance vergab Novakovic freistehend mit einem Kopfball in die Arme von Schäfer (35.).

Nach dem Seitenwechsel wirkte Köln zunächst agiler, kam trotz neuen Schwungs aber kaum zu Torgelegenheiten. Nürnberg blieb nach Standards gefährlich. Für die größte Chance sorgte allerdings ein gelungener Spielzug. Jens Hegeler flankte auf den stark aufspielenden Markus Feulner, der es mit einem Volleyschuss versuchte und an der Fußabwehr von Rensing scheiterte. Doch Köln kam noch einmal zurück und erzielte wie aus dem Nichts das 1:1. Novakovic nutzte das große Durcheinander im Nürnberger Strafraum und sorgte mit seinem Schuss aus fünf Metern für den Ausgleich, ehe Pekhart die Kölner mitten im Karneval in die Krise schoss.

Trainer Stale Solbakken sagte: "Der Sieg von Nürnberg war verdient. Wir haben im Moment wenig Automatismen in der Offensive, vielleicht spielen wir ein bisschen mit Angst. Wir haben nach Weihnachten viele enge Spiele verloren. Es fehlt ein bisschen das Selbstvertrauen. Nach dem 1:1 hatten wir 15 Minuten eine gute Kontrolle und sogar eine Chance zum 2:1. Dann machen wir aber einen taktischen Fehler, da müssen wir besser den Ball kontrollieren. Wir waren zu unruhig."

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