Zwei Tore im DFB-Pokal:Bensebaini, ein neuer Bayern-Schreck

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Gladbachs algerischem Außenverteidiger gelingen schon wieder zwei Tore gegen die Münchner - er erweitert damit die Ahnengalerie der großen Bayern-Piesacker.

Von Jonas Beckenkamp

Die Frage ist natürlich: Wie hätte es Superpippo gemacht? Hätte dieser Giftling mit seinen unergründlichen Stürmerhaxen aus seiner typischen Lauerposition zugeschlagen? Oder hätte er den Ball aus dem Getümmel irgendwie ins Tor gemogelt? Verzwickte Sache, lange her, aber die Erinnerungen an Filippo Inzaghi, den ewigen Bayern-Quälgeist, sie leben bekanntlich weiter.

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Der furiose Sieg der Gladbacher gegen die scheinbar entrückten Münchner zeigt, dass echte Überraschungen tatsächlich noch möglich sind. Für den Fußball in Deutschland ist das ein hoffnungsvolles Signal.

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Sie haben sich eingebrannt in die Vereinschronik der Münchner, denn es ist ja so: Wenn beim FC Bayern mal einer schlecht schläft, dann hat er wohl von Inzaghi und seinen Toren geträumt. Gegen die Münchner traf er fast immer, sechsmal in fünf Partien insgesamt. Er war nicht zu sehen, aber dann: Zack, drin und Aua. "He was born offside and offside he dies", sagte Sir Alex Ferguson einmal über den italienischsten aller Italiener, der im oder eben knapp nicht im Abseits zu lauern pflegte. Dabei wurde er in Piacenza in der Po-Ebene geboren.

Ein bisschen erinnert Bensebaini an den Bayern-Schreck Inzaghi

Womit wir bei Ramy Bensebaini wären, einem Wiedergänger Superpippos aus der Gegenwart. Dieser narrische Pokalabend in Mönchengladbach diente nämlich auch als Beweis dafür, dass sich die Spezies der sogenannten "Bayern-Schrecks" um ein weiteres Exemplar fortgepflanzt hat. Zwei Treffer erzielte der Außenverteidiger der Borussia, eins nach Zuspiel von Jonas Hofmann zum 2:0, ein weiteres per Elfmeter zum 3:0. Schon wie er Manuel Neuer da mit einem flachen Chip verlud, erfüllte eigentlich den Tatbestand der unerhörten Frechheit.

Nun sind zwei Tore gegen die Bayern an sich noch kein Anlass, Chroniken umzuschreiben. Zwei Tore in einem Spiel gegen die Bayern schoss zum Beispiel auch ein Mensch namens Sidney Govou aus Lyon. Gleich dreimal erschreckte den Rekordmeister ein gewisser Dodi Lukebakio, damals Fortuna Düsseldorf. Und viermal (in zwei Partien) piesackte die Münchner Roy Makaay, weshalb die Bayern ihn (wie auch den Aachener Kunstschützen Jan Schlaudraff) dann vorsichtshalber einfach kauften. Ob das mit Bensebaini, 26, auch geschieht? Immerhin ist er ein Wiederholungstäter.

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Er hat die Münchner schon einmal mit zwei Treffern geärgert, im Dezember 2019 war das, beim 2:1 der Gladbacher in der Bundesliga. "Ich kann mich nicht erinnern, so etwas Gutes schon einmal von einer eigenen Mannschaft gesehen zu haben", fand Gladbach-Coach Adi Hütter. Er bezog sich dabei vor allem auf die Anfangsphase, als einer der Besten unter all den guten Gladbachern der Algerier auf der linken Seite der Borussia war. Mit seinem Offensivdrang übertölpelte er die Münchner gleich mehrfach. Wo immer er auftauchte, entbrannten Gefahr und bayerisches Chaos.

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Unter den Bayern-Schrecks ist Bensebaini übrigens beinahe ein Unikat. Die meisten seiner Vorgänger unterschieden sich vom Gladbacher in einer Eigenschaft: Sie waren allesamt Angreifer. Furchteinflößende, gefräßige Toreros wie Jupp Heynckes (neun Tore gegen Bayern), Horst Hrubesch (neun), Anton Polster (zehn), Fritz Walter (elf), Ulf Kirsten (elf), Klaus Fischer (12), Bernd Hölzenbein (13), Manni Burgsmüller (13) und Cristiano Ronaldo (neun). Oder Franz Brungs vom 1. FC Nürnberg, der fünfmal in einem Spiel traf. Bensebaini interpretiert seine Rolle als Linksverteidiger zwar nicht direkt wie ein Stürmer, aber seine wettbewerbsübergreifend 14 Treffer in zwei Jahren als Borusse sind durchaus ein Indiz seiner Qualitäten.

Wer nun einwendet, dass dieser Bensebaini viele seiner Tore per Elfmeter erzielt, sei darüber informiert: Fähige Torschützen sind da nicht wählerisch. Tor ist Tor. Diese Maxime beherzigte auch der große Superpippo, ganz besonders gegen die Bayern.

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