10. Spieltag der Fußball-Bundesliga:Per Lupfer zurück zum Glück

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Traumtor im Abstiegskampf: Franco di Santo lupft den Ball federleicht über Mainz-Torwart Loris Karius. Zuvor traf di Santo schon per Elfmeter. (Foto: Simon Hofmann/Bongarts/Getty Images)
  • FSV Mainz 05 - SV Werder Bremen 1:2 (1:1), VfB Stuttgart - VfL Wolfsburg 0:4 (0:2), Hannover 96 - Eintracht Frankfurt 1:0 (0:0)
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Von Saskia Aleythe und Martin Anetzberger

FSV Mainz 05 - SV Werder Bremen 1:2

Spiel-Telegramm: Wie sehr kam der DFB-Pokal den Bremern doch gelegen: Das 2:0 gegen den Chemnitzer FC war ja endlich wieder ein Sieg. Dass Mainz nicht Chemnitz ist, also alles andere als ein Drittligist, wurde den Bremern nun auch zügig bewusst: Mainz fegte wie ein Orkan durchs heimische Stadion. Okazaki war gut aufgelegt, nach drei Minuten stand es 1:0, nach sechs Minuten beinahe 2:0. Mainz spielte sich halb dusselig im Angriff, Bremen war arg in Bedrängnis, kam aber zu einem Elfmeter vor der Pause: Mainz' Torwart Karius hatte Bartels leicht berührt. Di Santo sorgte für das 1:1 (45.) - und frisch aus der Kabine gekommen auch für das 2:1 (49.). Ein, zwei engagierte Angriffe streuten die Bremer nun immer wieder ein, doch im Grunde machte Mainz wieder die Partie. Doch auch das konnte nichts mehr daran ändern, dass Werder unter dem neuen Trainer Viktor Skripnik auch sein zweites Pflichtspiel gewann.

Ehrliche Einschätzung: Kasper Hjulmand (Trainer FSV Mainz 05): "Wir haben eigentlich eine gute erste Halbzeit gespielt und hätten das Spiel in der ersten halben Stunde entscheiden können. Aber das haben wir nicht geschafft."

Wiedergutmacher: Halbhoch und halbmittig - zwei Worte, die in jedem Elfmeter-Lehrbuch in der Lektion "So schießt man ihn nicht" auftauchen sollten. Di Santo tat es trotzdem und hatte damit beinahe die einzige Torchance der Bremer versemmelt, doch den Abpraller von Karius nutzte er formschön zum Einköpfeln.

Kreativer Techniker: Okazaki kann tunneln, rücklings köpfeln und einen Ball im Seitwärtsfall annehmen - doch den Titel des kreativen Technikers schnappte ihm dann doch ein Bremer weg. Di Santo tauchte vor Karius in mächtig spitzem Winkel auf, schnippte den Ball dann ganz lässig mit der rechten Fußspitze über den Torwart, als würde er gerade für ein Youtube-Video üben.

Abwehrpatzer: Ein Okazaki gegen drei Bremer? Das funktionierte wunderbar: Der Japaner traf zu Beginn auf null Gegenwehr und tunnelte dank seiner Freiräume auch noch Gebre Selassi - schon war das 1:0 gefallen.

Abwehrkönner: Sebastian Prödl hatte die Gefahr von Okazaki erkannt: Wann immer er im Strafraum zu sehr in Richtung Tor wuselte, war Prödl deshalb aufmerksam zur Stelle. Zur richtigen Zeit nah am Mann - das hätte kein Personenschützer besser hinbekommen.

Herr der Schmerzen: Eigentlich war die Szene schon abgepfiffen, dann lag auf einmal Clemens Fritz am Boden und hielt sich die Hände vors Gesicht - er hatte den Ball mit voller Wucht abbekommen. Absender war Junior Diaz, der kaum acht Meter von ihm entfernt draufgedroschen hatte. Fritz machte tapfer weiter.

VfB Stuttgart - VfL Wolfsburg 0:4

Spiel-Telegramm: Nicht wesentlich mehr große Chancen, aber viel mehr Tore: So gewann der VfL Wolfsburg 4:0 (2:0) beim VfB Stuttgart und schiebt sich zumindest bis zum Sonntag auf den zweiten Tabellenplatz. Bereits in der achten Minute scheiterte Stuttgarts Stürmer Harnik mit einem Schuss in die kurze Ecke an Wolfsburgs Benaglio. Besser machte es Perisic (15.), der nach einem krassen Fehler in der VfB-Abwehr ins lange Eck traf. Es folgte ein Stuttgarter Lattenkopfball von Sararer (37.), in der 45. Minute hatte dann der VfL seine nächste gute Gelegenheit - und traf erneut. Nach einer Freistoßflanke von de Bruyne kam Knoche mit dem Kopf unbedrängt an den Ball. Wenige Sekunden nach der Pause fiel die Entscheidung: Vierinha eroberte den Ball in der eigenen Hälfte, lief nach vorne und flankte auf den langen Pfosten zu de Bruyne. Das 3:0 (48.) war noch nicht der Endstand, weil Stuttgarts Leitner ein weiterer Patzer passierte. Diesmal trat de Bruyne wieder als Vorbereiter auf, Perisic traf zum zweiten Mal.

Bestes Zitat: Dieter Hecking (Trainer VfL Wolfsburg): "Die 50 000 Zuschauer haben ihr Kommen sicher nicht bereut. Wir haben ein tolles Fußballspiel gesehen. Ein 8:5 hätte es richtig getroffen. Man könnte sich über die Chancenverwertung beschweren - aber das wäre Jammern auf höchstem Niveau."

Schwere Abwehrfehler: Stuttgarts Abwehr leistete sich bei den ersten drei Toren katastrophale Fehler. Vor dem 1:0 schoß Schwaab seinen Abwehrkollegen Rüdiger an. Der Abpraller wurde zum Steilpass für Perisic, der vor seinem Schuss Niedermeier aussteigen ließ. Auch Torwart Kirschbaum sah nicht gut aus. Das 2:0 besorgte Knoche ohne Gegenwehr, weil Niedermeier am Ball vorbeisprang. Und auch am dritten Tor war Niedermeier maßgeblich beteiligt. Er verlor den Ball im Aufbauspiel an den wenig später flankenden Vierinha.

Jubiläen und erstes Mal: Wolfsburgs Trainer Dieter Hecking durfte sich nach dem 4:0 über seinen hundertsten Sieg als Bundesliga-Trainer freuen. Kevin de Bruyne schaffte endlich sein erstes Saisontor, nachdem er in der laufenden Saison bereits sechs Treffer vorbereitet hatte - auch diesmal das 2:0 durch seinen Freistoß. Später legte er noch das 4:0 auf. Für den VfB Stuttgart ging eine düstere Serie weiter: Die fünf jüngsten Bundesliga-Duelle gegen die Wolfsburger gingen allesamt verloren.

Ungewöhnliche Auswechslung: Schiedsrichter-Assistent Rohde tat sich am Oberschenkel weh und konnte nicht mehr weitermachen (71.). Mit rotem Tapeverband am Oberschenkel übernahm er den Posten des vierten Offiziellen Robert Hartmann. Von nun an durfte Hartmann an der Seitenlinie auf und ab laufen.

Hannover 96 - Eintracht Frankfurt 1:0

Spiel-Telegramm: Seit 1987 hatte die Frankfurter Eintracht nicht mehr bei Hannover 96 gewonnen. Und auch diesmal gelang es nicht. Die Niedersachsen waren das klar bestimmende Team und hatten in der ersten Halbzeit mehr als 70 Prozent Ballbesitz. Bei einem Kopfballtor von Hannovers Briand entschied Schiedsrichter Stegemann auf Stürmerfoul. Herausgespielte Chancen gab es für Hannover erst wieder in der zweiten Hälfte. Kiyotake (49.) und Joselu (55.) scheiterten aber an Eintracht-Keeper Wiedwald. So sah es lange nach einem 0:0 aus, bis Frankfurts Madlung ein Eigentor passierte.

Pechvogel des Tages: Was Hannover 96 versäumte, nämlich seine Chancen in Tore zu verwandeln, erledigte schließlich Madlung. Er köpfelte einen Ball von Hannovers Kiyotake in der 88. Minute ins eigene Tor.

Ungewöhnlicher Platzverweis: Von den Akteuren, die nicht unmittelbar am Spiel teilnehmen, sind es meist die Cheftrainer, die an der Seitenlinie etwas überreagieren und sich den Unmut der Schiedsrichter zuziehen. Diesmal war es 96-Torwarttrainer Sievers, der sich so danebenbenahm, dass ihn Schiedsrichter Stegemann in der 52. Minute auf die Tribüne schickte.

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