Triefenstein:Alte bayerische Papiermühle soll Weltkulturerbe werden

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Homburg (dpa/lby) - In Bayern steht eine der letzten historischen Papiermühlen Deutschlands, in der noch immer regelmäßig Papier nach alter Handwerkskunst geschöpft wird. Diese Mühle in Unterfranken soll nun Teil eines Weltkulturerbes werden. "Im Moment wird untersucht, wie alt das Haus ist und parallel dazu arbeiten wir die Alleinstellungsmerkmale unserer Papiermühle heraus", sagte der Inhaber dieser Manufaktur, Johannes Follmer, der Deutschen Presse-Agentur. Wenn alles gelingt, soll die Mühle im Triefensteiner Ortsteil Homburg (Landkreis Main-Spessart) gemeinsam mit weiteren noch existierenden historischen Papiermühlen in Europa zum Weltkulturerbe ernannt werden.

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Homburg (dpa/lby) - In Bayern steht eine der letzten historischen Papiermühlen Deutschlands, in der noch immer regelmäßig Papier nach alter Handwerkskunst geschöpft wird. Diese Mühle in Unterfranken soll nun Teil eines Weltkulturerbes werden. „Im Moment wird untersucht, wie alt das Haus ist und parallel dazu arbeiten wir die Alleinstellungsmerkmale unserer Papiermühle heraus“, sagte der Inhaber dieser Manufaktur, Johannes Follmer, der Deutschen Presse-Agentur. Wenn alles gelingt, soll die Mühle im Triefensteiner Ortsteil Homburg (Landkreis Main-Spessart) gemeinsam mit weiteren noch existierenden historischen Papiermühlen in Europa zum Weltkulturerbe ernannt werden.

Die Planungen dafür hat Polen übernommen, über deren Vorschlagsliste würden sich die europäischen, alten Papiermühlen schließlich auch für den Titel bewerben. Follmer geht davon aus, dass sich die heutzutage sehr umfangreiche Bewerbung viele Jahre hinziehen wird. „Es dauert bestimmt zehn Jahre, bis das durch ist.“

Die Papiermühle in Homburg ist eines von etwa 125 000 Baudenkmälern in Bayern. „Die authentisch erhaltene Mühle ist ein ganz einmaliges Baudenkmal, eine besondere Sache und absolut schützenswert“, sagte Martin Brandl, Oberkonservator beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege. Sie sei ein lebendiger Ort, der vielen Menschen zeige, wie bis in die 1970er Jahre Papier hergestellt wurde.

Die Geschichte des Papiers nahm ihren Anfang übrigens nur unweit von der Homburger Papiermühle: Vor fast 630 Jahren ging in Nürnberg die erste Papierfabrik Deutschlands in Betrieb. Heute ist die deutsche Papierindustrie mit ihren etwa 160 Betrieben führend in der Europäischen Union und weltweit Nummer vier nach den USA, China und Japan, sagte Gregor Andreas Geiger vom Verband Deutscher Papierfabriken. Die Branche hat einen Umsatz von jährlich 15 Milliarden Euro und stellt mit etwa 40 000 Mitarbeitern rund 22 Millionen Tonnen Papier, Kartonagen und Pappen her.

Ein-Mann-Betriebe wie die Papiermühle von Johannes Follmer, der darin auch ein Museum in Trägerschaft des Landkreises betreibt, sind in der Branche eher selten. „Die stellen wunderschöne Papiere her, das gehört fast zum Bereich des Kunsthandwerks“, sagte Geiger. Eine Anerkennung der Papiermühlen und der dazugehörenden Handwerkskunst als Weltkulturerbe wäre ein „tolles Zeichen“. So könne diese Kulturtechnik entsprechend gewürdigt werden. In Deutschland gibt es dem Verband zufolge noch mindestens zwei weitere erhaltene historische Papiermühlen, an deren Standort Papier hergestellt wird.

In der Homburger Mühle hat Follmers Familie bis 1975 Feinpappen hergestellt. Jahrzehnte später konnte die Mühle vor dem Verfall gerettet und zu einem Museum umfunktioniert werden. Rund 6000 Menschen besuchen es im Jahr. Papiermacher Follmer schöpft in der Manufaktur noch heute selbst Büttenpapier in der Mühle. Zuletzt im Auftrag des Malers und Bildhauers Georg Baselitz.

Sollte das mit dem Titel klappen, geht der Landkreis Main-Spessart vom zehnfachen Besuchervolumen aus. „Das ist für uns und für die Region schon eine Riesenherausforderung“, sagte Sebastian Gehret, Leiter des Amtes Schulen, Sport und Kultur. Er schätzt die Chancen der transnationalen Bewerbung als sehr gut ein. „Sonst würden wir den ganzen Aufstand nicht betreiben. Es ist ein schönes spannendes Projekt. Hier sind alle Feuer und Flamme.“

Follmer hofft, dass im Zuge der Bewerbung auch das Museumskonzept überarbeitet werden kann und vielleicht sogar Platz für eine gläserne Manufaktur ist. „Damit auch künftige Generationen schauen können, wie das Herstellen von Papier geht. Das kann man nicht in Filmen zeigen. Das muss man spüren können.“

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