Umweltverschmutzung:MS Schwefelarm

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So wird das neue Kreuzfahrtschiff einer Illustration zufolge aussehen, das erste soll bereits 2018 fertiggestellt sein. (Foto: dpa)
  • Die Reederei Aida hat den Bau des weltweit ersten einer neuen Generation von umweltschonenderen Kreuzfahrtschiffen angekündigt.
  • Es soll mit schwefelarmem Treibstoff fahren, sogenanntem Liquefied Natural Gas.
  • Der Naturschutzbund äußert sich verhalten positiv.

Von Monika Maier-Albang

Im Winter für Kreuzfahrten zu werben, ist ein gewinnversprechendes Unterfangen. Zumeist ist es hier kalt und grau, dort aber, wo die Reise hingeht, ist der Himmel blau und nicht nur das Meer warm. Dass der Winter eine gute Zeit für das Versprechen ist, sich für eine Weile aus der Zeit zu heben, wusste schon Albert Ballin. Der Reeder lud am 22. Januar 1891 nach Cuxhaven, wo die Augusta Victoria zur ersten Kreuzfahrt der Welt aufbrach. Es ging nach Genua, Palermo, und, via Alexandria, zu den Pyramiden. Schon vor der portugiesischen Küste bemerkt ein Chronist, dass das Klima nun "mollig warm" sei und manche Passagiere "Kaviarbrötchen essen, als ob sie dafür bezahlt würden."

Kaviar findet sich heute nur selten an den All-inclusive-Buffets. Kreuzfahrerei ist längst was für die Massen. Für 2017 rechnet die Branche mit einer Rekordzahl von zwei Millionen Buchungen allein aus dem deutschen Markt. Wer hätte 1891 gedacht, dass einmal eine Armada über die Meere fahren - und sie mit Feinstaub und Schwefeloxiden verschmutzen würde?

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Das Image als "Dreckschleuder der Meere" will die Kreuzfahrtindustrie seit geraumen Zeit hinter sich zu lassen, mit, glaubt man Umweltschutzverbänden, mäßigem Erfolg. Da klingt es wie ein warmer Wintertraum, was die Reederei Aida nun in der Meyer Werft in Papenburg angekündigt hat: den Bau des weltweit ersten einer neuen Generation von umweltschonenderen Kreuzfahrtschiffen, die mit schwefelarmem Treibstoff fahren werden: Liquefied Natural Gas (LNG). Das verflüssigte Erdgas soll das auf hoher See verwendete Schweröl ersetzen. Bislang hatten sich die Reedereien angesichts gestiegener Umwelt-Auflagen bestenfalls damit beholfen, neue Schiffe mit Abgasreinigungssystemen und Rußpartikelfiltern auszustatten. Das ändert aber nichts daran, dass bei einer 14-tägigen Schiffsreise jeder Gast nach Berechnung der Organisation Atmosfair so viel Kohlendioxid verursacht wie bei einem Flug von München nach New York und zurück.

"Kein Allheilmittel"

Vereinzelt gibt es schon mit Flüssiggas betriebene Fähren und Frachter. Nach Einschätzung des Verbandes der Kreuzfahrtindustrie wird der Treibstoff auch in der Urlaubswelt bald eine Rolle spielen. Elf Schiffe seien bestellt; sechs davon baut die Meyer-Werft. Das erste moderne Aida-Schiff soll Ende 2018 vom Stapel laufen, andere folgen bis 2024.

Der Naturschutzbund Deutschland äußert sich zur LNG-Technologie verhalten positiv. Der Treibstoff sei "kein Allheilmittel", sagt Dietmar Oeliger vom Naturschutzbund, die neue Technologie "aber einer der wenigen Wege, die wir uns mittelfristig überhaupt vorstellen können". Langfristig müsse die Kreuzfahrtindustrie nach regenerativen Energien suchen; auch Erdgas ist ein fossiler Brennstoff. Da LNG hauptsächlich aus Methan bestehe, müsse gewährleistet sein, dass beim Betanken der Schiffe und beim Verbrennungsprozess möglichst wenig Treibstoff entweicht. Vor einer abschließenden Bewertung des als "Green Cruising" beworbenen Aida-Konzepts will Oeliger deshalb "das Schiff auch erst mal sehen."

Sehen kann man derzeit nur Stahl, buchen geht aber trotzdem schon. Für Dezember 2018. Die erste Fahrt führt zu den Kanaren. Da ist es ja auch im Winter "mollig warm".

© SZ vom 22.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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