Alpen:Besondere Winterhotels für Wellness und Sport

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Auf dem Dach des Hotels Mooshaus gibt es ein 100 Meter langes Schwimmbecken. (Foto: Plattner/Gerberhotels)

Die Alpen sind wunderbar, aber zum idealen Winterurlaub gehört auch die passende Unterkunft. Hier Empfehlungen für alle, die sich in schönem Ambiente entspannen und bewegen möchten.

Von SZ-Autoren

Das Mooshaus in Kühtai, Tirol, Österreich

Ausblick mit Pool: die längste Badewanne der Alpen

Im weitläufigen Restaurant des Hotels Mooshaus hängt ein Schwarz-Weiß-Bild vom Mooshaus, wie es im Jahr 1953 aussah: ein mit Schnee bedecktes, an den Hang geducktes Häuslein in Kühtai, mehr Scheune als Hotel. Heute ist allein der Pool auf dem Dach 100 Meter lang.

Wer Kühtai kennt, der fragt sich, wie so ein Becken von überolympischen Ausmaßen im stets etwas retortenstädtisch wirkenden Wintersportort überhaupt Platz hat. Die Berge mit ihren Richtung Ort verlaufenden Skipisten grenzen ja direkt an die teilweise dicht gedrängten Häuser an. Und mittendrin also dieser laut Hotelangaben alpenweit höchstgelegene Infinity-Pool, was man wohl mit Endlos-Badewanne übersetzen könnte.

Das mit dem "endlos" ist in diesem Fall auch wirklich wörtlich zu nehmen. Das Becken verläuft im Rechteck um einen Raum mit großen Fensterfronten und türkisen Kissen. Man kann also, wenn man vom Infinity-Schwimmen unter freiem Himmel genug oder auch einen Drehwurm hat, die anderen Schwimmer bei einer Tasse Tee vorbeiziehen lassen, eine der Klatschzeitschriften auf dem Sofa lesen oder einfach in die Berge schauen. Die sind hier auf 2020 Metern im Winter fast immer weiß.

Der vom Pool gerahmte Quader ist freilich nur die Krönung eines sechsstöckigen Gebäudes, das vor diesem Winter für 17 Millionen Euro renoviert wurde und an das die Handwerker noch vergangene Woche die letzten Tafeln montierten. Dabei kommt, wer über das neue Mooshaus spricht, nicht umhin, auch über die Familie Gerber zu sprechen. Die Gerbers haben sich seit 1996 ein ganzes Stück Kühtai erkauft: die pinke Alpenrose am Ortsende und das Hotel Elisabeth gleich beim Mooshaus, die Pizzeria Da Bruno, und die Drei-Seen-Hütte im Skigebiet gehört ihnen auch. Die Zimmerkarte ist zugleich Skipass und Zahlungsmittel in allen Gerber-Betrieben vom Sushi-Restaurant bis zum Skiverleih; wer will, braucht während des Urlaubs weder Bargeld noch Kreditkarte. Mit 630 Betten und inzwischen 125 Mitarbeitern ist die Familie der größte Arbeitgeber in Kühtai, weshalb sie direkt am Ortseingang eine gewaltige Mitarbeiter-Unterkunft errichtete.

Die Erweiterung des Unternehmens-Flaggschiffs war wiederum nur möglich, weil vor zwei Jahren der Silzerhof nebenan gekauft und umgehend dem Erdboden gleichgemacht wurde. "Der hat von der Struktur nicht zu uns gepasst", sagt Susanne Gander, die Hoteldirektorin. Womöglich war der Abriss nicht die schlechteste Idee. Wer 300-Betten-Unterkünfte der Vier-Sterne-Superior-Kategorie mag, dürfte sich im Mooshaus ziemlich gut aufgehoben fühlen - ob mit Partner oder Familie. Für Heranwachsende gibt es - je nach Alter - eigene Räume mit Kletterwand, Bergwelträtsel oder Spielekonsolen und sogar einen Kinosaal. Die Zimmer besitzen jene etwas eitel wirkende, mondäne Großzügigkeit, die Fassade ist das heute übliche und optisch durchaus angenehme Konglomerat aus Stein und Holz.

Natürlich haben sie es mit dem Alpinchic auch hier stellenweise überzogen. Direkt vor der Rezeption steht eine große, sehr schwarze Kuh mit 14 000 Swarovskikristallen. Und dann diese Hirsche! "Ja, die sieht man recht oft bei uns", sagt Gander und kann sich selbst ein kleines Grinsen nicht verkneifen. Im Eingangsbereich sind es silberne Deko-Figuren, im hoteleigenen Sportshop trifft man die Tiere in samtenem Rosa und Lila, und am Buffet ihre Geweihe. Wer davon genug hat, steigt einfach aufs Dach in den Pool und hofft, dass einem dort nicht irgend so ein Hirsch entgegenschwimmt.

Hotel Mooshaus, Übernachtung mit Halbpension ab 113 Euro p. P., Sonderaktionen (z.B. Gratisskipass bei Mindestaufenthalt), www.mooshaus.at, Tel: 00 43/52 39/52 07

Dominik Prantl

Gefrierschrank am See: am kältesten Ort Deutschlands

Anruf bei einem Berchtesgadener Bergführer, qua Beruf und Herkunft also ein harter Hund, dem auch 400 Meter Luft unterm Hintern an einer senkrechten Wand nichts ausmachen. Aber das Kärlingerhaus im Hochwinter, gar zur Weihnachtszeit? "Naa, da frierst du ein."

Dazu muss man wissen, dass die DAV-Hütte auf 1638 Metern etwas oberhalb des Funtensees steht. Der Funtensee liegt in einer Senke, aus der kalte Luft nicht entweichen kann, einer Art natürlichem Gefrierschrank also. Irgendein Kachelmann hat hier sogar eine Wetterstation platziert und am Heiligen Abend 2001 Deutschlands niedrigste jemals gemessene Temperatur registriert: minus 45,9 Grad Celsius.

Deshalb öffnet das Kärlingerhaus für die Skitourengeher, die sich so gerne der mehrtägigen und 50 Kilometer langen Skirunde namens Große Reibn stellen, nach dem derzeitigen Stand erst am 24. März für einige Wochen. Dann sind die Tage für solche Abenteuer auch lang genug. Ganzjährig geöffnet hat nur der Winterraum, eine Notunterkunft für Unverfrorene - mit Decken, Ofen, Holz und Geschirr. Allerdings muss man dort erst einmal hinkommen. Zwischen Zivilisation und Hütte liegt selbst für Trainierte ein anspruchsvoller Tagesmarsch auf Skiern. Übrigens: Der Ort ist auch im Sommer sehr schön.

Übernachtungsgebühr laut Preistafel in die Kasse werfen, bei Bewirtung ab elf Euro (für DAV-Mitglieder); www.kaerlingerhaus.de

Dominik Prantl

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Von SZ-Autoren

Gut geht's: alles im Zeichen der Gesundheit

Dass der Tannerhof in Bayrischzell kein gewöhnliches Luxushotel ist, ahnt der Gast spätestens, wenn er sein Zimmer betritt und neben der Seife am Waschbecken ein blaues Fläschchen entdeckt; daneben eine Gebrauchsanweisung mit der Aufforderung, man möge das Fläschchen bitte immer vor Verlassen des Zimmers zur Hand nehmen - zur Desinfektion. Die Ahnung wird zur Vermutung, sobald der Gast liest, dass es in allen Zimmern und Hütten weder Fernsehen noch Wlan gibt und im ganzen Haus (inklusive Balkon und Terrasse!) nicht geraucht werden darf.

Die Vermutung wird zu Gewissheit, wenn der Gast bei der Führung durch die alte Tann mit ihren vielen Anbauten und Hütten drum herum erfährt, dass der schönste Raum mit Bergpanorama schon seit jeher der "Speisesaal" für die Heilfastenden ist - und die Inhaber des Tannerhofs in vierter Generation Ärzte sind. Vom Schwimmbad bis zur Praxis der aktuellen Hotelchefin Burgi von Mengershausen (Allgemeinmedizinerin) und ihres Mannes Roger Brandes (Facharzt für Innere Medizin) sind es nur ein paar Schritte.

Spätestens jetzt also ist klar: Gesundheit ist im Tannerhof kein Marketing-Slogan, sondern eine Religion. Und zwar keine neumodische. "Mensch werde wesentlich" prangt in alter Handschrift noch an der Tür des Hotelladens. Was 1904 mit dem Arzt und Naturheilkundler Christian von Mengershausen auf dem Hof über Bayrischzell begann, gilt heute mehr denn je: Verzicht befreit - auch beim Essen. Die nicht fastenden Gäste müssen sich abends nicht durch lange Speisekarten quälen. Gegessen wird, was auf den Tisch kommt. Natürlich ist alles bio, nachhaltig und slow, vor allem aber (so viel sei allen Fastenden verraten): ausgezeichnet.

Die durch Keinhandykeinfernsehenkeinespeisekarte gewonnene Zeit kann der Gast dann in Konzerte, Vorträge und Kunstseminare im Hotel investieren. Oder anders gesagt: in Geist und Seele.

Doppelzimmer ab 115 Euro p. P. inklusive Dreiviertelpension, www.natur-hotel-tannerhof.de

Ann-Kathrin Eckardt

Natur, Literatur und Yoga helfen beim Entspannen

Raucherzonen, Kinderbetreuung, üppige Abendbüfetts oder all-inclusive sucht man hier vergebens, darauf weist der Hotelprospekt diskret hin und definiert damit en passant die Zielgruppe, die man ansprechen möchte. Es sind Menschen, die ihre Ruhe haben, die "auszeiteln" wollen. Das ist ein Begriff, den sich Petra und Davor Barta, die Gastgeber des Hotels Die Wasnerin in Bad Aussee in der Steiermark, einfallen und schützen haben lassen. Die Auszeit lässt sich zum Beispiel dazu nutzen, mal wieder ein Buch zu lesen. Denn das Hotel hat sich zum einen auf naturnahe Erholung, Wellness und Küche und zum anderen auf ein literarisch interessiertes Publikum spezialisiert. "Es ist unglaublich, dass da vorher noch niemand draufgekommen ist", sagt die lesefreudige Petra Barta, wo doch die Region um Grundlsee, Altausseer See und Toplitzsee schon seit dem 19. Jahrhundert und bis heute bei Schriftstellern beliebt sei. So verbrachten Hugo von Hofmannsthal, Arthur Schnitzler oder Jakob Wassermann dort ihre Sommerfrische.

An den Wänden hängen Zitate von Autoren, die in der Region gelebt haben oder bei der Wasnerin, der Wirtin, die dem Hotel den Namen gegeben hat, zu Gast waren. Sie betrieb schon im 15. Jahrhundert ein Gasthaus, das sich immer noch an der selben Stelle befindet. Das Hotel Die Wasnerin entstand daraus. Auch in dem neuen Haus sind ständig Autoren zu Gast, für Lesungen und beim Literasee-Festival, das Petra Barta ins Leben gerufen hat. In den Zimmern liegen statt Schokolade Leseproben als Betthupferl, die gesamten Werke kann man im Hotelbuchshop erwerben. "Aber ich sage meinen Gästen immer, geht's raus, in die Natur, auch wenn das Wetter schlecht ist", nur dort könne man richtig entspannen. Etwa auf der Langlaufloipe, die vor der Tür beginnt. Das Hotel liegt auf einem Hochplateau, man sieht die Trisselwand und Loser, den Hausberg, auf dem man auch Ski fahren kann. Oder man geht Eislaufen auf dem Grundlsee.

Für jene, die lieber drinnen auszeiteln, holen die Bartas die Natur ins Haus. Zum Beispiel mit lebenden Wänden: Rechteckige Holzkassetten mit Naturmaterialien, etwa Rinde, Heu, Lavendel oder Moos, das sich die Feuchtigkeit aus der Luft zieht, fügen sich zu einem duftenden Wandbild zusammen. In den Fluren zeigen riesige Fototapeten der Künstlerin Yvonne Oswald die Bad Ausseer Landschaft; zwischen Zimmertüren Spalierbäume, Berge, Wiesen.

Ein weiterer Schwerpunkt ist Yoga: Fünf Yogalehrer, täglich drei Yoga-Angebote, die mit den Jahreszeiten wechseln und im Sommer auch im Wald oder am nahen Grundlsee stattfinden. Für den Dezember hat man das Jahresend-Yoga entwickelt. Sogar eine wohl eher meditative Yoga-Kultur-Stunde hat eine lesefreudige Yogalehrerin entwickelt. Im Mai wird der Krimiautor Martin Walker für eine Lesung erwartet. Durchaus denkbar, dass man für ihn Krimi-Yoga parat hat.

Ab zwei Nächten im DZ ab 134 Euro/Person und Nacht inkl. Halbpension, www.diewasnerin.at

Ingrid Brunner

© SZ vom 21.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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