Alkoholverbot im Flugzeug:Betrunken an Bord

Lesezeit: 2 min

Gut gefüllt: Regale mit Alkoholika im Duty Free Shop. (Foto: xgogianx/Imago/Pond5)

Ernüchternde Nachricht: Ryanair will seinen Passagieren Schnaps und Bier wegnehmen.

Glosse von Stefan Fischer

Der Mensch ist tendenziell ungeduldig, außerdem schielt er hin und wieder gerne auf den eigenen Vorteil. Aber lässt sich damit schon erklären, weshalb offenkundig immer häufiger Fluggäste entweder bereits betrunken an Bord einer Maschine schwanken oder aber sich spätestens über den Wolken in einer Geschwindigkeit druckbetanken, wie es auf einem Flughafen keine Kerosinpumpe bei einem Flugzeug je schaffen würde?

Der Urlaub ist ein hohes Gut, die Zeit ist es auch - was das für die Urlaubszeit bedeutet, kann sich jeder selbst ausmalen. Sicher ist: Diese Tage und Wochen müssen bestens genutzt werden - das Effizienzdenken hat längst auch die Ferien erreicht. Nun gibt es sicherlich Menschen, für die der Urlaub erst dann beginnt, wenn sie mit einem Aperol Spritz in der Hand auf einer Strandterrasse in den Sonnenuntergang blicken und über diesem Moment der Glückseligkeit allmählich aufhören zu lamentieren, wie unmenschlich anstrengend die Anreise doch mal wieder war. Dabei hilft ihnen, sich diebisch darüber zu freuen, wie sie dem Hotelmanager diesen Gratisdrink abgepresst haben als Entschuldigung für irgendeine Lappalie auf dem Zimmer.

Aber das sind die Harmlosen, die Nostalgiker, die Traumverlorenen - kurz: die, die sich mit einem jämmerlichen Mixgetränk abspeisen lassen. Die dementsprechend nicht viel haben werden von ihrem Urlaub, weil sie ihre kostbare Zeit nutzlos verplempern. Für die Profis beginnt der Ferienspaß indes bereits, wenn sie die eigene Haustüre hinter sich zuziehen. Sollen sie allen Ernstes warten, bis sie in einem Hotel in irgendeiner entfernten Randlage des Kontinents wie etwa der türkischen Riviera oder den Kanarischen Inseln ihre All-inclusive-Bändchen umgelegt bekommen? Auf eine Party geht man schließlich auch nur vorgeglüht und damit basis-enthemmt. Der Spaß muss maximiert werden.

Orientierung auf Flugreisen
:Verrückte Welt

Chicago am Mittelmeer und Bukarest in Island: Wie Turkish Airlines das Fliegen wieder zu einem Abenteuer werden lässt.

Glosse von Stefan Fischer

Profis nutzen auch die Wartezeit am Flughafen sinnvoll und kaufen die Alkoholbestände der Duty-Free-Läden auf, statt schlaftrunken in irgendwelchen Wartebereichen herumzusitzen. Wodka, Whiskey und Wermut sind in diesen Shops nicht unbedingt billiger als im Getränkemarkt des Vertrauens. Aber die Flaschen sind größer. Und es ist allemal sicherer, während eines Fluges auf die eigenen Bordmittel zurückgreifen zu können. Denn wer weiß, wann die Flugbegleiterin den nächsten Gin-Tonic bringen würde, bei der Personalknappheit heutzutage.

Für Ernüchterung sorgen nun allerdings die Chefs der Fluggesellschaft Ryanair. Sie haben sich vor dem Hintergrund einer derartigen Effizienzgetriebenheit der Kundschaft dazu entschieden, dass ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Passagieren künftig nicht in erster Linie alkoholhaltige Getränke servieren, sondern ihnen diese wegnehmen sollen. Das gilt vor allem für Flüge von Großbritannien nach Ibiza, Palma de Mallorca und Teneriffa, nach Alicante, Barcelona und Malaga. Die Zahl der Übergriffe und Randale und der damit verbundenen Verspätungen, verursacht von betrunkenen Fluggästen, ist Ryanair speziell auf diesen Strecken schlicht zu groß geworden. Deshalb ist die Maßgabe fortan: nur ohne Fahne in den Flieger, nur ohne Buddel an Bord. Wieder einmal zeigt sich: In Sachen Effizienz macht dieser Fluggesellschaft niemand etwas vor. Darauf stoßen wir an!

Stefan Fischer ist kein Freund von Heldenverehrung. (Foto: Bernd Schifferdecker (Illustration))
© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusSommerurlaub
:Zwölf besonders schöne Badestrände am Mittelmeer

Weißer Sand oder wilde Felsen, grün bewachsene Dünen und immer türkisfarbenes Blau: Diese Strände sind einen Besuch wert - ob in Spanien, Kroatien, Israel oder Griechenland.

Aus der SZ-Redaktion

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: