Juden in Tunesien:"Wir verhalten uns unauffällig"

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Jüdische Pilger in der Ghriba-Synagoge auf der Insel Djerba. 2023 eröffnete ein Ex-Polizist bei der Wallfahrt das Feuer, fünf Menschen starben, das Foto stammt aus dem Jahr zuvor. (Foto: Jihed Abidellaoui/REUTERS)

Es gab Zeiten, da lebten bis zu 150 000 Juden in Tunesien, heute sind nur noch 2000 übrig. Seit dem Krieg in Gaza und dem neuen Judenhass auf der Welt überlegen die einen, das Land zu verlassen, andere bleiben standhaft. Und manche hören auf, Juden zu sein.

Von Bernd Dörries, Tunis

Der Treffpunkt ist fast schon konspirativ, eine düstere Gasse in der Innenstadt von Tunis, ein umgekippter Mülleimer liegt herum, ein Wagen fährt ohne Licht heran. Ein Mann steigt aus dem Geländewagen und läuft auf eines dieser Häuser im Zentrum von Tunis zu, die mal modernistische Schönheiten waren, mittlerweile aber vor sich hinbröseln. In einem Büro im Erdgeschoss bietet der Mann Getränke an, Wasser oder Bier. Er ist freundlich, aber zugleich auf eine Art zurückhaltend, die wohl zeigen soll, dass er aus diesem Gespräch keinen Nutzen erwartet. Keine Namen also, keine Details. Weil sonst Ärger drohe. Von den anderen Tunesiern da draußen im Land, die auf Juden wie ihn nicht gut zu sprechen sind, besonders seit dem Krieg in Gaza.

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