Vorwahlen in den USA:Haley steigt aus Rennen um Präsidentschaftskandidatur aus

Lesezeit: 2 min

Lange war sie Trumps einzige Konkurrentin beim Kampf um die republikanische Präsidentschaftskandidatur: Nikki Haley. (Foto: Randall Hill/REUTERS)

Die ehemalige Gouverneurin von South Carolina gibt auf - der Abstand zu ihrem Konkurrenten Trump ist nach dem Super Tuesday zu groß geworden. Amtsinhaber Biden wirbt bereits um ihre Unterstützer.

Die Republikanerin Nikki Haley zieht sich aus dem parteiinternen Rennen um die Präsidentschaftskandidatur zurück. Die 52-Jährige erklärte in einer kurzen Ansprache, sie lasse ihre Bewerbung ruhen. Sie wolle zunächst aber nicht den Konkurrenten Donald Trump unterstützen, schreibt das Wall Street Journal. Auch CNN schreibt das unter Berufung auf Quellen, die Haley nahestünden. Nach Haleys Rückzug kommt es im November aller Voraussicht nach zu einem Duell zwischen dem ehemaligen Präsidenten Trump und dem demokratischen Amtsinhaber Joe Biden.

Haley gratulierte Trump dazu, dass er nun nominiert werde, und sagte, er müsse jetzt die Stimmen derer gewinnen, die nicht für ihn votiert hätten. "Ich hoffe, er tut das." Die USA seien zu wertvoll, "als dass die Differenzen uns spalten sollten".

Kurz nach ihrem Rückzug begann Biden damit, um ihre Unterstützer zu werben. Trump habe deutlich gemacht, dass er sie nicht wollte; er hingegen wolle klar sagen, dass es einen Platz für sie in seinem Wahlkampf gebe, teilte Biden mit. "Ich weiß, dass wir in vielem nicht einer Meinung sind." Aber in den grundlegenden Fragen der Erhaltung der US-Demokratie, des Eintretens für die Rechtsstaatlichkeit, des Umgangs miteinander mit Anstand, Würde und Respekt könne man eine gemeinsame Basis finden. Das gelte auch für den Erhalt der Nato.

Beim Super Tuesday konnte Trump die meisten der Vorwahlen für sich verbuchen, allerdings wollte Haley den Ausgang der Wahlen in 15 Bundesstaaten am Abend selbst zunächst nicht kommentieren. Ein Statement ist für den Mittwoch angekündigt. Unterstützer des Ex-Präsidenten appellierten schon seit Wochen an die 52-Jährige, aufzugeben und ihre Wahlkampagne zu beenden. Haley betonte stets, sie werde zumindest bis zum Super Tuesday dabeibleiben.

Nur zwei der Vorwahlen konnte die frühere Gouverneurin von South Carolina bisher für sich entscheiden. Besonders enttäuschend war, dass sie nicht mal in ihrem Heimatstaat gegen Trump gewann. Nach ihrem bis dahin einzigem Vorwahlsieg am Sonntag im liberalen Hauptstadtdistrikt Washington hatte sie sich neuen Schwung für ihre Kampagne am Super Tuesday erhofft. Doch lediglich im kleinen Neuenglandstaat Vermont gewann sie das Duell gegen den Ex-Präsidenten. Trump fuhr einen Sieg nach dem anderen ein. Selbst im Bundesstaat Virginia, in dem viele Menschen leben, die im demokratisch geprägten Washington arbeiten, war es nicht einmal knapp. In Texas und Kalifornien, wo es die meisten Punkte zu holen gab, gewann Trump ebenfalls mit Leichtigkeit.

USA
:Haley gewinnt erstmals bei Vorwahl gegen Trump

Bei den US-Präsidentschaftsvorwahlen der Republikaner fährt die Ex-Gouverneurin und frühere UN-Botschafterin in Washington ihren ersten Sieg im Duell ein. An der Dominanz Trumps ändert das aber nichts.

Haley hat laut Nachwahlbefragungen US-weit besonders bei Menschen mit höherem Bildungsabschluss und bei moderateren Republikanern gut abgeschnitten. Viele Haley-Anhänger votierten hauptsächlich für sie, um gegen Trump zu stimmen. Diese Haley-Unterstützer könnten Trump bei der Präsidentenwahl gefährlich werden, wenn sie am Ende für einen unabhängigen dritten Kandidaten oder gar für Biden stimmen sollten.

Mitte Juli dürfte Trump beim Nominierungsparteitag der Republikaner als Kandidat gekürt werden - sofern er nicht überraschend aus anderen Gründen ausscheiden sollte. Trump ist mitten im Wahljahr mit vier Strafverfahren konfrontiert. Ob es in einem davon bis zum Wahltermin ein rechtskräftiges Urteil geben könnte, ist allerdings fraglich. Und selbst eine Verurteilung würde Trump nicht per se daran hindern, zur Wahl anzutreten.

Sollte Trump am Ende doch noch über eines der Strafverfahren stolpern und als Präsidentschaftskandidat ausfallen, könnte Haley theoretisch als Plan B ihrer Partei zurückkehren. Ihre Wahlkampagne ist - wie auch bei anderen Präsidentschaftsbewerbern, die das Rennen verlassen haben - technisch gesehen nur ausgesetzt und ließe sich im Zweifel wiederbeleben.

© SZ/dpa/gut/kast - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusMeinungUS-Wahlkampf
:Trump ist nicht so stark, wie er sich gibt

Der ehemalige Präsident verschafft sich einen entscheidenden Vorsprung für die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner. Seine größte Schwäche aber bleibt er selbst.

Kommentar von Fabian Fellmann

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: