Super Tuesday:Fünf Lehren aus dem Super Tuesday

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Wichtige Vorentscheidung, hier in Kalifornien: Eine Frau zeigt auf einen 'I Voted'-Sticker. (Foto: Frederic J. Brown/AFP)

Ab jetzt ist es ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten. Joe Biden ist zurück. Sanders ist stark, aber nicht stark genug. Das kann für die Demokraten noch zu einem großen Problem werden.

Von Thorsten Denkler, New York

1. Joe Biden ist zurück, jetzt wirklich.

Es ging an diesem Super Tuesday nicht in allerster Linie darum, die Vorwahlen in einzelnen Bundestaaten zu gewinnen - am Ende zählt nur die Zahl der Delegiertenstimmen. Aber das war dann doch beeindruckend. Bundestaat um Bundesstaat gewinnt Biden: Virginia, North Carolina, Alabama, Arkansas, Minnesota, Oklahoma, Tennessee. Sogar Texas, wo Sanders bis zuletzt die Umfragen anführte. Und dann auch noch Massachusetts, die Heimat von Senatorin Elizabeth Warren. Es galt als ausgemacht, dass dort entweder sie oder Sanders ganz oben auf dem Treppchen stehen würden. Aber Biden? Der hat dort nicht einmal Wahlkampf gemacht, weil er kein Geld verschwenden wollte.

Noch vor einer Woche stand die Kampagnge von Joe Biden kurz vor dem politischen und finanziellen Tod. Zwei katastrophale Niederlagen in Folge, dann ein wirklich schlechter zweiter Platz in Nevada. Biden wirkte wie aus der Zeit gefallen. Ein Kandidat, der versuchte, die Vergangenheit als Zukunftskonzept zu verkaufen. Dann South Carolina am Samstag - ein Erdrutschsieg. Und fast noch wichtiger: Drei moderate Kandidaten stiegen danach aus, Tom Steyer, Pete Buttigieg und Amy Klobuchar. Die beiden letzteren unterstützen jetzt Biden. Das alles war genug Schub, um die demokratischen Wähler ins Grübeln zu bringen. Sie wollen einen Kandidaten, der Trump schlagen kann, nicht mehr nicht weniger. Und Biden scheinen sie dafür nun wieder für sehr geeignet zu halten. Er hat die große Zahl der über-65-Jährigen hinter sich. Und eine große Mehrheit der schwarzen Bevölkerung. Darauf lässt sich bauen.

Doch der Weg bis zur Nominierung wird noch weit sein. Biden hat einen Lauf - aber der dauert erst vier Tagen. Die vergangenen Tage haben gezeigt: die Stimmung kann sich schnell drehen.

2. Für Sanders hätte es deutlich besser laufen müssen.

Der überwältigende Sieg von Biden in South Carolina hat die Kampagnen-Planung von Sanders gehörig durcheinandergebracht. Er wollte nach diesem Super Tuesday den anderen Bewerbern davongelaufen sein, mit einem gehörigen Abstand zwischen sich und dem Rest des Feldes. Das ist ihm offenbar misslungen. Er hat Texas verloren. Der Bundesstaat stand auf seiner Wunsch-Trophäenliste ganz weit oben.

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Jetzt ist Biden dort der Sieger. Was auch daran liegt, dass das Feld innerhalb eines Tages von heillos zersplittert auf überschaubar zusammengeschrumpft ist. Was vor allem dem moderaten Lager um Joe Biden nützt. Jetzt stehen sich nur noch die progressiven Bewerber Sanders und Elizabeth Warren sowie die beiden moderaten Biden und der Multimilliardär Michael Bloomberg gegenüber.

Doch Bernie Sanders ist damit noch nicht am Ende. Er hat in Utah gewonnen, in Vermont und Colorado. Die Jungen stehen hinter ihm und die Latinos. Vielleicht gewinnt er noch Texas. Und im größten US-Bundesstaat Kalifornien liegt Hauptkonkurrent Biden deutlich zurück.

Aber Sanders braucht große Siege, denn er muss sich - anders als Biden - auch gegen die Parteiführung durchsetzen. Und dafür braucht er auf dem Parteitag im Juli eine klare Mehrheit. Die Dynamik spricht im Moment nicht dafür, dass er diese so problemlos bekommt, wie er es sich noch vor einer Woche vielleicht ausgemalt hat.

3. Die Entscheidung fällt womöglich erst im Juli.

Um die Nominierung auf Anhieb zu gewinnen, muss ein Kandidat 1991 Delegiertenstimmen im Gepäck haben, bevor er Mitte Juli zum Parteitag der Demokraten in Milwaukee, Wisconsin, aufbricht. Wenn der Super Tuesday so ausgeht, wie er angefangen hat, dann steigen die Chancen, das keiner der Kandidaten diese Zahl an Stimmen zusammenbekommt. Der Großteil der Delegiertenstimmen ist im Moment noch nicht vergeben. Schon Ende März aber werden 60 Prozent festgelegt sein.

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Kein anderer Wahltag aber repräsentiert die demokratische Wählerschaft in den USA so gut wie dieser Super Tuesday. Und diese Wählerschaft hat jetzt ein klares Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Sanders und Biden hervorgebracht. Im Moment ist nicht abzusehen, was sich daran in den kommenden Wochen noch ändern soll - selbst wenn jetzt bald Elizabeth Warren und Michael Bloomberg aussteigen. Diese beide haben sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen um Platz drei geliefert an diesem Dienstag. Unwahrscheinlich, dass Warren-Unterstützer in großen Zahlen zu Biden überlaufen, oder Bloomberg-Anhänger zu Sanders. Ihre Anhänger dürften größtenteils in ihren politischen Lagern verharren.

Wenn weder Biden noch Sanders mit der nötigen Stimmzahl in Milwaukee erscheinen, dann werden dort in einem zweiten Wahlgang die Superdelegierten - vor allem Amtsträger und Parteifunktionäre - mitwählen. Und die scheinen Sanders gegenüber mehrheitlich eher abgeneigt zu sein. Am Ende könnte Sanders nach den Vorwahlen vor Biden liegen. Aber Biden mit Hilfe der Superdelegierten trotzdem die Nominierung gewinnen. Das würde die Partei vor eine Zerreißprobe stellen.

4. Momentum schlägt Geld.

Michal Bloomberg hat offenbar tatsächlich geglaubt, er könnte sich diese Wahl kaufen. Er hat erst im November seine Kandidatur bekannt geben, dann die ersten Vorwahlen übersprungen. Und wollte an diesem Super Tuesday alle hinter sich lassen. Bald 500 Millionen Dollar hat er bisher eingesetzt. Weit mehr, als Barack Obama für seine gesamte Wiederwahlkampagne 2012 ausgegeben hat. In den Umfragen stieg Bloomberg schnell in den zweistelligen Bereich. Und was bleibt übrig? Eine riesige Pleite. Er hat an diesem Super Tuesday ein paar Delegiertenstimmen gewonnen. Aber nicht mal im Ansatz genug, um noch ernsthaft mit Biden und Sanders mithalten zu können.

Es war übrigens eine Frau, die ihn ausgeknockt hat: Elizabeth Warren. In zwei TV-Debatten hat die Senatorin ihn sich vorgenommen. Sie hat seinen Sexismus offengelegt, seine rassistischen Polizeitaktiken, die er als Bürgermeister von New York etabliert hat. Und nicht zuletzt die Tatsache, dass er bis vor kurzem noch promiente Republikaner in Wahlkämpfen unterstützt hat. "Diesem Mann ist nicht zu trauen", hat Warren gesagt. Die demokratischen Wähler scheinen es ähnlich zu sehen.

5. Der Abend hätte für Trump nicht besser sein können.

Der Wahlabend hat erneut gezeigt, dass die Demokraten sich in einem tiefen Richtungsstreit befinden - und dass dabei zwei ähnlich starke Lager aufeinandertreffen. Darin liegt die große Gefahr: Am Ende könnte die Partei zerstritten in die Präsidentschaftswahl gehen, uneins über den Weg, uneins über den Kandidaten. Trump könnte sich kaum einen leichteren Gegner wünschen. Ob die Demokratern eine echte Chance gegen Trump haben, wird am Ende wohl ebenso sehr vom Verlierer der Vorwahlen abhängen, wie von dem Präsidentschaftskandidaten selbst. Denn der Verlierer wird einen entscheidenden Anteil dazu beitragen müssen, die Partei vor der eigentlichen Wahlschlacht zu einen.

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