SPD-Niederlage in Schleswig-Holstein:SPD-Politiker glauben weiter an Sieg von Martin Schulz

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  • Nach der Wahlniederlage in Schleswig-Holstein gibt sich die SPD kämpferisch.
  • Die SPD sei "gestern gefallen" und werde "morgen wieder aufstehen", sagt Wahlverlierer Albig in Berlin
  • Doch nur Generalsekretärin Barley sagt deutlich, woran der Einbruch ihrer Ansicht nach lag: an einem fatalen Interview Albigs.

Der bisherige Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, Torsten Albig, hat die Sozialdemokraten trotz seiner Wahlschlappe vom Sonntag zu Zuversicht aufgerufen. Die SPD sei "gestern gefallen" und werde "morgen wieder aufstehen", sagte Albig in Berlin bei einem gemeinsamen Termin mit Kanzlerkandidat Martin Schulz. Die Partei werde sich "vom Staub des Hinfallens befreien", sagte Albig. "Der Kampf geht weiter."

Schulz räumte ein, dass die SPD einen Dämpfer erfahren habe. "Wir sind auch heute Morgen nicht fröhlich, das kann man nicht sagen, und es hat auch keinen Zweck, so zu tun." Die SPD sei in einer "schwierigen Lage", werde aber weiter kämpfen. Er verwies darauf, dass gerade bei den Sozialdemokraten bei Niederlagen das Prinzip der Solidarität gelte.

Andere führende Sozialdemokraten zeigten sich vor allem bestrebt zu betonen, dass die Niederlage in Kiel nichts mit der im September anstehenden Bundestagswahl und ihrem Spitzenkandidaten Schulz zu tun habe. Nach zwölf Jahren an der Spitze der Regierung seien CDU und CSU ausgelaugt, sagte Außenminister Sigmar Gabriel der Passauer Neuen Presse. "Die Union ruht sich viel zu sehr auf Erfolgen von gestern aus." Schulz werde Kanzler, weil er unverbraucht und kraftvoll sei, sagte der frühere SPD-Vorsitzende.

Auch Kanzlerin wollte bei der Pressekonferenz mit Wahlsieger Daniel Günther (CDU) keine voreiligen Schlüsse für die anstehende Bundestagswahl ziehen: "Landtagswahl ist Landtagswahl, und Bundestagswahl ist Bundestagswahl." Gleichzeitig aber betonte Günther immer wieder, wie sehr der "Rückhalt aus Berlin" geholfen habe. "Natürlich hat es auch einen Merkel-Effekt in Schlewsig-Holstein gegeben. Angela Merkel hat eine Woche lang Wahlkampf mit uns gemacht und gute Laune verbreitet. Das ist ein Gemeinschaftserfolg."

Stegner: "Ich bin sicher, wir sind auf Augenhöhe mit der Union"

Bei der Landtagswahl am Sonntag hatte die SPD von Ministerpräsident Torsten Albig ihr zweitschlechtestes Ergebnis in dem nördlichsten Bundesland erzielt. Nach dem vorläufigen Endergebnis wurde die CDU unter ihrem Spitzenkandidaten Daniel Günther mit 32,0 Prozent mit Abstand stärkste Partei vor der SPD, die auf 27,2 Prozent absackte.

"Ich bin sicher, wir sind auf Augenhöhe mit der Union", sagte SPD-Vize Ralf Stegner im ZDF-"Morgenmagazin" mit Blick auf die Bundestagswahl. Es sei nicht ausgemacht, wer diese Wahl gewinne. Der SPD-Landeschef von Schleswig-Holstein zeigte sich auch von einem Erfolg seiner Partei bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen am kommenden Sonntag überzeugt. "Ich bin ziemlich sicher, dass die Sache anders ausgeht." Die Düsseldorfer SPD-Regierungschefin Hannelore Kraft sei eine "hervorragende Ministerpräsidentin".

Stegner betonte, dass die SPD-Wahlkämpfer im Norden vom neuen Bundesvorsitzenden Schulz profitiert hätten: "Martin Schulz hat uns schon deutlich geholfen." Auch an mangelndem Einsatz im Wahlkampf oder den falschen Inhalten habe die Niederlage nicht gelegen. Vielmehr habe die SPD "einen Bruch" in den letzten 14 Tagen vor der Wahl gehabt. Zurückhaltend äußerte er sich zur politischen Zukunft des Wahlverliers Torsten Albig: "Das müssen wir in Ruhe analysieren. Da werden jetzt nicht öffentlich Noten verteilt an einzelne Beteiligte", sagte Stegner im Bayerischen Rundfunk.

Barley spricht von Albigs Interview

Deutlicher wurde da SPD-Generalsekretärin Katarina Barley. Die Zustimmung zur Bundespolitik der SPD liege ungebrochen bei etwa 30 Prozent, während sie für die Landespolitik in den vergangenen zwei, drei Wochen drastisch abgenommen habe, sagte sie im NDR. "Ich kann mir das nur so erklären, dass es in den letzten zwei, drei Wochen gar nicht mehr so sehr um politische, um Gerechtigkeitsthemen ging, sondern eher um Dinge wie das Privatleben des Ministerpräsidenten. So sehen wir auch, dass offensichtlich vor allem Frauen weniger die SPD gewählt haben."

Barley spielte damit auf ein umstrittenes Interview von Regierungschef Albig an. In der Bunten hatte dieser Stellung zur Trennung von seiner langjährigen Ehefrau bezogen. Dabei hatte er sie als "in der Rolle als Mutter und Managerin unseres Haushaltes" gefangene Frau beschrieben, mit der ein Austausch "auf Augenhöhe" kaum mehr möglich gewesen sei. Das hatte Diskussionen über das Frauenbild Albigs ausgelöst.

© SZ.de/AFP/dpa/Reuters - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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