CSU-Chef Markus Söder sieht für sich und die CSU derzeit keine Chance auf eine Kanzlerkandidatur in drei Jahren. Im ARD-Sommerinterview verwies er am Sonntag zum einen auf die starke Rolle von Friedrich Merz - und ließ mit zwei Personalideen aufhorchen. Er und Merz arbeiteten "klasse zusammen", und Merz mache eine sehr gute Arbeit als Oppositionsführer, betonte Söder. Seine Aufgabe sei es jetzt, in Bayern ordentlich zu arbeiten, sagte der Ministerpräsident. 2023 sind Landtagswahlen.
Der Blick in die Geschichte zeige zudem, dass es noch nie für einen Bayern ins Kanzleramt gereicht habe - und normalerweise hätten in der Vergangenheit immer alle nur eine Chance gehabt. "Da gibt es so viele andere. Ich weiß, dass Daniel Günther sich das sicher überlegt, Hendrik Wüst und viele andere", sagte Söder über die Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen. "Da gibt es so tolle Leute - die CSU kommt da sowieso nicht mehr infrage."
Vor der Bundestagswahl im vergangenen Jahr war Söder lange als aussichtsreicher Kanzlerkandidat von CDU und CSU gehandelt worden. Nach längeren internen Querelen musste sich der CSU-Vorsitzende schließlich dem damaligen CDU-Chef und NRW-Ministerpräsidenten Armin Laschet geschlagen geben - der dann das Rennen ums Kanzleramt verlor. Dass Söder keine weiteren Ambitionen auf die Kanzlerkandidatur hat, ist nicht neu. "Ich habe einmal ein Angebot gemacht, ein zweites Mal bringt überhaupt nix", hatte er etwa bereits im vergangenen Sommer gesagt. Bisher hatte er aber nicht auf andere CDU-Politiker, wie nun Günther und Wüst, hingewiesen.
CDU-Generalsekretär Mario Czaja sagte am Montag nach den Gremiensitzungen der CDU-Parteispitze im Berliner Konrad-Adenauer-Haus: "Die Frage der Kanzlerkandidatur stellen wir zur richtigen Zeit. Das ist momentan nicht der Fall." Die Dinge, die Markus Söder "für sich als persönliche Einschätzung" entschieden habe, nehme man zur Kenntnis. "Wir arbeiten freundschaftlich zusammen", sagte Czaja über das Verhältnis von CDU und CSU. Man sei im engen Austausch über die Themen, die das Land im Moment bewegten. Die Kanzlerkandidatur der Union sei am Montag in den Sitzungen der Präsidiums und des Bundesvorstands kein Gegenstand der Beratungen gewesen.