Wenn es stimmt, dass jeder Sturm immer auch eine Parabel ist, eine Lehre fürs Leben, dann wüsste er ganz gerne, was er denn bitte hätte lernen sollen, in der Nacht, in der er fast ersoffen wäre. Im Suezkanal. Auf diesem Schiff. Im März 2020. Er weiß noch, wie der Himmel anfing zu toben, wie sich die Wellen übers Schiff warfen, wie alles bebte und er durch den Gang wankte, links, rechts, rauf zur Kommandobrücke, der Radar funktionierte nicht, der Bordcomputer funktionierte nicht, der Motor funktionierte nicht. Was hätte er da lernen sollen? Wie der Untergang aussieht? Der Sturm zog das Schiff mit sich, weil der Anker nicht hielt, er stand auf der Brücke, starrte auf den Horizont, sah die Ölplattform, auf die sein Schiff zutanzte, er zählte die Meter bis zur Kollision, 60 Meter, 50 Meter, dann die Wellen, die ihn vorbeischoben, ganz knapp, hierhin, dahin, immer weiter.
Schifffahrt:Der letzte Mann an Bord
Lesezeit: 13 min
Fast vier Jahre lang saß Mohammad Aisha auf einem Frachter im Suezkanal fest, weil der Besitzer des Schiffs eine Rechnung nicht bezahlt hat. Eine Geschichte über Einsamkeit und moderne Sklaverei.
Von Elisa Schwarz
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