Nach Hackerangriff:Deutschland ruft Botschafter aus Moskau zurück

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Alexander Graf Lambsdorff bei einem Pressestatement in Berlin 2022. (Foto: Michael Kappeler/DPA)

Russland soll hinter Hackerangriffen gegen die SPD und Unternehmen stehen. Nun wurde Botschafter Lambsdorff aus Protest vorübergehend nach Berlin zurückbeordert.

Von Paul-Anton Krüger, Berlin

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hat den deutschen Botschafter in Moskau, Alexander Graf Lambsdorff, zu Konsultationen nach Berlin zurückbeordert. Das gab eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes am Montag in Berlin bekannt. Bereits am Freitag war der Geschäftsträger der russischen Botschaft in Berlin ins Auswärtige Amt einbestellt worden, um ihm den scharfen Protest der Bundesregierung gegen eine Hackerattacke Russlands auf Ziele in Deutschland mitzuteilen.

Die Bundesregierung lastet den Angriff gegen die SPD und eine Reihe von Unternehmen der Hackergruppe APT28 des russischen Militärgeheimdienstes GRU an. Die Hacker sollen sich von Ende des Jahres 2022 an Zugang zu E-Mail-Konten in der Parteizentrale der Sozialdemokraten verschafft haben. Zudem standen nach Erkenntnissen der deutschen Nachrichtendienste Unternehmen aus den Bereichen Logistik, Rüstung, Luft- und Raumfahrt, IT-Dienstleistungen sowie Energieversorger, Stiftungen und Verbände im Fokus der Angreifer. Ziel der groß angelegten Cyberspionage war es, Informationen über die Unterstützung der Ukraine durch westliche Staaten zu erlangen.

Deutlicher Ausdruck des Missfallens

Der Sprecherin des Auswärtigen Amtes zufolge handelt es sich um ein "übliches Verfahren" in solchen Fällen. Die Bundesregierung nehme das Ereignis "sehr ernst als Verhalten gegen unsere freiheitliche Demokratie und auch Institutionen, die sie tragen". Tatsächlich kommt es in der diplomatischen Praxis Deutschlands selten vor, dass Botschafter zu Beratungen in die Heimat beordert werden. Dies gilt als deutlicher Ausdruck des Missfallens über Ereignisse im bilateralen Verhältnis und kann ein erster Schritt sein, die diplomatischen Beziehungen herunterzustufen. Die Sprecherin teilte aber mit, Lambsdorff solle nach einer Woche nach Russland zurückkehren.

Die Bundesregierung hatte nach Auswertung der technischen Analysen des Bundesamts für Verfassungsschutz, des Bundesnachrichtendienstes und des Militärischen Abschirmdienstes Russland öffentlich für die Attacke verantwortlich gemacht. Das Auswärtige Amt hat die Federführung in diesem sogenannten nationalen Attribuierungsverfahren, in dem sich die Bundesregierung auch über mögliche Reaktionen abstimmt.

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