Der CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter hat die Genehmigung von Rüstungsexporten in Milliardenhöhe kurz vor dem Regierungswechsel verteidigt. "Das Handeln der geschäftsführenden Bundesregierung geschah innerhalb des gültigen Rechtsrahmens. Deshalb sind die kritischen Stimmen von Grünen und Linken nichts anderes als Krokodilstränen", sagte der Bundestagsabgeordnete der Deutschen Presse-Agentur.
Zuvor war bekannt geworden, dass die frühere Bundesregierung von Union und SPD in den letzten Tagen ihrer Amtszeit Rüstungsexporte für fast fünf Milliarden Euro genehmigt hat. Damit steigt der Gesamtumfang der Exporterlaubnisse im laufenden Jahr auf mehr als neun Milliarden Euro - ein Rekordwert. Die Nummer eins unter den Empfängerländern ist mit großem Abstand Ägypten, das wegen Menschenrechtsverletzungen und seiner Verwicklung in die Konflikte im Jemen und in Libyen in der Kritik steht. Die Regierung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihrem damaligen Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) genehmigte kurz vor der Amtsübergabe am 8. Dezember den Verkauf von drei Kriegsschiffen und 16 Luftabwehrsystemen in das nordafrikanische Land.
"In deutschem Interesse"
Die neue Bundesregierung von SPD, Grünen und FDP plant nun eine Reform der Rüstungsexportkontrolle, um die Waffenlieferungen in solche sogenannten Drittstaaten außerhalb von EU und Nato einzudämmen. Kiesewetter forderte, dabei die sicherheitspolitischen Interessen Deutschlands zu berücksichtigen. "Es ist in deutschem Interesse, wenn sich die Länder im Nahen Osten weiterhin in ihrer Rüstungspolitik durch EU-Staaten ausstatten lassen. Es kann nicht in unserem Interesse sein, wenn diese Staaten sich künftig in China oder Russland versorgen", sagte er. "Dann haben wir keinen weiteren politischen Einfluss mehr in der Region."
Kurz zuvor hatte die grüne Außenministerin Annalena Baerbock auf schärfere Regeln für solche Ausfuhren gepocht. "Wir haben als Koalition deutlich gemacht, dass wir die Rüstungsexportpolitik der vergangenen Jahre auf den Prüfstand stellen", sagte die Grünen-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur. "Deswegen arbeiten wir an einem Rüstungsexportkontrollgesetz, das deutlicher macht, nach welchen Kriterien Rüstungsexporte genehmigt werden."
Zuständig für das Thema ist derzeit das Wirtschaftsministerium unter dem Grünen-Vizekanzler Robert Habeck. Es gibt aber seit Jahren eine Debatte darüber, ob das Thema nicht besser im Außenministerium aufgehoben wäre. Baerbock positionierte sich nicht klar zu dieser Frage. Sie wies aber darauf hin, dass Rüstungsexporte nicht rein wirtschaftlich betrachtet werden könnten. "Es ist auch eine Frage der Außenpolitik, von Menschenrechten, von internationalen Beziehungen." Die Außenministerin will sich auch auf europäischer Ebene auf eine gemeinsame Rüstungsexportkontrolle einsetzen. Das sei aber "ein dickes Brett", räumte Baerbock ein. Länder wie Frankreich sind bei der Genehmigung von Rüstungsexporten bei weitem nicht so streng wie Deutschland.