Im Falle der rechtsextremen Terrorserie geht die Polizei einer neuen Spur nach, die nach Nürnberg führt. In der fränkischen Stadt hatten die mutmaßlichen Mörder zwischen 2000 und 2005 drei Türken erschossen. Jetzt werfen Indizien die Frage nach einem Helfer des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) auf, der vor kurzem in Nürnberg ein Päckchen ablieferte. Der Inhalt war brisant.
Polizisten sichern am 9. Juni 2005 Spuren am Imbiss von İsmail Yaşar in Nürnberg. Er wurde mutmaßlich von der Gruppe Nationalsozialistischer Untergrund erschossen. Nun wurde bei einer Nürnberger Zeitung eine der Bekenner-DVDs eingeworfen - und zwar nicht von einem Postboten.
(Foto: dpa)Die Politik-Redaktion der Nürnberger Nachrichten erhielt eine der Bekenner-DVDs des Zwickauer Trios - in einem Umschlag ohne Briefmarken und ohne Poststempel. Ein Unbekannter muss ihn also in einen Briefkasten des Hauses geworfen haben, und zwar am Donnerstag vergangener Woche oder früher. Die anderen bisher bekannten Adressaten hatten den 15-minütigen Film per Post erhalten, in dem die Täter sich ihrer Verbrechen rühmen und ihre Opfer verhöhnen.
Als die Journalisten die Bundesanwaltschaft informierten, dass diese DVD wohl persönlich zugestellt wurde, hätten die Ermittler "aufgemerkt", erfuhr sueddeutsche.de aus der Redaktion. Sie gingen bisher offenbar davon aus, dass die mutmaßliche Terroristin Beate Z. die DVDs nur per Post versandt hatte, an zwei Büros der Linken in Sachsen und Sachsen-Anhalt sowie den MDR. Der Spiegel kaufte ein Exemplar einem Bericht des NDR zufolge vom Antifaschistischen Pressearchiv in Berlin. Ob es sich dabei um eine Kopie handelt oder ein von den Terroristen selbst erstelltes Exemplar, ist bisher unklar.
Die DVD haben die Journalisten der Nürnberger Polizei übergeben. Die Behörde bestätigte sueddeutsche.de den Erhalt, will aber keinerlei Auskünfte über die Untersuchung geben und verweist auf den Generalbundesanwalt in Karlsruhe. Dort erklärte ein Sprecher auf Anfrage von sueddeutsche.de, dass nach derzeitigem Kenntnisstand insgesamt sieben DVDs an verschiedene Stellen versandt wurden.
Das Nürnberger Päckchen deutet daraufhin, dass Z. während ihrer Tage auf der Flucht einem Helfer die DVD übergab oder sie ihm per Post schickte. Derjenige warf sie dann bei der Zeitung ein. Unklar ist, ob diese Person auch wusste, was für brisantes Material sie transportierte. Dass Z. selbst von Thüringen nach Nürnberg fuhr, ist unwahrscheinlich. Am Dienstag vergangener Woche stellte sie sich auf einer Polizeiwache in Jena.
Nachdem ihre mutmaßlichen Komplizen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt sich selbst in einem Wohnmobil getötet hatten, war Z. für einige Tage untergetaucht. Zuvor hatte sie das Wohnhaus des Trios in Zwickau in die Luft gesprengt - wohl, um Beweise zu vernichten. In der Ruine fanden Ermittler Bekenner-DVDs. Sie sollen an Medien und islamische Kulturzentren adressiert worden sein.