Prantls Blick:Die unheilige Familie

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Die typische Krippe, wie man sie seit Jahrhunderten kennt, hier auf einem Ölgemälde aus dem 16. Jahrhundert des spanischen Malers Juan Correa de Vivar. (Foto: Imago)

Gedanken zum achthundertsten Jubiläum der Weihnachtskrippe. Warum jedes Kind ein Christkind sein soll.

Von Heribert Prantl

Selbst jeder Atheist kann die einschlägigen Requisiten herunterbeten. In der kommenden Woche werden sie aus dem Zeitungspapier des Vorjahres gewickelt: Da ist der Futtertrog mit dem Kind, daneben sind Ochs und Esel, die Hirten, die Schafe und die Engel. Maria und Josef gehören heute selbstverständlich zum Grundbestand, waren aber nicht immer dabei. In den frühen Jahrhunderten interessierte sich das Christentum nämlich weder für einen Vater noch für eine Mutter, sondern allein für das Kind. Statt der Eltern hatte das Kind Ochs und Esel. Die zwei Viecher sind, durch alle Variationen der ost- und westkirchlichen Kunst, das konstanteste ikonografische Element neben dem Kind. Das kommt wohl daher, dass erst Ochs und Esel dessen Liegestatt als Futtertrog kenntlich machen. Sie stehen da anstelle der geflügelten Wesen, die ansonsten die Throne der Mächtigen bewachen; sie markieren die Krippe als einen Offenbarungsort.

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