Österreich:Der Krankl, Rammstein und das Gänsehäufel-Bad

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Hans Krankl trainierte die österreichische Fußball-Nationalmannschaft von 2002 bis 2005. Heute ist er als Fernsehkommentator auch auf den Parkplätzen von Pasching unterwegs. (Foto: imago/sportfotodienst)

Ist da etwa eine latente Österreichfeindlichkeit zu spüren, wie der Leopoldstädter unterstellt? Ein sommerlicher Männergipfel an der Alten Donau.

Von Martin Zips

Kürzlich beklagte sich der Leopoldstädter am Ufer der Alten Donau auf dem Badetuch neben mir, sie sei für ihn einfach nicht mehr auszuhalten, diese Österreichfeindlichkeit. "Welche Österreichfeindlichkeit?", habe ich ihn da gefragt. "Na, merkst du's denn nicht, wie ihr euch ständig über uns lustig macht? Egal, ob in Innsbruck mal der Strom ausfällt, der Nehammer was Wichtiges mit dem Orbán zu besprechen hat oder ihr als Touristen unsere Züge verlassen müsst, weil ihr schon wieder nicht reserviert habt, ständig regt ihr euch auf." "Ich nicht", habe ich geantwortet. "Ich finde Österreich toll." Neben uns erklärte eine Frau gerade ihrer Freundin, dass der Kandidat der Bier-Partei der Beste sei für die österreichische Bundespräsidentenwahl Anfang Oktober. Aber gut, mit diesem Thema wollte ich jetzt nicht auch noch anfangen. Der Leopoldstädter war ja ohnehin schon in Rage. Wenn ich nicht aufpasse, so dachte ich mir, werde ich vielleicht bald aus dem Zug geschmissen. Oder aus dem Gänsehäufel-Bad.

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"Auch diese Berichte, dass der Neusiedler See angeblich austrocknet", hat der Leopoldstädter dann weiter geschimpft. "Das stimmt doch nicht. Der Rhein trocknet aus, ja, das schon. Aber der Neusiedler See doch nicht!" "Ach so", habe ich da gesagt. Aber einfach nur, weil ich nicht wollte, dass sich der Leopoldstädter weiter aufregt. Ich mag ihn ja sehr. "Jetzt habt ihr sogar noch diesem verdienten österreichischen Veranstalter quasi sein Rammstein -Konzert auf der Münchner Theresienwiese abgesagt. Das wäre doch ein Weltereignis geworden!" "Ach, das mit Rammstein ist schon in Ordnung so", habe ich jetzt einfach mal dagegengehalten. "Die sollen ruhig woanders Krach machen. Wie wär's mit dem Ernst-Happel-Stadion?" Aber da ist plötzlich ein reifer, drahtiger Mann an uns vorbeigejoggt. "War das der Jagger?", hat der Leopoldstädter gefragt, weil seitdem er davon gelesen hat, dass Mick Jagger nachts an einer Wiener Würstlbude gesehen wurde, hat er ständig Angst, ihn zu verpassen.

Hans Krankl ist eine echte Ikone in Österreich

"Apropos Sport", habe ich gesagt, "ist euer ehemaliger Fußball-Nationaltrainer schon wieder auf freiem Fuß?" "Geeeeeeh!", hat der Leopoldstädter da gerufen. "Das vom Hans Krankl hast du also auch schon mitbekommen?" "Na klar", hab ich gesagt, "der hat am VIP-Parkplatz vom Paschinger Stadion mit seinem SUV angeblich Polizisten angefahren, und jetzt wird gegen ihn ermittelt." "Das war nur ein leichter Körperkontakt, Deutscher!", hat mir der Leopoldstädter dann erklärt. "Und außerdem: Der Krankl ist nicht nur ein begnadeter Fernsehkommentator, sondern auch eine echte Ikone in Österreich. Auf unseren Krankl lassen wir gar nichts kommen!"

Und dann haben der Leopoldstädter und ich wieder auf die Alte Donau geschaut und uns wirklich über jeden Fisch gefreut, den wir dort gesehen haben. "Jetzt, wo bald der Winter kommt", hat der Leopoldstädter gesagt, "da sollten wir beide aber schon zusammenhalten, findest du nicht?" "Natürlich sollten wir das", habe ich geantwortet. "Ihr gebt uns ein bisschen Gas, und wir schicken euch weniger Lastwagen durch Tirol. Versprochen?" "Versprochen", hat der Leopoldstädter geantwortet. Und dann sind wir im Strandcafé ein Bier trinken gegangen.

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