Festnahme in Botschaft:Mexiko bricht diplomatische Beziehungen zu Ecuador ab

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Die Polizei versucht in die mexikanische Botschaft in Quito einzudringen, nachdem Mexiko Vizepräsident Jorge Glas Asyl gewährt hat. (Foto: Dolores Ochoa/dpa)

Mexiko kündigt an, dem wegen Korruption gesuchten Ex-Vizepräsidenten Ecuadors Asyl zu gewähren. Das will man sich in Quito nicht gefallen lassen - und dringt in die mexikanische Botschaft ein.

In Ecuadors Hauptstadt Quito sind Sicherheitskräfte in die mexikanische Botschaft eingedrungen und haben dort den ehemaligen ecuadorianischen Vizepräsidenten Jorge Glas festgenommen. Das teilten die Regierungen beider lateinamerikanischen Länder am Freitag (Ortszeit) mit. Mexiko breche mit sofortiger Wirkung die diplomatischen Beziehungen zu Ecuador ab und werde den Internationalen Gerichtshof anrufen, erklärte Außenministerin Alicia Bárcena.

"Dies stellt einen eklatanten Verstoß gegen das Völkerrecht und die Souveränität Mexikos dar", schrieb der mexikanische Präsident Andrés Manuel López Obrador auf X. Er habe deshalb die Aussetzung der diplomatischen Beziehungen mit der Regierung Mexikos angeordnet.

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Der wegen Korruption gesuchte Glas hatte sich seit Monaten in der Vertretung Mexikos aufgehalten. Am Freitag hatte das mexikanische Außenministerium mitgeteilt, Glas Asyl gewähren zu wollen. Aus dem Außenministerium des südamerikanischen Ecuador hieß es daraufhin, das verstoße gegen internationale Abkommen. Gegen Glas liege ein Haftbefehl wegen Veruntreuung vor, ihm werde die Ausreise nicht genehmigt.

Glas war in der zweiten Amtsperiode des linken Präsidenten Rafael Correa (2013-2017) - der inzwischen wegen Korruption verurteilt wurde und im Exil in Belgien lebt - sowie zu Beginn der Amtszeit von dessen Nachfolger Lenín Moreno (2017-2021) Vizepräsident von Ecuador. Ende 2017 wurde er für schuldig befunden, Bestechungsgeld angenommen und dafür öffentliche Aufträge an den brasilianischen Konzern Odebrecht vergeben zu haben. Er wurde in mehreren Korruptionsverfahren zu insgesamt acht Jahren Haft verurteilt. Vor zwei Jahren wurde er wegen der schlechten Sicherheitslage in Ecuadors Gefängnissen frühzeitig freigelassen.

Ecuador hatte Mexikos Botschafterin zur unerwünschten Person erklärt

Erst am Donnerstag hatte die ecuadorianische Regierung des konservativen Präsidenten Daniel Noboa die mexikanische Botschafterin zur unerwünschten Person erklärt. Grund war eine Andeutung des linkspopulistischen mexikanischen Präsidenten López Obrador, der Mord am Präsidentschaftskandidaten Fernando Villavicencio vergangenen August in Ecuador habe zu Noboas Wahlsieg im Oktober beigetragen.

Die Aussagen von López Obrador seien "sehr unglücklich", hieß es in einer Mitteilung des ecuadorianischen Außenministeriums. Ecuador trauere immer noch und kämpfe gegen die internationale organisierte Kriminalität, die den Staat herausfordere. Die allgegenwärtige Bandengewalt ist nur eines der Probleme, mit dem das Land konfrontiert ist. Villavicencio war elf Tage vor der ersten Runde der Präsidentenwahl in Ecuador erschossen worden. Die Stichwahl im Oktober gewann dann der Bananen-Unternehmer Noboa.

Anlass für die Aussagen López Obradors war die politisch motivierte Gewalt, die auch in Mexiko grassiert. Vor den Präsidenten-, Parlaments- und Regionalwahlen am 2. Juni sind in dem Land bereits 15 Kandidaten getötet worden. Der mexikanische Präsident darf laut Verfassung nicht zur Wiederwahl antreten.

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