Mecklenburg-Vorpommern:Es reicht dicke für Manuela Schwesig

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Manuela Schwesig (SPD) nimmt nach ihrer Wiederwahl am Montag Gratulationen entgegen. (Foto: Jens Büttner/dpa)

Mit zwei Stimmen weniger, aber trotzdem viel Harmonie wird Manuela Schwesig erneut zur Ministerpräsidentin gewählt.

Von Peter Burghardt, Hamburg

Manuela Schwesig ist dann doch gerührt, als sie es endgültig geschafft hat, die Wiederwahl zur Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern. Obwohl es bei der Abstimmung am Montag im Schweriner Schloss, dem schönen Gebäude des Landesparlaments, nur noch um eine Formalie geht. Der klare Sieg der Amtsinhaberin bei der Landtagswahl ereignete sich bereits vor sieben Wochen, und ihre neue Regierung von SPD und Linken belegt 43 der 79 Sitze.

Zwei Stimmen fehlen sogar, als das Ergebnis verkündet wird, es reicht trotzdem. 41 Abgeordnete stimmen für die Sozialdemokratin, 35 gegen sie, drei enthalten sich. Wer sind die beiden Abweichler? Man weiß es nicht. Das Bündnis und dessen Anführerin gefällt jedenfalls fast allen Mandatsträgern von SPD und Linken, außer zwei unentschiedenen Zweiflern.

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Sonst verläuft diese Wende von Rot-Schwarz zu Rot-Rot verblüffend harmonisch, und die Regierungschefin ist populär wie nie. Vielleicht geht Schwesig diese Erfolgsgeschichte durch den Kopf, als ihr von den Gratulanten die Blumensträuße gereicht werden, eine halbe Gärtnerei. In Deutschlands Nordosten hat sie seit ihrer Rückkehr vor vier Jahren ja auch weniger erfreuliche Momente erlebt.

Den Posten übernahm die vormalige Bundesfamilienministerin Schwesig 2017, weil Vorgänger Erwin Sellering an Krebs erkrankt war und zurücktrat. 2019 machte sie ihre eigene Tumorerkrankung öffentlich und verzichtete wegen der Therapie auf ihre Bundesämter in der SPD, deren kommissarische Co-Vorsitzende sie war und deren Vorsitzende sie sein könnte. 2020 gab sie ihre Genesung bekannt, zwischenzeitlich hatte obendrein die Pandemie begonnen. Am 26. September gewann Manuela Schwesigs SPD schließlich mit einem Ergebnis, das am Samstag beim Parteitag in weißer Schrift auf eine rote Torte gemalt war: 39,6 Prozent.

Vier Frauen und vier Männer im Kabinett

Die Sondierungen mit der CDU mündeten in die Trennung, das Ende von fünfzehn Jahren großer Koalition, was auch mit dem Durcheinander der Union zu tun hat. Stattdessen verständigte sich die SPD binnen drei Wochen mit den Linken, mit deren Version PDS hatte sie schon früher mal regiert. Der Koalitionsvertrag wurde von beiden Parteien mit einer einzigen Gegenstimme (SPD) oder Enthaltung (Linke) abgesegnet, die rasche Einigung lag nicht zuletzt an zwei Frauen: Manuela Schwesig und Simone Oldenburg, ihrer Stellvertreterin.

Die beiden verstehen sich. Manuela Schwesig, 47, zwei Kinder, einst Finanzbeamtin; Simone Oldenburg, 52, ein Kind, vormals Schulleiterin. Beide kümmern sich schon lange um Themen wie Familienpolitik. Sie wollen das weitläufige, dünn besiedelte Bundesland sozialer und ökologischer machen und gleichzeitig die Wirtschaft stärken. Unter anderem soll es mit Windenergie und Wasserstofftechnologie vorangehen. 1000 Lehrerstellen will das Bündnis besetzen, Rufbusse in Dörfer schicken, das Wahlalter auf 16 Jahre senken, den Internationalen Frauentag am 8. März zum Feiertag machen.

Da sind ein paar Probleme zu lösen, darunter Werftenkrise, löchrige Digitalisierung, rechte Tendenzen bis hinein in den Verfassungsschutz, dazu immer noch Corona. Innenminister wird nicht Dietmar Bartsch von den Linken, wie es gerüchteweise hieß, sondern Christian Pegel von der SPD. Reinhard Meyer, ebenfalls SPD, bekommt ein Großministerium für Wirtschaft, Arbeit, Tourismus, Infrastruktur, Verkehr, Energie, Landesentwicklung und Handwerk. Vier Frauen und vier Männer beruft Manuela Schwesig ins Kabinett, zwei Ministerinnen von den Linken. Fünf der sechs SPD-Vertreter saßen schon im Team mit der CDU, darunter Till Backhaus, Landwirtschaftsminister seit 1998.

Am frühen Mittag leistet die Landesmutter Schwesig ihren Amtseid, "so wahr mir Gott helfe", auf der Tribüne sitzen Tochter, Sohn und Mann. Dann darf sie im blauen Kostüm wieder auf der Regierungsbank Platz nehmen.

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