Jena:Jena benennt Platz nach NSU-Mordopfer Enver Şimşek

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Das Ortsschild von „Winzerla“ weist auf das gleichnamige Wohngebiet in Jena hin. (Foto: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild)

20 Jahre nach dem ersten bekannten Mord der rechtsextremen Terrorzelle NSU wird in Jena ein Platz nach dem damals Getöteten Enver Şimşek benannt. Der Wunsch...

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Jena (dpa) - 20 Jahre nach dem ersten bekannten Mord der rechtsextremen Terrorzelle NSU wird in Jena ein Platz nach dem damals Getöteten Enver Şimşek benannt. Der Wunsch hierfür sei aus der Bürgerschaft selbst gekommen, sagte Oberbürgermeister Thomas Nitzsche (FDP) der Deutschen Presse-Agentur. Der am 9. September 2000 in Nürnberg erschossene Şimşek stehe dabei stellvertretend für die insgesamt zehn Mordopfer des NSU-Terrors, an die mit einer separaten Tafel an gleicher Stelle ebenfalls erinnert werde. Zur offiziellen Namensgebung für den Platz am kommenden Samstag (19. September) werden auch die beiden Kinder Şimşeks erwartet.

Der bisher namenlose Platz befindet sich im Stadtteil Winzerla, wo das später untergetauchte NSU-Trio aufwuchs und sich in den 1990er Jahren radikalisierte. Der NSU hatte zwischen 2000 und 2007 in Deutschland insgesamt zehn Menschen ermordet - acht türkischstämmige und einen griechischstämmigen Kleinunternehmer sowie eine Polizistin.

Die Benennung des Platzes nach Enver Şimşek sei der Prolog für ein ganzes Gedenkjahr, dass die Stadt für 2021 plane, sagte Nitzsche. „Wir sind keine Täterstadt, aber wir sind die Stadt, aus der die Täter kamen.“ Dies soll mit verschiedenen Veranstaltungen wissenschaftlich und kulturell aufgearbeitet werden. Geplant ist etwa ein Symposium sowie ein Theaterprojekt mit den Städten, in denen die NSU-Terroristen mordeten. „Beim Thema NSU wird meist zuerst über die Täter gesprochen“, erklärte Nitzsche. „Wir wollen den Blick ganz gezielt auf die Perspektive der Opfer lenken.“

Neben Şimşek wurden in Nürnberg auch der Änderungsschneider Abdurrahim Özudogru und der Imbissbetreiber Ismail Yasar Opfer der NSU-Mordserie. Ein Bündnis von Vereinen und Parteien fordert dort unter anderem, die Straßen an den Tatorten nach ihnen zu benennen sowie dort Gedenktafeln oder Mahnmale aufzustellen. Auf diese Weise soll das Gedenken sichtbarer werden. Die Stadtverwaltung ist da allerdings zurückhaltend - eine Sprecherin betonte jüngst, dass bereits in mehreren Formaten dauerhaft der Opfer gedacht werde.

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