Die Zahlen sind eindeutig: In den ersten fünf Monaten seiner Amtszeit hat US-Präsident Donald Trump das öffentliche Image der Vereinigten Staaten im Rest der Welt "erheblich beeinflusst". Einer aktuellen Erhebung des renommierten Pew Research Center zufolge vertrauen lediglich 22 Prozent der Befragten darauf, dass Trump in der Außen- und Sicherheitspolitik die richtigen Entscheidungen treffen werde. 74 Prozent hingegen misstrauen der Urteilsfähigkeit des Republikaners.
Auch wenn sich die Meinungsforscher in ihrer am Dienstag veröffentlichten Studie um eine zurückhaltende Sprache bemühen: Das Ansehen der USA hat fraglos schweren Schaden genommen, seit der 71-jährige Republikaner im Weißen Haus sitzt. Als der Demokrat Barack Obama Anfang 2017 das Weiße Haus verließ, äußerten sich 64 Prozent positiv über dessen Urteilsfähigkeit; nur 23 Prozent misstrauten dem US-Präsidenten. Während unter Obama noch knapp zwei Drittel der Befragten die USA positiv beurteilten, ist dieser Wert fünf Monate später auf 49 Prozent gesunken.
Das parteiunabhängige Pew Research Center ermittelt seit 2002 das globale Ansehen der USA im Rest der Welt und hat 2017 zwischen Mitte Februar und Anfang Mai in 37 Ländern insgesamt 40 447 Menschen befragt. Dramatisch ist der Vertrauensverlust in die einzige Supermacht der Welt nicht nur in der EU, sondern auch unter den direkten Nachbarn. Nur einer von 20 Mexikanern vertraut Präsident Trump, während es unter den Kanadiern immerhin noch jeder Fünfte ist.
Nur Russen und Israelis mögen Trump lieber als Obama
In immerhin zwei der 37 Staaten werden die USA nun positiver beurteilt: Israel und Russland. Laut Pew sorgte die persönliche Fehde mit Israels Premierminister Benjamin Netanjahu sowie die Diskussion um das Nuklearabkommen mit Iran dafür, dass Obamas Popularität in Israel einbrach - Trump wird nun als größerer Fürsprecher wahrgenommen. Zudem kommt er als Person nirgends besser an: 71 Prozent der Israelis finden Trump charismatisch.
Auch in Russland war der Demokrat Obama sehr unpopulär, vor allem wegen der Sanktionen nach der Annexion der Halbinsel Krim, die Teil der Ukraine ist. Viele Russen hoffen nun darauf, dass Trump die bilateralen Beziehungen verbessern werde: Zwei Drittel der Befragten sehen ihn als "starken Führer". In manchen Regionen ist das Ansehen der USA unabhängig von Trump weiterhin sehr positiv, etwa in Vietnam (84 Prozent), den Philippinen (78) oder Südkorea (75).
Weitere wichtige Ergebnisse der Pew-Studie im Überblick
Scharfe Kritik an Mauerbau und Klimapolitik
Die Pew-Mitarbeiter haben auch ermittelt, was der Rest der Welt über Trumps wichtigste politische Vorhaben denkt. Das Urteil ist klar negativ: 76 Prozent lehnen den Bau einer Mauer an der Grenze zu Mexiko ab. Sieben von zehn Befragten kritisieren die US-Regierung dafür, dass sie sich aus globalen Klimaschutzabkommen zurückzieht - und ähnlich viele beklagen den Rückzug aus internationalen Handelsabkommen wie TPP.
62 Prozent missbilligen Trumps Ansinnen, die Einreise in die USA für Bürger aus mehrheitlich muslimischen Staaten zu begrenzen. Ein knappes Drittel unterstützt diesen "Muslim-Bann" jedoch: In Polen, Russland, Israel und Ungarn ist diese Position mehrheitsfähig.
Trumps Charakter wird negativ beschrieben
Ziemlich eindeutig fällt das Urteil über den Menschen Donald Trump aus. Aus einer Liste von positiven und negativen Eigenschaften wählten die Teilnehmer der Studie vor allem jene aus, die wenig schmeichelhaft sind: "arrogant" (75 Prozent), "intolerant" (65) und "gefährlich" (62). 55 Prozent halten den Republikaner für einen "starken Anführer", 39 Prozent finden ihn "charismatisch" und etwas mehr als ein Viertel sieht ihn als "gut qualifiziert für das Präsidentenamt" an. Nur 23 Prozent glauben, dass dem Unternehmer die Belange der "normalen Menschen" wichtig sind.