Führerschein-Prüfungen:Stau vor der ersten Fahrt

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Ein Fahrschulauto in Berlin. Dort wartet man besonders lange auf einen Prüfungstermin. (Foto: Gregor Fischer/picture alliance / Gregor Fische)

Wer den Führerschein machen möchte, braucht immer mehr Geld und neuerdings auch viel Geduld. Die Union sieht die Mobilität in Gefahr und will das ändern.

Von Robert Roßmann, Berlin

So wie es ist, dürfe es keinesfalls bleiben, sagt Florian Müller. "Die Führerschein-Kosten wachsen vielen jungen Menschen über den Kopf." Außerdem gebe es Regionen in Deutschland, in denen man monatelang auf die Prüfung warten müsse. "Das gefährdet die Mobilität - und am Ende auch die gesellschaftliche Teilhabe", findet der CDU-Abgeordnete. Seine Fraktion bringt deshalb an diesem Donnerstag einen Antrag in den Bundestag ein. "Damit Mobilität nicht zum Luxus wird - für einen bezahlbaren Autoführerschein" steht über dem Antrag - er wurde maßgeblich von Müller geschrieben.

Die Kosten für den Führerschein sind in den vergangenen Jahren tatsächlich deutlich gestiegen. Sie unterscheiden sich regional und nach Zahl der nötigen Fahrstunden. Gesamtkosten von mehr als 3500 Euro sind aber laut ADAC keine Seltenheit mehr. Und allein in der Bundeshauptstadt fehlen an die 20 000 Prüfungstermine.

"In Berlin warten sie in der Spitze weit über ein halbes Jahr auf ihren Prüftermin, da brauchen sie Erhaltungsfahrstunden, um weiterhin prüfungsreif zu sein - das ist doch völlig unnötig ausgegebenes Geld", sagt Müller. Um den Engpass bei den praktischen Führerschein-Prüfungen zu beheben, sollen nach dem Willen der Union dafür auch Prüferinnen und Prüfer von Bundeswehr, Bundespolizei und Landespolizeien temporär zugelassen werden. Außerdem soll die Zahl der Prüfer durch eine Änderung der Anforderungen erhöht werden. Bisher ist eine Ingenieurausbildung Voraussetzung - das soll künftig nicht mehr gelten.

Früher hätten Eltern mit ihren Kindern auf dem Parkplatz geübt

Die Unionsfraktion verlangt von der Bundesregierung außerdem, "die rechtliche Grundlage zu schaffen, um den Theorieunterricht in digitaler Form zu ermöglichen". Auch dadurch könne der Führerschein günstiger werden. Vor allem aber möchte die Union erreichen, dass die Schüler nicht mehr so viel teure Fahrstunden benötigen. Der ADAC setzt in seiner Beispielrechnung 55 bis 77 Euro je Fahrstunde à 45 Minuten an. Wer 15 statt 25 Übungsstunden braucht, kann viel Geld sparen.

Früher hätten Eltern oft mit ihren Kindern auf einem Parkplatz geübt, sagt Müller. Und bei ihm zu Hause im Sauerland seien viele schon auf dem Trecker gesessen. Das habe dann in der Fahrschule geholfen. Jetzt setzt die Unionsfraktion auf den ergänzenden Einsatz von Fahrsimulatoren, damit die Prüflinge schneller und billiger mehr Sicherheit am Steuer bekommen.

Und was sagen Praktiker zu all dem? Kurt Bartels ist stellvertretender Vorsitzender der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände. Den Rückstau bei den Fahrprüfungen findet auch er ärgerlich. "In Berlin ist die Lage wirklich extrem, auch in einigen anderen Ballungsräumen staut es sich - ansonsten gibt es aber keine ernsthaften Probleme mehr", sagt Bartels. Dass Fahrprüfer keine Ingenieurausbildung mehr brauchen, "würde helfen", die Lage in den Problemregionen zu entspannen. Auch der Einsatz von Prüfern der Bundeswehr und der Polizei sei "im Prinzip ein guter Vorschlag".

Er "vermute aber, dass die Kapazitäten bei Bundeswehr und Polizei nicht so groß sind, dass das eine große Entlastung wäre", sagt Bartels. Von einer digitalen Theorie-Ausbildung hält er wenig. "Das brächte für die Fahrschüler nur eine Ersparnis von gut 100 Euro." Und von Fahrsimulatoren hält er nichts.

Einig sind sich Fahrlehrer und Union aber in einem: Am meisten können Prüflinge sparen, wenn sie gleich im ersten Versuch bestehen. Doch genau dabei hapert es. Der TÜV hat gerade seine Bilanz für das vergangene Jahr präsentiert: Ihr zufolge hat die Durchfallquote einen neuen Höchststand erreicht.

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