Berlin:Generalstaatsanwaltschaft ermittelt zu Anschlagsversuch auf Synagoge

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Zwei Unbekannte hatten in der Nacht auf Mittwoch Molotowcocktails auf die Synagoge geworfen. (Foto: Soeren Stache/dpa)

Das hat die Behörde am Donnerstag mitgeteilt. Die Synagoge in Berlin-Mitte war in der Nacht zum Mittwoch bei einem versuchten Brandanschlag mit Molotowcocktails beworfen worden.

Nach dem versuchten Brandanschlag auf eine Synagoge in Berlin hat die Generalstaatsanwaltschaft der Hauptstadt die Ermittlungen an sich gezogen. Das teilte die Behörde am Donnerstag mit und begründete dies unter anderem mit dem eskalierenden Charakter des Angriffs. Die Synagoge in der Brunnenstraße in Berlin-Mitte war in der Nacht zum Mittwoch bei einem versuchten Brandanschlag mit Molotowcocktails beworfen worden.

Zwei Vermummte hatten nach Angaben der Polizei gegen 3.45 Uhr zwei mit Flüssigkeit gefüllte, brennende Flaschen in Richtung des Gebäudes mit einer Synagoge und anderen jüdischen Einrichtungen in Berlin-Mitte geworfen. Die bislang unbekannten Täter verfehlten die Einrichtungen jedoch, die beiden Molotowcocktails zerschlugen auf dem Bürgersteig. Das Gebäude wird von Polizisten geschützt: Nach Angaben von Berlins Innensenatorin Iris Spranger kamen die Täter deshalb nicht so nah heran, dass sie hätten treffen können.

Am Mittwochabend fanden sich etwa 50 Menschen zu einer Mahnwache vor der Synagoge ein, um ein Zeichen gegen Antisemitismus zu setzen. Nachbarn hatten die Veranstaltung organisiert. Zahlreiche Politikerinnen und Politiker fanden klare Worte zu dem Vorfall: "Es ist ganz klar, dass wir nicht hinnehmen werden und niemals hinnehmen werden, wenn gegen jüdische Einrichtungen Anschläge verübt werden", sagte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am Mittwoch in Kairo. Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) sagte nach einem Besuch der Synagoge: "Brandanschläge auf Synagogen sind Brandanschläge gegen uns alle."

Der Zentralrat der Juden zeigte sich tief erschüttert und sprach sogar von einem "Terroranschlag". Er sah eine Verbindung zur Eskalation im Nahen Osten: "Aus Worten werden Taten. Die Vernichtungsideologie der Hamas gegen alles Jüdische wirkt auch in Deutschland." Die Jüdische Gemeinde zu Berlin erklärte, die Sicherheitsmaßnahmen hätten wohl Schlimmeres verhindert. "Aber Juden und Jüdinnen in unserer Stadt fühlen sich trotz allem nicht mehr sicher."

Bundesweit haben antisemitische Vorfälle seit dem Überfall der radikal-islamischen Hamas auf Israel am 7. Oktober drastisch zugenommen. Der Bundesverband der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus (Rias) dokumentierte seither bundesweit 202 Vorfälle - 240 Prozent mehr als in der gleichen Zeit des Vorjahrs. Neun von zehn der dokumentierten Vorfälle seien "israelbezogener Antisemitismus", teilte Rias mit.

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