Das Bistum Aachen hat die Namen von 53 verstorbenen Tätern und mutmaßlichen Tätern, denen sexualisierte Gewalt gegen Minderjährige oder Schutzbefohlene vorgeworfen wird, im Internet veröffentlicht. Der Schritt war bereits im Mai angekündigt worden und soll bei der Aufarbeitung von Missbrauch helfen.
Es gehe um 52 Priester und einen Laien, sagte Bischof Helmut Dieser in Aachen bei einer digitalen Pressekonferenz. "Wir möchten Betroffenen Mut machen, sich mitzuteilen", wird der Bischof zitiert. "Mit der Nennung der Namen gehen wir dabei weiter voran." Nach eigener Aussage ist Aachen das erste Bistum, das diesen Schritt geht. Dieser ist seit etwa einem Jahr Missbrauchsbeauftragter der Deutschen Bischofskonferenz.
Missbrauch in der katholischen Kirche:"Er war ja der Pfarrer, ihm gehorchte man"
Die Schweizerin Vreni Peterer wurde als Kind von einem Priester schwer missbraucht. Heute gibt sie Betroffenen in ihrem Land eine Stimme und hofft auf Aufarbeitung. Die Chancen stehen gut: Es brodelt bei den Schweizer Katholiken.
Für die Veröffentlichung eines Namens gelten folgende Kriterien: Eine einschlägige staatliche oder kirchenrechtliche Verurteilung - dann wird von "Tätern" gesprochen - oder es muss ein positiv beschiedener Antrag von Betroffenen auf Anerkennung des Leids von der Unabhängigen Kommission für Anerkennungsleistungen (UKA) vorliegen, dann ist von "einem mutmaßlichen Täter" die Rede. Zudem muss die Person vor mehr als zehn Jahren gestorben sein. Erwähnt sind in knapper Form biografische Daten, Strafurteile und Beschuldigungen. Teils sind die Priester schon länger als 60 Jahre tot.
Hotline für Betroffene eingerichtet
Die Nennung der Namen ist mit dem Aufruf an die Öffentlichkeit verbunden, weitere Informationen zur Aufarbeitung zu geben. Die Kirchengemeinden, in denen die Beschuldigten zum Tatzeitpunkt tätig waren, seien informiert, erklärte das Bistum. Es gebe eine Telefon-Hotline für Betroffene sowie die Möglichkeit einer Online-Meldung.
Als eines der ersten Bistümer hatte Aachen im November 2020 ein unabhängiges, ohne Einschränkungen erstelltes Gutachten einer Anwaltskanzlei über den eigenen Umgang mit Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs veröffentlicht. Dabei wurden Hinweise auf 175 Missbrauchsopfer gefunden. Untersucht wurden Übergriffe von 81 Klerikern. Davon wurden 14 näher beschrieben, die Namen aber nicht genannt.