William und Catherine in Deutschland:Was tun, wenn man einem britischen Royal begegnet

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Es ist das erste Mal, dass Prinz William und Herzogin Catherine mit ihren Kindern nach Deutschland kommen. Wo man einen Blick auf die Royals erhaschen kann - und wie man sich dann richtig verhält.

Von Leonie Gubela, Oliver Klasen, Viktoria Bolmer und Violetta Simon

Es ist zwei Jahre her, dass ein Mitglied des britischen Königshauses Deutschland beehrte. Damals kam die Queen persönlich. Der Besuch, der von diesem Mittwoch an erwartet wird, dürfte genauso viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Prinz William und Herzogin Catherine bereisen drei deutsche Städte in drei Tagen. An ihrer Seite die beiden knuffigsten Vertreter des Palastes: Prinz George und Prinzessin Charlotte. Die Familie ist die wichtigste PR-Geheimwaffe des Königreiches, dessen Image leidet, seitdem sich die Untertanen für den EU-Austritt entschieden haben.

Einige Punkte des Besuchsprogramms - Brandenburger Tor, Treffen mit Kanzlerin und Bundespräsident - gehören zum Standardrepertoire, wenn erlauchte Gäste anreisen. Aber warum besuchen die britischen Royals ausgerechnet Heidelberg? Was wollen sie im Berliner Stadtteil Marzahn? Und wo kommen Schaulustige ihnen am Nächsten? Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Was muss man über die königliche Familie wissen?

Zwar sind die vier bekannter als die Beatles, aber für alle, die nicht so drin sind in der Materie, hier ein paar Infos in aller Kürze. Prinz William, 35, steht an Nummer zwei der britischen Thronfolge, vollständiger Titel: Seine Königliche Hoheit William Arthur Philip Louis, Duke of Cambridge, Earl of Strathearn and Baron Carrickfergus. Ihre Königliche Hoheit Catherine verleiht dem manchmal etwas spröden William den Glamour. Perfekt ist das Glück, seit die Kinder da sind. Prinz George, fast vier Jahre alt und stets mit kurzen Hosen bekleidet, kann gucken wie Grumpy Cat und schafft es, trotzdem bezaubernd auszusehen. Seine Schwester Charlotte ist wohl die weltweit einzige Zweijährige, deren Auftritte von Millionen Anhängern verfolgt werden.

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Baum gepflanzt, Familie gegründet, in ein neues Zuhause gezogen. Mit 35 hat die Nummer zwei in der britischen Thronfolge alles erreicht, was man in seinem Alter so zu erledigen hat. Nur eine Sache fehlt noch.

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Wo wohnt die königliche Familie?

Das ist streng geheim. Fest steht, dass die Windsors und ihr Personal eine Nacht in Berlin und eine in Hamburg verbringen werden. Luxushotel-Besitzer in der Hansestadt dürften bei der Aussicht auf den Besuch dennoch gelassen bleiben. Denn selbst wenn Duke, Duchess und ihre Entourage ein paar Sonderwünsche haben, sind sie deutlich unkompliziertere Gäste als so mancher Teilnehmer des G-20-Gipfels. Der König von Saudi-Arabien zum Beispiel hatte alle 160 Zimmer im Vier Jahreszeiten gemietet und das ganze Hotel nach seinen Wünschen umbauen lassen. Am Ende stornierte er - drei Tage vor dem Termin. Die saudische Delegation reiste zwar trotzdem an, einen Thron brauchte aber keiner mehr.

Wo kann man William, Catherine und die Kinder sehen?

Den ersten Gesprächstermin nach der Landung am Flughafen Tegel hat sich die Kanzlerin gesichert. Beobachter fragen sich gespannt, ob Prinz George Angela Merkel die Hand geben wird. Beim Treffen mit Kanadas Premier Justin Trudeau im vergangenen Jahr hatte sich die Nummer drei der britischen Thronfolge lieber schüchtern hinter den Eltern versteckt.

Nach dem Mittagessen wird es volksnah: William und Catherine besuchen Brandenburger Tor und Holocaust-Mahnmal - wer früh genug kommt, dürfte hier einen Blick auf den royalen Besuch erhaschen. Danach bringt das Herzogspaar Glanz in einen Stadtteil, in den sich sonst kaum Prominenz verirrt: Die Briten besuchen den gemeinnützigen Verein "Straßenkinder e. V" in Marzahn. Weitere Programmpunkte sind ein Gespräch mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue sowie am Abend eine Gartenparty mit 600 geladenen Gästen in der britischen Botschaft.

Am Donnerstag geht es für ein paar Stunden nach Heidelberg. Dort ist unter anderem ein Spaziergang durch die Altstadt geplant, sowie eine Ruderregatta auf dem Neckar. Stadtsprecher Achim Fischer hält diesen Termin für die beste Gelegenheit, die Briten zu sehen. Vom Neckarufer aus hätten "Tausende Menschen die Möglichkeit auf einen direkten Blick". Nach der Siegerehrung fliegt das Paar zurück nach Berlin, wo in Clärchens Ballhaus Vertreter der Kunst- und Kulturszene warten.

Am Freitag reisen die Royals nach Hamburg und treffen dort unter anderem den Ersten Bürgermeister Olaf Scholz und Auszubildende des Airbus-Werks in Finkenwerder. Glaubt man der britischen Botschaft, dürfte man William und Catherine am Nachmittag vor dem Besuch in der Elbphilharmonie am Nächsten kommen. Die Kinder werden nach Angaben der britischen Botschaft nicht am offiziellen Programm teilnehmen. Wo sie außer bei der Ankunft und bei der Abreise zu sehen sind, ist noch offen.

Warum ausgerechnet Heidelberg und Marzahn?

Heidelberg ist die Partnerstadt von Cambridge, Catherine und William sind Herzogin und Herzog von Cambridge und auf dem Marktplatz wird am Donnerstag das "Heidelberg-Cambridge Festival" gefeiert. Interessanter ist, was Williams Vorfahren mit Heidelberg verbindet: 1613 feierten die englische Königstochter Elizabeth Stuart und der pfälzische Kurfürst Friedrich V. ihre Hochzeit in - richtig - Heidelberg. Die zwei waren zwar schon in London getraut worden, fuhren danach aber mit dem Schiff nach Heidelberg, um dort eine mehrtätige Sause zu zelebrieren. Ähnliches erwartet nun auch William und Catherine, wenn sie beim Ruderboot-Rennen gegeneinander antreten.

Warum es die Royals ausgerechnet in das Kinderhaus "Bolle" nach Marzahn verschlägt, ist schwieriger zu erklären. In dem Ostberliner Bezirk besuchen die beiden den Verein "Straßenkinder". Am ehesten läge als Begründung auf der Hand, dass Catherine und William auf fast allen Auslandsreisen das soziale Engagement vor Ort würdigen, also auch bei ihrem Deutschland-Besuch. Warum nicht auf die Arbeit in einem Problemviertel hinweisen? Marzahn zumindest kann diese Aufmerksamkeit sicher dringender gebrauchen als andere Stadtteile. Und: Gewisserweise hat auch dieser Besuch Tradition. 1995 war Williams Vater, Prinz Charles, zu Besuch in einer Wohnung in Marzahn - um sich einen Eindruck vom Leben in einem sozialistischen Plattenbau zu verschaffen, wie der RBB schreibt.

Wer reist mit?

Zur Entourage der königlichen Familie gehören etwa ein Dutzend Personen. Angeführt wird das Gefolge von Maria Teresa Turrion Borrallo. Sie ist Absolventin einer britischen Nanny-Kaderschmiede und für George und Charlotte verantwortlich, wenn Mama und Papa auf dem Neckar wettrudern oder bis spät in die Nacht den Geburtstag der Queen in Berlin feiern wollen.

Um Catherines Haare kümmert sich ihre langjährige Friseurin Amanda Cook Tucker. Stylistin Natasha Archer, am Hof nur Tash genannt, stellt die Outfits zusammen und wählt dazu den passenden Lippenstift. Die rechte Hand der Herzogin ist Rebecca Deacon. Bei öffentlichen Auftritten ist es die Aufgabe der Privatsekretärin, Blumen und Geschenke entgegenzunehmen. Oft ein anstrengender Job angesichts der Beliebtheit des Paares. Mit dabei außerdem: Die Pressesprecher des Paares, der ehemalige Diplomat Sir David Manning als Berater und zwei Mitglieder der Royal Air Force.

Finden wir den Besuch gut?

In dieser Frage ist die Nation gespalten. "Was das alles wieder kostet!" und: "Haben wir keine anderen Probleme?" sagen jene, die die Monarchie in ganz Europa am liebsten abschaffen würden und sich nicht davon erweichen lassen, dass dann Tausende Klatschreporter arbeitslos würden. "Oh, wie süüüüüüüüüüüüß", sagen alle anderen. Das weiß man auch im britischen Außenministerium, womit wir beim nächsten Punkt wären:

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Was ist der Grund für den Besuch - und was bringt er?

Natürlich geht es beim Besuch von William und Catherine nicht nur um schöne Fotos, die beiden haben auch eine politische Agenda. Sie sind auf ausdrücklichen Wunsch eben jenes Außenministeriums in Deutschland und Polen unterwegs - als "Brexit-Botschafter" sozusagen. Die Anwesenheit der britischen Royals soll Ängste vor dem Abdriften Großbritanniens nach dem Austritt aus der EU dämpfen. "Der Herzog und die Herzogin von Cambridge möchten Deutschland und die Menschen hier in vielen persönlichen Begegnungen kennenlernen und die deutsch-britische Freundschaft in ihrer Vielfalt und Beständigkeit feiern und vertiefen", sagt der britische Botschafter Sebastian Wood. Auch wirtschaftlich sollen Deutschland und Großbritannien profitieren: In Berlin wird das Paar mehrere Unternehmer treffen.

Was tun, wenn man einem Royal begegnet?

"Hallo, Majestät" rufen, winken, das Handy zücken? Eher nicht. Wenn Sie dem Paar gegenüberstehen, beweisen Sie Stil. Warten Sie, bis Sie angesprochen werden - und antworten Sie auf Englisch. Die Anrede der Queen lautet - nach einem ersten Your Majesty - "Ma'am", William als ihr Enkel wird nach einem einmaligen "Your Royal Highness" mit "Sir" angesprochen. Ein Hofknicks ist bei ihm und seiner Frau Catherine nicht vorgeschrieben, diese Ehre wird nur der Queen zuteil. Dass man auch William und Kate nicht um ein Selfie bittet, versteht sich von selbst.

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