Deutschland-Besuch:Berlin grüßt die Queen

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Welcome, Ma'am: Die Queen bei der Ankunft in Berlin. (Foto: Getty Images)

Lächeln, immer lächeln: Queen Elizabeth II. beginnt ihren Deutschland-Besuch in der Hauptstadt. Aus der angekündigten "stillen Ankunft" wird nichts.

Von Jana Stegemann, Berlin

Die weißen Mäuse warten bereits, als am Himmel über Berlin um 18.52 Uhr ein Flugzeug auftaucht. Es wird von zwei Kampfjets eskortiert. Die Queen ist pünktlich. Um 18.59 Uhr rollt die Maschine auf den roten Teppich zu, der zu diesem Zeitpunkt pitschnass ist. Um Punkt 19 Uhr öffnet sich die Tür. Aufmarsch Ehrengarde. Aufmarsch Begrüßungskomitee. Welcome, Your Majesty!

Zwei Minuten später entsteigt der Maschine die dienstälteste Monarchin Europas. Farbschwerpunkt der Garderobe: Royalblau und Türkis. Ein großer türkisfarbener Hut mit köngisblauer Blüte, weiße Handschuhe und die typische schwarze Lackhandtasche. Außerdem trägt sie ein gelöstes Lächeln im sorgfältig geschminkten Gesicht. Ihr Ehemann, Prinz Philip, wirkt ebenfalls gut aufgelegt.

Mit der angekündigten "stillen Ankunft" ist es mit Beginn der 21 Salutschüsse dann aber vorbei. Die sechs 105-Millimeter-Feldhaubitzen machen ordentlich Krach. Die weißen Mäuse - Motorradpolizisten in weißen Uniformen, die den Queen-Bentley eskortieren - lassen die Motoren laufen.

Die "Weißen Mäuse" eskortierten die königliche Limousine vom Flughafen zum Hotel Adlon. (Foto: dpa)

Der viertägige Staatsbesuch von Königin Elisabeth II., der routiniertesten Diplomatin der Welt, hat begonnen. Es wird, aller Voraussicht nach, ihr letzter in Deutschland sein. Das hat zur Abwechslung mal nichts mit einem möglichen EU-Austritt der Briten zu tun, sondern mit dem hohen Alter der Monarchin. Sie ist mittlerweile 89 Jahre alt. Vor genau 50 Jahren war Elizabeth II. zum ersten Mal in Deutschland. Ihre elftägige Rundreise war Balsam auf der Seele der jungen BRD und wurde von den Medien als "Jahrhundertbesuch" gefeiert. Nur die Mauer störte etwas.

Heute, 50 Jahre später, ist der Auftakttermin auf dem militärischen Teil des Flughafens Tegel schnell vorbei. Drei Minuten für ein Dutzend Hände schütteln. Schon steigt Elizabeth II. in ihren weinroten Bentley. 405 PS setzen die 3,4 Tonnen schwere königliche Limousine langsam Richtung Hotel Adlon in Bewegung. Die weißen Mäuse fahren vorneweg. 30 Minute später erreicht die Eskorte das Brandenburger Tor. Auf dem Dach des Adlon wird bereits die Queen-Flagge gehisst, davor warten Hunderte auf die Ankunft der alten Dame.

Der Queen-Bentley bei der Ankunft am Brandenburger Tor. (Foto: dpa)

Es ist der 97. Staatsbesuch in ihrer 63-jährigen Regentschaft und der fünfte in Deutschland. In den kommenden drei Tagen wird die Queen gemeinsam mit ihrem 94-jährigen Mann Prinz Philip 13 Termine in drei Bundesländern absolvieren. Bis auf die Minute ist das Protokoll ausgearbeitet. Die Berliner Polizei ist mit 1450 Beamten im Einsatz. Die Queen hat die zweithöchste Gefährdungsstufe, nur der amerikanische und der israelische Präsident gelten als noch gefährdeter.

Zweieinhalb Jahre wurde der Queen-Besuch vorbereitet. Vor allem von und unter der Regie zweier Männer, die die Queen und ihren Ehemann bereits im Inneren des Flugzeuges begrüßen dürfen: Der britische Botschafter Sir Simon McDonald und der Protokoll-Chef des Auswärtigen Amts, Botschafter Jürgen Mertens.

"Heute ist ein großer Tag für mich", hat McDonald auf einer Pressekonferenz in der Britischen Botschaft gesagt. "Dieser Besuch ist etwas Besonderes". McDonald ist ein Vorzeige-Untertan, der sich demonstrativ auf seine Chefin freut. Ihre Reise sei ein "Signal, wie wichtig die Beziehung der beiden Länder ist". Über einen möglichen EU-Austritt der Briten redet McDonald nicht so gern. Besonders heute nicht. "Deutschland ist unser wichtigster europäischer Partner und sehr bedeutsam für unser Land".

Warum plötzlich Premier David Cameron ebenfalls nach Berlin reist, will ein britischer Journalist wissen. Zufall, meint McDonald. Aber weil Cameron schon mal da ist, wird er auch am Staatsbankett in Schloss Bellevue teilnehmen. "Piggyback" nennen die Briten sein Verhalten. "Huckepack" auf dem Rücken der Queen nach Berlin. Der Besuch des Exportschlagers "Royalty" ist für Cameron jedenfalls ein idealer Zeitpunkt, um mit Bundeskanzlerin Angela Merkel zu sprechen.

Zurück zu anderen Fragen, die McDonald lieber beantwortet. Wie lange dauert die Schifffahrt auf der Spree? Exakt 17 Minuten, in einem Holzboot namens "Ajax". Jahrgang 1926, so wie die Queen. Was macht die Königin in ihrer Mittagspause? "Sie isst." Was schenkt sie dem Bundespräsidenten? Ein historisches Buch. Und warum geht sie nicht zu Fuß durchs Brandenburger Tor, sondern lässt sich mit dem Bentley fahren? Sie ist immerhin 89.

Presseschau zum Queenbesuch
:"Majestät, Sie waren wunderbar!"

Elisabeth II. stand vor 50 Jahren schon einmal am Brandenburger Tor - und die deutsche Presse überschlug sich vor Begeisterung über die "Sonnenkönigin". Besonders faszinierend: ihre Strumpfhosen.

Ihren Geburtstag wird die Queen am Donnerstagabend im Garten der britischen Botschaft nachfeiern. "Mein Highlight", sagt Botschafter McDonald, der gemeinsam mit seiner Frau Lady Olivia etwa 650 Menschen eingeladen hat - darunter sieben Ministerpräsidenten, Maut-Minister Alexander Dobrindt sowie Gesundheitsminister Hermann Gröhe. Außerdem gesellen sich zur illustren Schar: Schauspieler Henning Baum und Adelsexperte Rolf Seelmann-Eggebert, der in diesem Jahr zum 38. Mal für die ARD die Geburtstagsparade der Queen kommentierte.

Die Gänseblümchen aus dem Botschaftsrasen sind längst ausgerupft, sie standen in einem unpassenden Gegensatz zu der Vorstellung eines perfekten englischen Rasens. 50 Liter Pimm's - ein britischer Gin-Kräuter-Likör - stehen für die Gäste bereit.

Wie teuer so ein viertägiger Queen-Besuch sei, wird McDonald noch gefragt. Die Kosten teilen sich beide Länder, antwortet der Botschafter. Mehr könne er nicht sagen. In London wird die Summe erst ein Jahr später verkündet. Es wird aber doch wohl ein bisschen mehr sein als 1965. Der Besuch damals kostete etwa 375 000 Mark.

Deutschland-Besuch der Queen
:Dame in Weiß besucht Berlin

Bootsfahrt auf der Spree, Plausch mit der Kanzlerin, dazwischen winken, winken, winken und am Abend ein Staatsbankett mit politischer Botschaft: Das Programm für den Berlin-Besuch von Queen Elizabeth ist straff. Impressionen vom ersten Tag.

(Mit Material der Agenturen)

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