Vatikan:Haftstrafe für italienischen Kardinal

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Novum in der Kirchengeschichte: Haft und Geldstrafe für Kardinal Angelo Becciu. (Foto: Andrew Medichini/AP)

Das Urteil wegen Betrugs und Unterschlagung ist ein Novum in der Kirchengeschichte: Der italienische Kardinal Angelo Becciu muss fünfeinhalb Jahren ins Gefängnis.

Zweieinhalb Jahre lang gab es im Vatikan großes Gerichts-Kino. Ankläger und Verteidiger zogen alle juristischen und rhetorischen Register, um zu klären, wer schuld war an Millionenverlusten. Nun gab es ein Urteil: Der italienische Kardinal Angelo Becciu, 75, ist wegen Betrugs und Unterschlagung zu fünfeinhalb Jahren Haft und einer Geldstrafe verurteilt worden. Der Strafgerichtshof des Vatikanstaats verkündete das Urteil am Samstagnachmittag. Becciu ist der erste Kardinal in der Kirchengeschichte, der von der Vatikan-Justiz verurteilt wurde.

Becciu stand im Zentrum eines seit mehr als zwei Jahren andauernden Prozesses. Laut Urteil trägt er die Hauptverantwortung für verlustreiche Millionendeals im Vatikan. Neben Becciu gab es neun weitere Angeklagte.

Im Kern geht es um den verlustreichen Kauf einer Luxusimmobilie in London ab 2014 durch das vatikanische Staatssekretariat, in dem Becciu mehrere Jahre ein wichtiger Abteilungsleiter war. Über einen Finanzdienstleister investierte das Staatssekretariat einen dreistelligen Millionenbetrag in eine Luxusgeschäftsimmobilie. Genauer gesagt sicherte es sich Anteile an einer Investmentgesellschaft - verpasste es jedoch, auch Mitspracherechte zu erwerben. Als sich der Deal als Flop erwies, musste sich das Staatssekretariat "freikaufen" - für 15 Millionen Euro. Und dann wurde die Immobilie mit Verlust verkauft.

Insgesamt soll der Schaden für den Vatikan bei rund 150 Millionen Euro liegen. Doch das ist nicht alles: Becciu soll mit Zahlungen des Staatssekretariats an Sozialorganisationen in seiner Heimat Sardinien Verwandte begünstigt haben. Hier geht es um 125 000 Euro. Und er soll Mitschuld daran tragen, dass eine angebliche geopolitische Expertin den Vatikan mutmaßlich um 575 000 Euro prellte.

Der Vatikan-Strafverfolger, Alessandro Diddi, hatte für Becciu eine Haftstrafe von sieben Jahren und drei Monaten sowie eine hohe Geldstrafe gefordert. Den zehn Angeklagten warf Diddi unter anderem Erpressung, Geldwäsche, Betrug, Korruption, Veruntreuung und Amtsmissbrauch vor. Auch den Mitangeklagten drohen Haft- und Geldstrafen.

Seine wesentlichen Rechte als Kardinal hat der Sarde bereits 2020 verloren, auch wenn er den Titel weiter tragen darf. Der Kardinal hatte im Verlauf des Verfahrens seine Unschuld betont. Sein Anwalt kündigte nach der Urteilsverkündung an, dass er in Berufung gehen will.

Milde Strafe für Ex-Vatikan-Finanzaufseher

Der ehemalige vatikanische Finanzaufseher Rene Brülhart ist in diesem Finanzstrafprozess zu einer milden Geldstrafe verurteilt worden. Wie das Gericht weiter mitteilte, wurde der Schweizer vom Vorwurf der Mitwirkung an Unterschlagungen und betrügerischen Machenschaften freigesprochen.

Schuldig gemacht habe er sich nur insofern, als er die verdächtigen Vorgänge nicht bei der vatikanischen Justiz angezeigt habe. Für diesen Gesetzesverstoß wurde Brülhart zu einer Geldstrafe von 1750 Euro verurteilt.

© SZ/KNA/dpa/lala - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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