US-Filmmogul:Staatsanwaltschaft und Verteidigung einig über neuen Prozess gegen Weinstein

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Harvey Weinstein am 1. Mai bei der Anhörung in Manhattan. (Foto: STEVEN HIRSCH/AFP)

Das erste Urteil gegen Harvey Weinstein war ein Meilenstein der Rechtsgeschichte und der "Me Too"-Bewegung. Dann wurde es überraschend aufgehoben. Jetzt könnte der Prozess im Herbst neu aufgerollt werden.

Nach der spektakulären Aufhebung des Vergewaltigungsurteils gegen den früheren Filmmogul Harvey Weinstein will die Staatsanwaltschaft den Prozess neu aufrollen. Das teilten Vertreter der Staatsanwaltschaft am Mittwoch bei einer Anhörung vor einem Gericht in New York mit, bei der auch der 72-jährige Weinstein selbst anwesend war, wie mehrere US-Medien übereinstimmend berichteten.

"Wir glauben an diesen Fall und wir werden diesen Fall neu aufrollen", sagte die stellvertretende Staatsanwältin Nicole Blumberg. Auch die Verteidigung zeigte sich einverstanden mit einem neuen Verfahren. Beide Seiten signalisierten, dass sie im Herbst für einen neuen Prozess bereit sein könnten, wenn das in den Gerichtskalender passen würde.

Sexualverbrechen
:Harvey Weinstein im Krankenhaus

Eigentlich sollte der frühere Filmmogul zu einer Anhörung vor Gericht erscheinen. Nun wurde der 72-Jährige in eine Klinik eingeliefert - die Verlegung in eine New Yorker Haftanstalt war zu viel, sagen seine Anwälte.

Richter Curtis Farber setzte eine neue Anhörung für den 29. Mai an. Ob es wirklich zu einem neuen Prozess kommt, könnte aber beispielsweise auch noch davon abhängen, ob Zeugen und Zeuginnen erneut aussagen wollen würden.

Weinstein war 2020 wegen Sexualdelikten zu 23 Jahren Haft verurteilt worden. Am vorigen Donnerstag hatte ein Berufungsgericht in New York die historische Verurteilung überraschend aufgehoben. Mit knapper Mehrheit befand das Gremium, dass bei dem damaligen Prozess Verfahrensfehler gemacht wurden. Zahlreiche Unterstützer und Aktivistinnen der "Me Too"-Bewegung hatten sich entsetzt gezeigt.

Weinstein ist aber weiter in Haft, weil er 2023 in einem anderen Strafprozess in Los Angeles, in dem es ebenfalls um Sexualverbrechen ging, zu 16 Jahren Gefängnis verurteilt worden war. Auch dieses Urteil fechten seine Verteidiger an.

Nach der Aufhebung des Urteils in New York war Weinstein aus einer Haftanstalt im Norden des Bundesstaats New York in das Gefängnis Rikers Island in der Metropole New York verlegt worden. Anschließend musste er nach Angaben seines Sprecher- und Anwaltsteams in einem Krankenhaus in Manhattan behandelt werden, er habe unter anderem Bluthochdruck, ein Herzleiden und "einer Vielzahl" anderer Gesundheitsprobleme. In den Gerichtssaal wurde er am Mittwoch in einem Rollstuhl geschoben.

Der erste Weinstein-Prozess hatte einen Meilenstein der Rechtsgeschichte markiert. Der Fall hatte damals die "Me Too"-Bewegung maßgeblich mit ausgelöst. Seit 2017 haben mehr als 80 Frauen Weinstein öffentlich sexuelle Übergriffe vorgeworfen. Der Ex-Produzent hat stets jede Schuld zurückgewiesen und behauptet, sexuelle Handlungen hätten einvernehmlich stattgefunden.

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