In der heißen Phase des Jahres, die früher auch als Sommerloch bekannt war, machte der Bundestag Urlaub, und die Leute waren etwas weniger genervt als sonst - den milden Temperaturen sei Dank. Deshalb passierten weniger Dinge, über die Journalistinnen und Journalisten zu schreiben hatten. Dennoch mussten Zeitungsseiten gefüllt werden. Zum Glück ist es dem Menschen aber gelungen, die Tiere in seinem Umfeld so zu domestizieren, dass sie pünktlich zum Sommerbeginn ungewöhnliche Dinge tun. Man denke an den "Problembären" Bruno, der sich ausgerechnet im Sommer 2006 nach Bayern verirrte. Oder an den Kraken Paul, der 2010 die Ergebnisse der Fußball-WM vorhersagte.
Seitdem ist viel passiert. Themen wie Krieg, Corona und Inflation verzichten auf Ferien. Und das Wort "Sommerloch" taugt nur noch als Beschimpfung von Lesern an ihre Zeitung, wenn ihnen ein Thema mal wieder besonders irrelevant erscheint.
Und dennoch erkämpfen sich die Tiere auch im Jahr 2022 ihre Aufmerksamkeit. Schon Ende Mai hüpfte ein Känguru durch den Kreis Heinsberg. RTL sprach von einer "Stadt in Aufruhr". Zwei Wochen später besuchte ein dort nicht heimisches Walross die Insel Rügen. Die Hamburger Morgenpost schrieb von "begeisterten Strandgästen". Mehr noch: So sehr gehört das Sommerloch zum kulturellen Gedächtnis, dass manch einer dort entlaufene Tiere sieht, wo gar keine sind. In Hanau meldete gerade ein Mann, dass er ein Krokodil im Main habe schwimmen sehen. Die Polizei suchte das Ufer "in bester Crocodile-Dundee-Manier" ab. Das Reptil fand man nicht. Was nur logisch ist. Es wird sich erst dann zeigen, wenn die Welt wieder weiß, was sie an ihren Sommerloch-Tieren hat.
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