SZ-Kolumne "Bester Dinge":Ansteckende Solarzellen

(Foto: H. Baesemann/imago)

Solaranlagen haben ganz offensichtlich einen R-Wert von über eins, kaum ist ein Nachbar damit infiziert, steckt er seine ganze Umgebung an. Und das ist gut fürs Klima.

Von Titus Arnu

Der Begriff "Ansteckung" ist derzeit extrem negativ besetzt. Wen wundert's: Das Sars-CoV-2 Virus und seine Mutanten verbreiten weltweit Horror. Fast jeder außer einigen Spinnern und Spinnerinnen hat Angst vor Ansteckung, sei es über Aerosolwolken, Klimaanlagen, Einkaufswagen, Haustiere (sind hustende Hunde eigentlich ansteckend?).

Angesichts der Gesamtlage ist fast in Vergessenheit geraten, dass Ansteckung manchmal auch etwas Gutes mit sich bringen kann. Lachen ist ansteckend. Gute Laune bei Sonnenschein ist ansteckend. Gähnen und Kopfkratzen sind ansteckend, wobei das weder gut noch schlecht ist. Dass Dinge wie Gähnen und Kratzen auf das Gegenüber überspringen, liegt an einem Resonanzsystem in unserem Gehirn, den Spiegelneuronen. Nun haben Wissenschaftler herausgefunden: Nicht nur Nervenzellen, auch Solarzellen sind ansteckend - mit positiven Folgen.

Was beeinflusst Hausbesitzer, sich Solaranlagen auf das Dach schrauben zu lassen? Dieser Frage sind Forscherinnen und Forscher des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung nachgegangen. Am Beispiel der Stadt Fresno in Kalifornien haben sie nachgewiesen: Vor allem Vorbilder in der Nachbarschaft sind für Entscheidungen über die eigene Energieversorgung relevant. "Wenn man ein Solarpanel vom eigenen Fenster aus sieht, dann beschließt man mit größerer Wahrscheinlichkeit, auch eines auf das eigene Dach zu montieren", erläutert Leonie Wenz, Co-Autorin der Studie. Der positive Effekt für die CO₂-Bilanz vervielfacht sich, je mehr Menschen sich am Nachbarn orientieren. Ansteckung kann so gesund und klimafreundlich sein.

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