Neues Album der "Rolling Stones":Weltsensation im Lokalblatt

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"Unser freundliches Team verspricht Ihnen Satisfaction. Wenn Sie Gimme Shelter sagen, werden wir Ihre shattered Fenster reparieren", steht in der Anzeige (links) in der "Hackney Gazette". (Foto: Leon Neal/Getty Images)

Bis vor wenigen Tagen war die "Hackney Gazette" einfach nur eine kleine Londoner Lokalzeitung - jetzt berichten internationale Medien über das Blatt. Schuld daran sind die "Rolling Stones".

Von Ben Bukes

Simon Murfitt ist zu einem gefragten Mann geworden, und das über Nacht. "Ich habe in meinem Leben schon viele Interviewanfragen verschickt, aber selbst interviewt wurde ich bisher noch nicht", wundert sich der 30-Jährige am Telefon. Murfitt ist verantwortlich für das im Osten Londons weltbekannte Lokalblatt Hackney Gazette, und dessen Ausgaben sind gerade gefragt wie nie.

Vor einigen Tagen war in seinem Blatt ein Inserat des vermeintlich in seinem Stadtteil existierenden Glas-Reparatur-Geschäfts "Hackney Diamonds" erschienen, welches die Eröffnung einer neuen Filiale bekannt gab. "Mir wäre die Anzeige gar nicht aufgefallen", erzählt Journalist Murfitt, "aber plötzlich meldete sich zum Beispiel jemand, der gleich 20 Stück dieser Ausgabe von uns haben wollte." Als Lokaljournalist begann Murfitt zu recherchieren und stellte fest: Fans der Altrocker Rolling Stones um Mick Jagger hatten in dem Inserat einen versteckten Hinweis für die Ankündigung eines neuen Albums erkannt. Erste britische Medien berichteten bereits, im Werbetext seien die Titel dreier bekannter Stones-Hits eingebaut, darunter stehe das Gründungsjahr der Band, darüber finde sich das Band-Logo, getarnt als i-Punkt. Die angegebene Webseite führt zum Plattenlabel der Stones, die Stimme auf dem Anrufbeantworter hinter der angegebenen Telefonnummer spricht Londoner Cockney-Akzent.

"Hackney Diamonds" steht für die Glasscherben im Arbeiterviertel

Obwohl er selbst eher auf Indie-Rock steht: Dass die Band ausgerechnet seine Hackney Gazette für ihre geheimnisvolle Botschaft gewählt hat, findet Journalist Murfitt "ziemlich cool", aber warum, das weiß er auch nicht. Von einer speziellen Verbindung der Stones zum Londoner Stadtteil Hackney habe er noch nie gehört. "Wir versuchen aber, mit ihnen in Kontakt zu kommen, doch das ist gar nicht so leicht."

"Hackney Diamonds", so viel ist sicher, steht für die Glasscherben, die einst auf den Straßen des von Kriminalität, Drogen und Armut geprägten Arbeiterviertels im Osten Londons zu finden waren. Finster und dunkel soll es dort lange gewesen sein, bevor das Viertel bunt, hip und teuer wurde. Klingt hoffnungsfroh für eine insgesamt bereits mehr als 200 Lebensjahre umfassende Herrengruppe und ihr 31. Studioalbum.

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