Prozesse - Augsburg:Chefermittler schildert noch einmal Fall Herrmann von 1981

Augsburg (dpa/lby) - 36 Jahre nach dem Tod der in einer Holzkiste vergrabenen zehnjährigen Ursula Herrmann hat der damalige Chefermittler noch einmal vor Gericht umfangreiche Angaben zu dem Fall gemacht. Der mittlerweile pensionierte Hauptkommissar erläuterte am Donnerstag vor dem Landgericht Augsburg die Ermittlungen der Sonderkommission in dem Entführungsfall. Dabei konnte er sich auch ohne Unterlagen praktisch an jedes Detail erinnern.

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Augsburg (dpa/lby) - 36 Jahre nach dem Tod der in einer Holzkiste vergrabenen zehnjährigen Ursula Herrmann hat der damalige Chefermittler noch einmal vor Gericht umfangreiche Angaben zu dem Fall gemacht. Der mittlerweile pensionierte Hauptkommissar erläuterte am Donnerstag vor dem Landgericht Augsburg die Ermittlungen der Sonderkommission in dem Entführungsfall. Dabei konnte er sich auch ohne Unterlagen praktisch an jedes Detail erinnern.

Hintergrund ist eine Zivilklage von Ursulas Bruder gegen den zu lebenslanger Haft verurteilten Kidnapper. Michael Herrmann verlangt von dem im Gefängnis sitzenden Täter 20 000 Euro Schmerzensgeld, weil er seit dem Strafprozess an Tinnitus leide. Das bereits seit Jahren laufende Zivilverfahren wird im Februar fortgesetzt. Ob es dann auch das Urteil gibt, ist noch fraglich. Der Fall Ursula Herrmann gilt als einer der spektakulärsten Kriminalfälle in der Geschichte der Bundesrepublik.

Der 73 Jahre alte Ex-Polizist beschrieb den verurteilten Entführer als "gewissenlosen Psychopathen", der keine Empathie gehabt habe. Hauptsächlich ging es bei der Zeugenaussage des damaligen Kripo-Mannes aber um die Vernehmung eines möglichen Helfers, der ebenfalls als Beschuldigter galt. Dieser inzwischen verstorbene Mann hatte zugegeben, für seinen später verurteilten Bekannten ein Loch gegraben zu haben. Dieses Geständnis hatte der Verdächtige aber widerrufen, obwohl Zeugen ihn auch auf seinem Moped mit einem Spaten gesehen hatten.

Bis heute gibt es wegen solcher Details viele Zweifel an der Aufklärung des Falls. Außerdem war es der Kripo in den 1980er Jahren nicht gelungen, das Verbrechen zu klären. Der Kidnapper wurde erst nach fast drei Jahrzehnten verurteilt. In den Monaten nach der Tat gab es auch Konflikte innerhalb der Soko. Der erste Sachbearbeiter, der nun auch Zeuge im Zivilprozess war, wurde dann abgelöst.

Michael Herrmann hatte erklärt, dass er durch den neuen Prozess auf neue Hinweise hoffe. Er geht davon aus, dass es nicht nur einen Täter gab und die ganze Wahrheit nie ans Licht gekommen ist. Seine Schwester war im September 1981 am Ammersee verschleppt und lebendig in der Kiste vergraben worden. Sie erstickte darin.

Allerdings hofft auch der Verurteilte darauf, dass durch die Klage neue Fakten bekannt werden. Denn er bestreitet bis heute die Tat. In einem Punkt machte die Zivilkammer allerdings die Hoffnungen des rechtskräftig verurteilten Mannes zunichte. Sie lehnte am Donnerstag ein neues Gutachten zu einem Tonbandgerät ab, das in dem Strafprozess eine große Rolle gespielt hatte. Das Tonbandgerät soll der Kidnapper bei den damaligen Erpresseranrufen abgespielt haben.

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