Düsseldorf:Reul beklagt Attacken auf Bedienstete

Lesezeit: 2 min

Herbert Reul (CDU), Innenminister von Nordrhein-Westfalen. (Foto: Oliver Berg/dpa)

Als "scheiß Beamtin" und "dumme Schlampe" beschimpft ein Mann im Wuppertaler Einwohnermeldeamt die Mitarbeiterin Nicole Schorn. Sie hat ihm gerade an der...

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Düsseldorf (dpa/lnw) - Als „scheiß Beamtin“ und „dumme Schlampe“ beschimpft ein Mann im Wuppertaler Einwohnermeldeamt die Mitarbeiterin Nicole Schorn. Sie hat ihm gerade an der Infotheke erklärt, dass kein spontaner Termin mehr frei sei. Der Mann schiebt die Unterlagen zusammen - und schmeißt sie im nächsten Moment Nicole Schorn ins Gesicht. Bis heute macht der Vorfall der 31-Jährigen zu schaffen. Beleidigungen seien sie und ihre Kollegen zwar gewohnt, sagt Schorn, aber „dass ein Mensch Ihnen Dinge ins Gesicht schmeißt, obwohl sie nur Ihren Job machen“, das schockiere sie bis heute.

Beschimpfungen, Pöbeleien, Drohungen oder Angriffe - nach Worten von NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) gehört das für Einsatz- und Rettungskräfte, Polizeibeamte und Mitarbeiter von Ordnungsbehörden mittlerweile zum Alltag. „Für manche Menschen fühlt sich die Arbeit in den letzten Monaten und Jahren nicht mehr sicher an“, sagt der Minister am Montag in Düsseldorf bei der Vorstellung eines neuen Netzwerks, das Betroffene unterstützen soll. Reul beklagt in der Corona-Pandemie eine zunehmende Aggressivität gegenüber Beschäftigten im öffentlichen Dienst. „Die Angriffe sind nicht nur häufiger geworden, sondern auch heftiger.“

Sven Nütten ist Mitarbeiter des Ordnungsamtes in Aachen. Ihn traf der Hass online. Als er einen Mann auf der Straße auf die Maskenpflicht hinwies, wollte dieser handgreiflich werden. Zum Selbstschutz hätten Nütten und sein Kollege den Mann fixiert - und seien dabei gefilmt worden. Das Video verbreitete sich in den sozialen Medien. „Aufsuchen und die Fresse einschlagen“ oder „eines Tages wird deren Blut vergossen“, las der 33-Jährige in den Kommentarspalten. „Viele Leute vergessen, dass ein Angriff auf uns eigentlich ein Angriff auf sie selber ist, weil wir für die Gesellschaft arbeiten“, sagt Nütten.

Das neugegründete Netzwerk „Sicher im Dienst“ soll Betroffenen helfen, Angriffe und Bedrohungen zu verarbeiten und beratend zur Seite stehen. Der Initiative gehören nach Ministeriumsangaben über 450 Mitglieder aus Behörden, Verbänden und Organisationen an. Ziel sei es etwa, Arbeitsplätze sicherer zu machen. Beschäftigte sollen zudem lernen, Gefahrensituationen rechtzeitig zu erkennen.

Im öffentlichen Dienst arbeiten in NRW fast eine Million Menschen. „Der öffentliche Dienst verdient unseren Schutz“, sagt Reul. „Schließlich sorgt er dafür, dass die Menschen in Nordrhein-Westfalen gut leben können.“

Dass sie mit der Sorge vor Gewalt am Arbeitsplatz nicht alleine ist, beruhigt Nicole Schorn. Der Austausch mit anderen Betroffenen helfe ihr. „Man verarbeitet das auch noch mal ganz anders, wenn man zum Beispiel mit Kollegen darüber spricht“, sagt sie. „Dass dieses Thema jetzt angegangen wird, zeigt, wie wichtig es ist.“

© dpa-infocom, dpa:220124-99-831933/3

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: