SZ-Kolumne "Bester Dinge":Pizza Air

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(Foto: imago /gunman1999)

Der Fortschritt mag oft Liebgewonnenes ersetzen. Doch wenn, wie bald in Seattle, Drohnen und nicht mehr Boten die Pizza ausliefern, ist das ein Grund zur Freude.

Von Marcel Laskus

Der Job eines Pizzaboten soll schön sein? Ja, ungefähr so schön wie der Tritt in einen alten Kaugummi. Das ist spätestens seit dem Film "Kevin - Allein zu Haus" bekannt. Darin bestellt der eigentlich durchaus sympathische neunjährige Hauptdarsteller eine Pizza. Als der zu ihm eilende Bote dann an Kevins verschlossene Tür klopft, ist da von innen eine bedrohlich klingende Stimme zu hören. Sie kommt nur aus dem Fernseher, den der Bote aber nicht sehen kann, und genau deshalb dreht Kevin den Fernseher auf maximale Lautstärke. Im Fernseher staucht ein Mann sein schweigendes Gegenüber zurecht und eröffnet mit einer Waffe das Feuer. Der Pizzabote legt den Karton ab und rennt panisch davon. Und Kevin? Verspeist genüsslich sein Abendessen.

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Der Film ist von 1990, und längst verhält sich auch so mancher Einfamilienhausbewohner wertschätzend gegenüber der Working Class. An den Jobmerkmalen des Pizzaboten hat sich indes kaum etwas geändert. Sie stürzen oft, verdienen wenig, und ständig wird gemeckert: zu kalt, zu labbrig, "IST DAS ETWA ANANAS?!" Den Pizzaboten romantisieren zum kultigen Studentenjob kann also eigentlich nur, wer noch nie acht Stunden auf einem E-Bike im Dauernieselriegen saß und für 24 Cent Trinkgeld auch noch lächeln sollte. Wie wunderbar ist es da, dass es diesen Job vielleicht schon bald nicht mehr gibt.

Kürzlich berichtete CNBC, dass der US-Drohnen-Hersteller Zipline künftig im Großraum der US-Stadt Seattle auf dem Luftweg Pizza liefern will. Zusammen mit einer lokalen Pizzakette habe man eine spezielle Box entwickelt, zwei Pizzen im Durchmesser von je 33 Zentimetern passen hinein. Die Pizzaboten könnten die Zustellung per Drohne künftig aus der Ferne überwachen, während sie im Warmen und Trocknen sitzen. Wem die so gelieferte Pizza zu kalt oder zu labbrig ist, der kann sich ja weiter abreagieren. Dann aber an einem möglicherweise wehrhaften Metallkasten.

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In einer vorherigen Version des Artikels hieß es, dass der Hauptdarsteller von "Kevin - Allein zu Haus" acht Jahre alt gewesen sei. Korrekt ist, dass er neun Jahre alt war.

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