Zu den wenigen positiven Errungenschaften der Corona-Pandemie zählt ganz sicher die neuartige Möglichkeit, kostenlos all jenen Clownerien beizuwohnen, die Menschen im Home-Office aufführen. Hätten sich Online-Konferenzen nicht etabliert, man hätte sich beispielsweise nie an dem gelungenen Auftritt eines Anwalts aus Texas erfreuen dürfen, der eine Fallbesprechung mit einem Richter wegen einer Filter-Panne als sprechendes Kätzchen bestreiten musste ("Ich bin hier live, ich bin keine Katze!"). Auch der Stunt des republikanischen Kongressabgeordneten Tom Emmer, dessen Kopf bei einem Zoom-Meeting falsch herum und ohne Köper wie ein Luftballon über den Bildschirm schwebte, sorgte für einige Lacher, visualisierte aber in erster Linie einfach nur wahrheitsgetreu den Zustand seiner Partei.
Kürzlich nun dieser Vorfall bei einer gesetzgebenden Versammlung im US-Bundesstaat Minnesota, live auf Youtube: Die Abstimmung läuft, Senator Calvin Bahr wird aufgerufen. Ein überzeugtes "Yes" ist zu hören, dann füllt seine Zoom-Kachel plötzlich den Bildschirm aus, Bahr oberkörperfrei in liegender Position, er versucht noch nach unten zu rutschen, um dem unbarmherzigen Auge seiner Kamera zu entgehen, aber zu spät: Das Bild ist in der Welt.
Dass Spötter diesen Mann nun in den Kreis oben genannter Zoom-Konferenz-Akrobaten rücken, ist aber nicht ganz fair. Denn das Politisieren vom Bett aus haben schon ganz andere vorgemacht: Louis XIV. oder Winston Churchill zum Beispiel. Auch von Kleopatra gibt es Beweisbilder (Quelle: Asterix und Obelix). Bahr ist also in Wirklichkeit ein Revolutionär: Die Macht ist erst dann wirklich beim Volk angekommen, wenn es nackt aus dem Bett über Gesetze abstimmen kann.
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